Martin Gundelach, geboren 1981 im Sternzeichen des Löwen, will am 5. Juni in seiner Wahlheimat Nusplingen, wo er seit 2003 lebt, Bürgermeister werden. Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeisterwahl: Kandidat Martin Gundelach will Unternehmer-Tugenden in die Amtsführung einbringen

Von Karina Eyrich

Nusplingen. Bürger-Meister könnte bei der Wahl am 5. Juni ein Bürger der Gemeinde Nusplingen werden: Martin Gundelach entstammt dem Gasthaus Hirsch, in Sichtweite des Rathauses, und möchte seine Heimatgemeinde mit Schwung und unternehmerischem Geist voranbringen.

"Langeweile mag ich überhaupt nicht", sagt der 34-Jährige, der inzwischen nicht mehr als Wirtschaftsjurist tätig ist, sondern als Hauptniederlassungsleiter eines großen Unternehmens. Als solches betrachtet er auch die Gemeinde, die er im Fall seiner Wahl gestalten und nicht nur verwalten will. "Unternehmer können Probleme pragmatischer lösen", sagt Gundelach und erklärt, wie er das konkret meint: Das Problem erfassen, das Ziel definieren, die Kosten und Ressourcen abklären und dann eine Strategie festlegen. Was in der Gemeinde das Gutachten zu Beginn eines Projektes sei, sei im Unternehmen das Audit – im Prinzip dasselbe. "Ein Verwalter bewegt sich in seinem Universum – ein Unternehmer hat sich für alles zu interessieren."

In Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat will Martin Gundelach wichtige Projekte "gleich am Anfang anschieben" und sieht das, was seit der Wahl von Frank Schroft in Meßstetten passiert, als Bestätigung dieser Strategie. Damit sei es freilich nicht getan: Regelmäßig Zwischenbilanz ziehen und Anpassungen vornehmen hält er für entscheidende Erfolgsfaktoren – das gelte auch für das Budget: "Es gibt ja immer Anfragen und veränderten Bedarf, dafür muss man offen sein."

Auch über die Themen, die er als Bürgermeister anpacken will, hat Martin Gundelach sich schon Gedanken gemacht. Zwei davon liegen ihm naturgemäß nahe: die Wirtschaft und der Tourismus. Was diese beiden Aspekte angeht, so sieht er viel Potenzial in der Zusammenarbeit mit Meßstetten. Günstige Bauplätze anbieten und den Unternehmen bei der Gewerbesteuer entgegenkommen – das seien Möglichkeiten, neue Betriebe zu gewinnen.

Sogar noch mehr Luft nach oben sieht er allerdings im Tourismus. Durchfahrende gebe es viele – "aber damit die Leute auch hier halten und bleiben, muss der Ort attraktiver wirken". Die Alte Friedhofskirche St. Peter und Paul sowie den Plattenkalk sichtbarer zu machen, hält Gundelach für entscheidend, und zwar durch mehr Werbung: Der Förderverein Alte Friedhofskirche tue viel, habe aber eben nur einen sehr begrenzten Etat.

Darüber hinaus wünscht sich der Kandidat eine attraktivere Ortsmitte. Dafür gelte es, Eigentümer zu motivieren, dass sie ihre Häuser renovierten – oder alte Brachen abrissen. Und warum die Spielgeräte für Kinder, die es auf dem Heira-Platz mal gab, nicht ersetzt worden seien, versteht Gundelach gar nicht.

Ein attraktiver Ort, in dem etwas los sei, hält der 34-Jährige auch für einen entscheidenden Aspekt, um junge Einwohner zu gewinnen – neben aktiven Vereinen und dem Bildungs- und Betreuungsangebot, das er in Nusplingen für ausgezeichnet hält, das es aber stetig an die wechselnden Bedürfnisse von Eltern – und Kindern – anzupassen gelte, zumal der Vater zweier Kinder weiß, wie unterschiedlich sie sein können.

Wie sieht es mit seinen Ideen für die Lösung des Raser-Problems aus? 30-er-Zonen einzuführen, hält Martin Gundelach nur bedingt für sinnvoll – an den gefährlichen und unübersichtlichen Kurven in der Ortsmitte freilich schon.

Zum derzeit schwierigsten Thema im Ort will der Kandidat keine Bewertung abgeben, ehe er die Fakten nicht genauer kennt: zum Hangrutsch. "Weil man ja noch keine Einsicht bekommt in die Gutachten", betont er. Wenn diese erst vorlägen, gelte es jedoch, "gleich von Anfang an die Dinge voranzutreiben". Als Jurist kennt er das: "Ein Gutachten folgt dem nächsten", vor den Instanzen gehe es hin und her – Entwicklungen, auf die auch ein Bürgermeister nur begrenzt Einfluss habe. "Wichtig ist, dass der Bürgermeister eine Art Mediatoren-Position einnimmt", um für die Betroffenen möglichst viel zu erreichen.

Wie seine Tür im Rathaus im Fall seiner Wahl überhaupt "jederzeit und für jeden offen stehen" soll: "Ein Bürgermeister sollte bürgernah und nah an den Menschen sein." Schon als Wirtschaftsjurist habe er so gehandelt, betont er: "Meine Mandanten habe ich begleitet und umfassend betreut." Und es gebe keinen Grund, das im Amt des Bürgermeisters anders zu machen.