Die IHK hält die Kurzarbeit für ein "wichtiges Hilfsmittel", damit Unternehmen ihre Mitarbeiter länger beschäftigen können. Foto: Schuldt

Zahl der Betriebe hat stark zugenommen. Vor allem Branche der Automobilzulieferer betroffen.

Nordschwarzwald - Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald fordert die Politik dazu auf, das Instrument der Kurzarbeit zu stärken.

Nach Angaben der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim hat die Zahl der Betriebe im Nordschwarzwald, die das Instrument der Kurzarbeit in Anspruch nehmen, in der zweiten Jahreshälfte 2019 stark zugenommen. Betroffen sei vor allem die Branche der Automobilzulieferer, so die IHK.

Hier wendeten die Unternehmen das Instrument an, um auf die Auftragsrückgänge der Automobilhersteller zu reagieren. Diese seien im vergangenen Jahr aufgrund der konjunkturellen Entwicklung sowie dem bevorstehenden Strukturwandel zu verzeichnen. Vor dem Hintergrund der konjunkturellen Abkühlung hat die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald das Instrument der Kurzarbeit als wichtiges Hilfsmittel hervorgehoben, "um in wirtschaftlich schwierigen Phasen Mitarbeiter länger beschäftigen zu können".

Um die Wirksamkeit der Maßnahme noch zu verstärken, forderte die Vollversammlung in ihrer jüngsten Sitzung eine erneute Übernahme der für Arbeitgeber im Rahmen der Kurzarbeit anfallenden Sozialversicherungsbeiträge durch die Agentur für Arbeit.

Bereits während der Weltwirtschaftskrise 2008/09 habe der Gesetzgeber das Instrument der Kurzarbeit ausgeweitet und dadurch einen entscheidenden Einfluss darauf genommen, dass sich die deutsche Wirtschaft "nach der Krise schnell und erfolgreich erholen konnte". Damals wurde zum einen der Bezugszeitraum für Kurzarbeit von zwölf auf 24 Monate ausgeweitet, und zum anderen wurde eine Beteiligung der Agentur für Arbeit an den Kosten für die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber beschlossen.

Fortbildungen statt Einschnitte bei Personal

In den ersten sechs Monaten der Kurzarbeit hat die Agentur die Hälfte der Beiträge übernommen; ab dem siebten Monat den vollständigen Betrag.

Die Leistungen seien schon früher vollständig gewährt worden, wenn Arbeitgeber die freigestellten Arbeitnehmer während der Kurzarbeitszeit weiterqualifizierten.

IHK Hauptgeschäftsführer Martin Keppler sagte dazu: "Die Kurzarbeit bietet sich als effektives und sozial verträgliches Instrument an, mit dem Unternehmen in konjunkturell schwierigen Zeiten Kosten einsparen können, ohne Mitarbeiter entlassen zu müssen."

Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, dass Arbeitnehmer in Phasen der Kurzarbeit an Weiterbildungen oder Umschulungen teilnehmen. So könnten Unternehmen gezielt auf strukturelle Veränderungen reagieren, ohne dafür harte Einschnitte beim Personal durchsetzen zu müssen.