An verschiedenen Stationen lernen die Ärzte in der DRK-Landesschule wie in einem Notfall vorzugehen ist.Foto: Meene Foto: Schwarzwälder Bote

Rettungsdienst: Fachkräftemangel in der Region / DRK-Notarztseminar: Jeden Tag ein völlig neues Szenario

Was tun bei einem Sturz aus großer Höhe oder einem Verkehrsunfall mit einem Fahrradfahrer? Das unter anderem lernen 32 angehende Notärzte in Villingen-Schwenningen in einem achttägigen Seminar der DRK-Landesschule.

Villingen-Schwenningen. Bereits zum zweiten Mal können interessierte Ärzte auch in Villingen-Schwenningen die Zusatzbezeichnung "Notfallmedizin" erwerben. Die 32 Teilnehmer sind aus ganz Baden-Württemberg angereist, um dem Notarztseminar des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) beizuwohnen.

Veranstaltet wird das Projekt als Kooperation der Bezirksärztekammer Südbaden, des Schwarzwald-Baar-Klinikums und der DRK-Landesschule Baden-Württemberg.

Ein Jahr ausgesetzt

Im vergangenen Jahr sei der Kurs pandemiebedingt abgesagt worden, erzählt Matthias Ziegler, Schulleiter der Bildungseinrichtung Villingen-Schwenningen bei einem Pressegespräch. Umso mehr freuten sich die angehenden Notärzte und die Kursleiter, dass das Seminar in diesem Jahr mit einer Sondergenehmigung des Regierungspräsidiums und der Ärztekammer trotz Corona stattfinden kann.

Den Grund dafür erzählt Sebastian Russo, einer der Direktoren des Schwarzwald-Baar-Klinikums: "Es gibt einen akuten Fachkräftemangel unter Notärzten." Unter normalen Bedingungen werden jährlich etwa 200 bis 250 Notärzte in Baden-Württemberg ausgebildet. Durch die Pandemie mussten im vergangenen Jahr alle Seminare zum Erwerb der Zusatzbezeichnung abgesagt werden. Der Kurs in Villingen-Schwenningen soll dazu beitragen, dem Mangel an Notärzten in der Region, der bereits vor der Pandemie bestand, entgegenzuwirken.

Die erste Hälfte des Kurses findet jeden Morgen per Videochat statt – mittags folgen dann praktische Übungen in den Räumlichkeiten der DRK-Landesschule. Unter Einhaltung des strengen Hygienekonzepts können so nicht nur theoretische Inhalte vermittelt, sondern auch viele praktische Übungen in kleinen Gruppen absolviert werden.

Durch viele Fallbeispiele und Simulationen werden die zukünftigen Notfallärzte schrittweise mit der strukturellen Herangehensweise in der präklinischen Versorgung von Notfallpatienten vertraut gemacht.

Nicht für schwache Nerven

Täglich durchlaufen die vier Gruppen vier verschiedene möglichst realitätsnahe Stationen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. Für schwache Nerven ist das Seminar definitiv nicht. Wie auch im echten Leben kann es bei den Simulationen schon mal etwas lauter zugehen, wenn sich der Notfallpatient beispielsweise über Schmerzen beklagt oder andre Beteiligte in Panik verfallen.

"Solche maximalen Stresssituationen lernt man im Studium nicht", so Ziegler. Vor allem Kommunikation und Teamarbeit spielen dabei eine ganz große Rolle. "Als Notarzt trifft man jedes Mal auf ein völlig neues Szenario", erzählt Bernhard Kumle, Direktor der Klinik für Akut und Notfallmedizin am Schwarzwald-Baar-Klinikum. "Jeden Tag gibt es Dinge, die man noch nie zuvor gesehen hat."

"In den acht Tagen werden die Teilnehmer einmal quer durch die Notfallmedizin wandern", erzählt Ziegler. So lernen die Ärzte beispielsweise, wie man sich bei der Kindernotsorge verhält, wie mit einem Sturz aus großer Höhe umzugehen ist, was bei einem Schädelhirntrauma als Folge eines Fahrradunfalls zu tun ist und vieles mehr.