Der VfB Stuttgart zaudert, zittert - und kommt in die Play-off-Runde der Europa-League. Klicken Sie sich durch unsere Noten für die Roten. Foto: Pressefoto Baumann

Wenn Vedad Ibisevic nicht trifft, dann trifft keiner beim VfB Stuttgart. Gut, dass nach dem 1:1 im Hinspiel ein 0:0 gegen Botev Plovdiv reichte: Der VfB steht in der Play-off-Runde der Europa League. Klicken Sie sich durch die Noten für die Roten.

Grossaspach - Es lief die zweite Minute der Nachspielzeit, als Luis Pedro nach einem weiten Abschlag seines Torhüters frei vor Sven Ulreich auftauchte. Die Fans hielten den Atem an, Pedro drosch auf den Ball, der in den Armen von Ulreich landete. Puuh, das war knapp! Nicht zum ersten Mal in diesem Spiel, aber zum letzten Mal. Nach dieser Schrecksekunde war Schluss und der VfB eine Runde weiter. „Das ist das Wichtigste“, resümierte Ulreich und monierte: „So einen langen Ball dürfen wir nicht zulassen. Und dann haben die Abstimmung und die Staffelung nicht gestimmt.“

Wenn es nur das gewesen wäre! Die Mängelliste beim VfB war wieder lang an diesem Abend, und um ein Haar hätte Matthias Huber, der Verwaltungsdirektor des VfB, seinen Flug in die Schweiz verfallen lassen müssen. Denn lange Zeit sah es so aus, als habe der VfB mit der Auslosung für die Play-off-Runde (22. und 29. August) an diesem Freitag (13 Uhr/Eurosport live) in Nyon womöglich nichts zu tun. Dass es anders kam, lag vor allem an einer gehörigen Menge Dusel. „Die Erleichterung ist sehr groß“, gestand Sportvorstand Fredi Bobic, „vor allem, weil in der Schlussphase viel Hektik aufgekommen ist.“

„Das war kein guter Auftritt“

Daran hatte der VfB selbst schuld. Unterm Strich war Plovdiv, der Tabellenführer aus Bulgarien, dem Siegtor deutlich näher als der VfB, der mit dem 0:0 bestens bedient war und aus gutem Grund auf größere Feierlichkeiten verzichtete. „Das war nicht ganz so toll“, sagte Präsident Bernd Wahler nach dem Schlusspfiff, und das war maßlos untertrieben. Es war Besorgnis erregend. „Das war kein guter Auftritt“, räumte Christian Gentner ein, „wir haben zu viele Chancen zugelassen und zu wenige herausgespielt.“ Bruno Labbadia war regelrecht sauer. „Die erste Halbzeit hat mir überhaupt nicht gefallen“, sagte der Trainer, „zur Pause habe ich klare Worte gefunden. Danach haben wir es zumindest zu Beginn der zweiten Halbzeit besser gemacht.“ Aber auch nur zu Beginn.

Werbung in eigener Sache sieht jedenfalls anders aus. Es war das erste Pflichtspiel der neuen Saison vor den eigenen Fans, die sich zumindest nach einem Hauch jener Begeisterung sehnten, die Bobic ihnen für diese Saison versprochen hat. Doch was passierte? Der Anhang übernahm die Initiative. Nach einer halben Stunde forderte er mit Sprechchören: „Aufwachen, aufwachen!“ Bis dahin hatte Georg Niedermeier knapp am Tor der Bulgaren vorbeigeköpft (23.), doch auf der Gegenseite hatte es schon zweimal lichterloh gebrannt: Erst hatte Ulreich gegen Todor Nedelev nachfassen müssen (16.), dann hatte Niedermeier für den geschlagenen VfB-Schlussmann geklärt (24.).

Plovdiv war mutig, frech und schnell

Aufwachen? Sekunden nach den Weckrufen warf sich Ulreich in einen Schuss von Romario Kortzorg, wenig später wehrte er wieder gegen Kortzorg ab und hatte Glück, dass dessen Nachschuss über das Tor zischte. Es ging reichlich turbulent zu. Plovdiv war mutig, frech und schnell. Der VfB dagegen kam mit der 4-4-2-Aufstellung nicht zurecht.

Alexandru Maxim spielte rechts, auf seiner angestammten Position in der Zentrale aber war niemand, der das Spiel in die Hand nahm und ordnete. Erst Martin Harnik, der den Rumänen zur Pause ablöste, brachte Schwung in die Partie. Doch als Niedermeier nach einem Pressschlag mit Verdacht auf Innenbandriss im linken Knie vom Platz musste, kam ein Bruch ins muntere Spiel. Dem Innenverteidiger drohen vier Wochen Pause, und weil ein Unglück selten allein kommt, fällt sein Vertreter Antonio Rüdiger beim Ligastart an diesem Sonntag (15.30 Uhr) bei Mainz 05 aus: Rüdiger muss eine Sperre aus der vergangenen Saison abbrummen.

Gegen Plovdiv kam er ins Spiel – und benötigte Glück, viel Glück. Wie der gesamte VfB. Boban Grncarov grätschte, der Ball landete im VfB-Tor, doch der slowakische Schiedsrichter Jan Valasek entschied zu Recht auf Abseits (74.). Dann musste Serdar Tasci einen Patzer von Rüdiger ausbügeln, und schließlich folgte die Szene mit Pedro, die allen beim VfB noch mal den Angstschweiß auf die Stirn trieb. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte Ulreich. Mit dem anderen schielt der VfB an diesem Freitag zur Auslosung nach Nyon.