Gemeinderäte votieren trotz Bedenken mehrheitlich für erhöhte Steuer bei Kampfhunden.
Nusplingen - "Die Rassen sind nicht auffälliger als andere Hunde; sie haben keine gesteigerte Aggressivität": Hans Hagers Bedenken, auch aus seinen Erfahrungen als Hundetrainer, blieben ungehört. Der Gemeinderat votierte für eine Kampfhundesteuer.
Dafür hatten sich Egon Ritter und Manfred Schinacher stark gemacht. Ihr Antrag fand mit fünf Ja-Stimmen bei zwei Gegenvoten und drei Enthaltungen die Mehrheit: Die Besitzer von beispielsweise Bullterriern, Pit Bull Terriern und American Staffordshire Terriern müssen ab 1. Januar 720 Euro zahlen. Das ist der zehnfache Betrag der vom Gremium neu festgesetzten Hundesteuer mit 72 Euro für den Ersthund und 144 Euro für den Zweithund sowie jeden weiteren Hund. Die geänderte Satzung nahm der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig an.
Die Hundesteuersätze sind in Nusplingen seit einigen Jahren unverändert gewesen. Das hatte bei der überörtlichen Prüfung die Kommunalaufsicht beim Landratsamt Zollernalbkreis auf den Plan gebracht mit der Anmerkung, dass die Gemeinde bei dieser Steuer zu den vier günstigsten Kommunen im Landkreis gehöre. Bislang zahlten Hundebesitzer 60 Euro pro Hund.
Einig zeigte sich das Gremium, für Hunde mit Begleithundeprüfung oder einer vergleichbaren Ausbildung eine Steuerermäßigung einzuführen. Auf Antrag fällt für solche Vierbeiner nur die Hälfte der Steuer an. Damit will die Gemeinde einen Anreiz für eine verantwortungsvolle Hundehaltung schaffen. Gegen eine Kampfhundesteuer hatte Hager in seiner Sitzungsvorlage aufgeführt, dass die zugrundeliegende Rasseliste des Landes Baden-Württemberg nicht nur überholt, sondern von vorneherein falsch gewesen sei: "Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der vergangenen Jahre kommen durchweg zum gleichen Ergebnis: Es ist nicht legitim, bestimmte Rassen zu diskriminieren und sie den Verboten und Einschränkungen der Rasselisten zu unterwerfen."
Hagers Fazit: Höheres Besteuern sei nicht sinnvoll, zumal es im Moment in Nusplingen keinen Hund gebe, der in diese Kategorie falle, und es schwierig sei, im Einzelfall zu beweisen, um welche Rasse es sich handelt. So sprach sich Gemeinderat Lorenz Ritter gegen eine Sondersteuer aus. Und auch Pius Horn sieht eher in der Haltung eines Hundes das Problem als in dessen Rasse. Hager jedenfalls glaubt nicht, dass die Sondersteuer Bestand haben wird.