Foto: Janek Schreider

Diskussionen um Zufahrtsstraße. Verantwortliche versuchen, Kompromisse zu finden.

Schwarzwaldhochstraße/Mummelsee - Die Sonne scheint durch die Tannenwipfel und bricht sich im zugefrorenen Mummelsee. Am Fuß des Berges bereiten sich mehrere Wanderer auf den Aufstieg zur neuen Grindehütte auf dem Berggipfel vor. Das Zwitschern der Vögel wäre auch zu hören, wenn da nicht der brummende Motor des schwarzen BMW wäre.

Er steht vor der geschlossenen Schranke der Zufahrtsstraße. Noch vor wenigen Tagen hätte er einfach den Berg hochdüsen können. Aufgrund des hohen Andrangs und Sicherheitsbedenken bleibt die Schranke heute aber unten. Die Gemeinde Seebach hat sich - in Abstimmung mit dem Landratsamt Ortenaukreis - entschlossen, die Schranke an Schönwettertagen und am Wochenende geschlossen  zu lassen. 

Geheimnis der Schranke

"Viele verstehen nicht, dass die Gemeinde rechtlich gesehen keine andere Wahl hat. Da diese Zufahrtsstraße eine öffentliche Straße ist, muss sie zugänglich bleiben", erklärt Reinhard Schmälzle, Bürgermeister von Seebach. Das "Anlieger frei"-Schild sei die maximale Sperrung, die die Kommune vornehmen könne. In der Vergangenheit sei die Zufahrtsstraße komplett gesperrt gewesen, erklärt das Landratsamt Ortenaukreis. Nur der Forstbetrieb habe die Schranke passieren dürfen.

Im Dezember sei die Straße dann teilweise geöffnet worden, um den Betreibern und tatsächlichen Anliegern die Möglichkeit zu bieten, die Hütte zu erreichen. Die Praxis habe jedoch gezeigt, dass viele Autofahrer diese Verkehrsregeln missachten, erklärt das Landratsamt.

Hermann Bramen und seine Frau betrachten die Informationstafel am Anfang der Zufahrtsstraße. Bramen findet die Entscheidung der Gemeinde gut. "Wenn man mit dem Auto dort hochfährt, verpasst man einfach zu viel. Der See, die  Aussicht und die gute Luft gehen dann verloren." Sie kämen zum Mummelsee, gerade weil es ein Wandergebiet ist. "Es ist nicht schön, wenn die Fußgänger die ganze Zeit den Autos ausweichen müssen." Ohnehin dauere der Aufstieg in entspanntem Tempo lediglich 30 Minuten, meint Hermann.

Belohnung am Berggipfel

Die offene Schranke und der rege Verkehr den Berg hinauf haben vor allem mit der neuen Grindehütte zu tun, die am Berggipfel entstanden ist. Hungrige Wanderer können dort einkehren, sich stärken und den Ausblick genießen. Nicolas Zepf ist Pächter der Grindehütte. Aus betrieblicher Sicht sei die neue Regelung kein Problem. "Für uns geht es hauptsächlich um die Schlechtwettertage."

An diesen Tagen solle die Schranke auch weiterhin offen sein, sagt Schmälzle. Es habe sich gezeigt, dass Auto- und Fußgängerverkehr sich nicht gut vertragen, meint Zepf. Er begrüßt die Überlegungen, den Busverkehr zum Gipfel hinauf auszubauen, um einen Kompromiss zu finden.

Alternativen und Lösungen

Schmälzle bestätigt, dass es bereits Gespräche mit dem Regional Verkehr Südwest (RVS) gebe. "Wir möchten gerne den ÖPNV- Fahrplan ausweiten, um den Verkehr zur Hütte hinauf zu minimieren." Schon seit vielen Jahren existiere ein Sommerfahrplan, der Besucher samt Fahrrad bis zur Hornisgrinde bringe, teilt das Landratsamt Ortenaukreis mit.

Diesen möchten die Verantwortlichen nun auf das ganze Jahr ausweiten. Zudem solle die Zahl der Verbindungen am Tag deutlich erhöht werden. Finanziert werde der Plan von der Gemeinde Seebach und dem Ortenaukreis.

Mit dem steigenden Andrang und Aufblühen der Schwarzwaldhochstraße als Touristenziel müsse versucht werden, eine Lösung zu finden, die Wanderern, Natur und Menschen mit Handicap gerecht werde, erläutert das Landratsamt. Menschen mit Handicap können sich gegen eine Kaution einen Schrankenschlüssel an den Raststätten Seibelseckle oder Ruhestein besorgen. Auch bei der Gemeinde Seebach sei dieser erhältlich, ergänzt Schmälzle.

Auf dem Berggipfel angekommen, erkunden die ersten Tagesgäste die neue Grindehütte. Bei einem Kaffee genießen sie die Aussicht. Der Himmel ist klar, der Blick reicht bis in die Vogesen. Viel Aussicht - für gerade einmal 30 Minuten Fußweg.

Kommentar: Die Wanderslust

Von Janek Schreider

Der Aufstieg zum Gipfel hinauf zur Grindehütte hat mich etwa 40 Minuten gekostet. Dabei habe ich regelmäßig angehalten und Fotos geschossen oder einfach den Ausblick genossen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es für Autofahrer ein relevantes Zeitersparnis gibt. Die Zufahrtsstraße ist auf 30 km/h beschränkt. Aber durch die vielen Wanderer sind die Autofahrer oftmals gezwungen, Schrittgeschwindigkeit zu fahren, um den Besuchern Gelegenheit zu geben, aus dem Weg zu gehen. 

Im Auto hätte ich zudem das meiste der Landschaft verpasst. Schon angefangen beim Mummelsee, der zugefroren am Bergufer liegt. Wäre die Grindehütte ein Hotel, könnte ich verstehen, wenn Besucher gerne hochfahren möchten. Auch ich würde ungern mein Gepäck den Berg hinaufschleppen.

Die Hütte ist jedoch als Restaurant und Aussichtspunkt gedacht. Jeder, der die Zeit hat, die Grindehütte zu besuchen, um dort zu essen oder den Ausblick zu genießen, sollte auch die Zeit haben, hinauf zu wandern. Eine halbe Stunde ohne Auto tut dem ein oder anderen sicherlich gut.