Teurer: das DorfgemeinschaftshausFoto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Haushalt: Das Dorfgemeinschaftshaus und der Abbruch der Alten Samtfabrik sind teurer als geplant

Um 144 720 Euro hat der tatsächliche Preis des Dorfgemeinschaftshauses in Heidenstadt die geplanten Kosten überschritten – eine echte Hausnummer, finden die Nusplinger Gemeinderäte. In der jüngsten Sitzung ist abgerechnet worden.

Nusplingen. "Mehrkosten von 25 Prozent sind für mich schon eine kleine Katastrophe", sagte Gemeinderat Hans Hager, als Kämmerer Tobias Keller die Kostenabrechnung des Dorfgemeinschaftshauses in Heidenstadt vorstellte. Statt der veranschlagten 571 000 Euro hat der Neubau am Ende 715 720 Euro gekostet – das sind Mehrkosten von 144 720 Euro. "Da fehlt uns Geld, und zwar deutlich", so Hager, der bis 2018 Kämmerer in Nusplingen war. Er könne die Gründe für die Mehrkosten teilweise nachvollziehen, teilweise aber eben nicht.

Keller legte den Räten die Kosten offen und erklärte die Gewerke, in die mehr Geld geflossen ist: Hauptgrund für die Überschreitung ist die knapp bemessene Kostenstruktur für den ELR-Antrag, die Grundlage für die Haushaltsplanung 2017 und die Folgejahre war. Allerdings: Hager erinnerte daran, dass schon damals darüber diskutiert worden sei, dass der veranschlagte Kostenrahmen für das Dorfgemeinschaftshaus wohl knapp bemessen sei.

Als weiteren Grund nannte Keller die Kostensteigerung bei den Baupreisen – auch das ist in Hagers Augen absehbar gewesen und keine Entschuldigung. Genauso wenig entschuldbar seien die 28 600 Euro an Mehrausgaben für die Elektroinstallation – die Beleuchtung im Obergeschoss sieht anders aus als geplant. 19 077 Euro an Mehrkosten sind im Gewerk Erd-, Beton- und Maurerarbeiten entstanden, da rund 100 Kubikmeter mehr Aushubmaterial angefallen ist. Nachträge als Folge rechtlicher Vorschriften – Handläufe zum Notausgang, Rampe und Schallschutz – führten zu Mehrkosten von 13 812 Euro. Ebenfalls deutlich überschritten wurden die Kosten für die Außenanlagen mit 16 500 Euro. Grund ist laut Keller die relativ aufwendige Gestaltung der Außenanlagen, bei der das komplette Pflaster ein- und ausgearbeitet wurde.

Um Kosten einzusparen, wurden die Isolier- und Fußbodenbelagsarbeiten aus dem Kostenverzeichnis herausgenommen und vom Bauhof erledigt, ebenso wie die kompletten Arbeiten im Außenbereich, was die Kostensteigerung bei Bauhofkosten über 33 370 Euro begründet.

Der Eigenanteil der Gemeinde lieg nach Abzug der Zuschüsse von 235 700 Euro aus ELR-Mitteln und 150 000 Euro aus dem Ausgleichstock bei 330 217 Euro.

Keller hatte allerdings gleich Punkte parat, welche die hohen Kosten ausgleichen, etwa ein Plus an Gewerbesteuer von 70 000 Euro. Durch die Verschiebung des dritten Bauabschnitts des Backbone-Breitbandausbaus fallen 2020 deutlich weniger Ausgaben – 455 000 Euro – an. Zudem gab Bürgermeister Jörg Alisch bekannt, dass Anfang Oktober das Gebäude abgenommen worden sei. Nachgerüstet werden müsse lediglich beim Brandschutz, etwa durch das Anbringen einer zusätzlichen Rettungsleiter und Schilder.

Mehrkosten, die laut Hans Hager vermeidbar gewesen wären, sind aber auch beim Abbruch der Alten Samtfabrik im August entstanden.

Die Schlussrechnung der Baufirma beträgt 208 600 Euro – ein Plus von rund 11 400 Euro. Und auch das Ingenieurbüro hat eine höhere Rechnung geschrieben als die Vergabesumme von  26 666 Euro es vorgesehen hatte: 32 270 Euro. Keller begründet die Mehrkosten von fast 6000 Euro damit, dass die Ingenieurleistung stundenweise abgerechnet wurde. Hager: "Das müssen aber sehr viele Stunden mehr gewesen sein."

Unter dem Strich hat der Abbruch des alten Fabrikgebäudes 242 700 Euro gekostet. Im Haushalt 202 wurden dafür 212 000 Euro eingestellt, so dass 30 700 Euro nachfinanziert werden müssen. Der Grund dafür war schon in der Sitzung zuvor diskutiert worden: Beim Abbruch wurde Asbest- und PAK-haltige Dachpappe gefunden, die zu entsorgen teurer ist.

Teurer sind zudem die neuen Jungentoiletten der Kallenbergschule. Im Haushalt waren 30 000 Euro veranschlagt; am Ende sind 34 300 Euro fällig. Die Gründe: Wasser- und Abwasserleitungen mussten komplett ausgetauscht werden, ebenso die Stromleitungen. Sie waren in enorm schlechtem Zustand.

Hans Hager forderte, bei künftigen Projekten die Kostenstruktur dem Gemeinderat zeitig vorzulegen: "Beim nächsten Großprojekt muss es akkurat zugehen, damit wir reagieren können."