Wie geschaffen für einen Nationalpark: Im Bereich des Luchspfads sollen die neuen Zusatzflächen liegen. Foto: Schwarzwald Tourismus

Drei Teilstücke bestimmen Suchraum für Nationalpark. Bad Wildbad hat schon Pläne für ein Infozentrum.

Baden-Baden/Bad Wildbad - Das Wetteifern um einen Nationalpark im Schwarzwald hat begonnen: Baden-Baden sitzt in den Startlöchern - Bad Wildbad auch.

Während der Stadtkreis mit neuen Flächen um das Projekt wirbt, liegen im Calwer Kurort schon Pläne für ein nationalparktaugliches Informationszentrum Kaltenbronn in der Schublade.

Bislang besteht der 17.000 Hektar große Suchraum für einen möglichen Nationalpark aus drei separaten Teilstücken: dem Gebiet Schliffkopf/Ruhestein (Kreis Freudenstadt), dem Hohen Ochsenkopf (Kreis Rastatt) und dem Gebiet Kaltenbronn (Kreis Calw). In diese Fläche könnte der mit 10.000 Hektar geplante Nationalpark eingepasst werden, allerdings würde er nach bisheriger Planung nur aus zwei Teilstücken bestehen, von denen eines deutlich größer sein muss.

Baden-Baden ist derzeit beim Suchraum noch komplett außen vor, doch das soll sich bald ändern: Der Stadtkreis will 420 Hektar eigenen Stadtwald einbringen und damit den Anschluss Baden-Badens an das Suchgebiet Hoher Ochsenkopf herstellen. Die neuen Zusatzflächen sollen im Bereich der Badener Höhe und des Luchs- und Wildnispfads liegen, also zwischen Plättig und Schwanenwasen. Das hat der Hauptausschuss dem Gemeinderat der Stadt am Montagabend einstimmig empfohlen.

Im Gegensatz zu den Kreisen Freudenstadt und Calw scheint es dort kaum Widerstand gegen das von der grün-roten Landesregierung geplante Naturschutzprojekt zu geben: "Wir hatten eine harmonische und unproblematische Beratung", sagt Baden-Badens Pressesprecher Roland Seiter auf Anfrage: "In zehn Minuten war das Thema durch." Luchs- und Wildnispfad sowie die Badener Höhe seien bereits touristische Anziehungspunkte, die in ein Nationalparkprojekt gut integriert werden könnten, so Seiter weiter.

"Flächen am Plättig sind äußerst attraktiv"

Auch der dortige Forstamtsleiter Thomas Hauck sieht die Zusatzflächen als Bereicherung für das Projekt: "Das ist ein sehr felsenreiches Gebiet mit tollen alten Buchen- und Tannenbeständen, in dem es schon viel unberührte Natur gibt", sagt er. Rund ein Viertel des dortigen Baumbestands sei über 100 Jahre alt. Außerdem sei die Borkenkäfergefahr, die die Nationalparkgegner fürchten, dort gering: Die dafür anfällige Fichte stelle in diesem Gebiet nur neun Prozent der Bäume, sagt der Amtsleiter.

Dass Baden-Baden nun eigenen kommunalen Wald beisteuern möchte, freut auch den Naturschutzbund: "Die Flächen am Plättig sind sowohl naturschutzfachlich als auch touristisch äußerst attraktiv", sagt dessen Vorsitzender Andre Baumann.

Vorausgesetzt, der Suchraum Hoher Ochsenkopf wird eines der beiden Nationalpark-Teilgebiete, hätte Baden-Baden im Rennen um den Projektstandort damit eine komfortable Pole-Position. Denn der Stadtkreis Baden-Baden käme sowohl für das nahe gelegenen Kaltenbronn als auch für den über die Schwarzwaldhochstraße angeschlossenen Ruhestein als attraktiver Nationalpark-Partner in Frage.

"Wir sind in der Partnerwahl letztlich offen", sagt Pressesprecher Roland Seiter, allerdings haben sich der Freudenstädter Landrat Klaus Michael Rückert (CDU) und der Baden-Badener Oberbürgermeister Wolfgang Gerstner (CDU) bei einem Treffen darüber abgestimmt, dass sie die Schwarzwaldhochstraße als geeignete Erschließung für einen Nationalpark Schwarzwald sehen und daher in Sachen Parkgelände den Brückenschlag zwischen Baden-Baden und Freudenstadt favorisieren.

Auch die Gemeinde Seebach wäre betroffen

Dazu müssten allerdings die am Suchraum gelegenen Gemeinden im Ortenaukreis zusätzliche Waldflächen einbringen, um die Lücken zwischen den Teilgebieten Hoher Ochsenkopf und Ruhestein zu schließen.

Betroffen davon wäre unter anderem auch die Gemeinde Seebach: "Das wäre ideal, wenn wir diesen Brückenschlag hinbekommen", sagt deren Bürgermeister Reinhard Schmälzle, immerhin seien dort naturschutzfachlich wertvolle Flächen, die man ins Projekt einbringen könnte. "Wir sind im Gespräch", bestätigt er. Kontakt mit dem Agrarministerium wurde zwar noch nicht aufgenommen, doch dort sei man gegenüber möglichen Tauschflächen aufgeschlossen, versichert Schmälzle.

Die Achse Baden-Baden/Freudenstadt würde auch der Baiersbronner Tourismusdirektor Patrick Schreib befürworten, da beide Partner bereits über eine gute Infrastruktur im touristischen Bereich verfügen. "Der Nationalpark wäre hier kein Kaltstart", sagt Schreib und sieht das als Vorteil im Vergleich zum Suchraum Kaltenbronn.

Doch auch dort ist man alles andere als unvorbereitet. Im Gegenteil: Der Zweckverband Infozentrum Kaltenbronn, der von den drei Kommunen Bad Wildbad, Gernsbach und Enzklösterle getragen wird, hat bereits konkrete Pläne für den Naturraum Bad Wildbad-Sommerberg – Kaltenbronn – Enzklösterle in einem Nationalpark ausgearbeitet und damit bei der Standortgestaltung anscheinend die Nase vorn. "Wir haben die Vorschläge des regionalen Nationalpark-Arbeitskreises ›Tourismus‹ auf die Region heruntergebrochen", sagt Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack (CDU), denn "Kaltenbronn soll in einem möglichen Nationalpark eine wesentliche Rolle spielen".

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mit Baumwipfelpfad, Zeppelinbahnhof, Fesselballon, Nationalparkklassenzimmer, Heuhotel, Wildgehegen, Aussichtsplattform, Forschungsstation und vielem mehr soll der Standort dort jetzt trumpfen. Die Pläne wurden Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) bereits überreicht, so Mack.

Auch mit der Nationalpark-Verwaltung wird im Kreis Calw bereits geliebäugelt: Die ist im Kaltenbronner Plan – allerdings noch mit Fragezeichen versehen – schon mal in Bad Wildbad verortet.