Der Rest eines gesprengten Bunkers innerhalb des Führerhauptquartiers. Foto: Wein

Arno Fröba und Friedrich Wein beschreiben mit ihrem Buch "Tannenberg" Zeithistorie.

Nordschwarzwald - Ende Oktober wollten die Autoren Arno Fröba und Friedrich Wein ihre Dokumentation "Das Führerhauptquartier ›Tannenberg‹ im Nordschwarzwald" im französischen Kommandobunker auf der Hornisgrinde vorstellen. Wegen der Corona-Pandemie wurde daraus nichts. Trösten kann sich das Publikum aber mit der Lektüre des Werks.

Auf über 200 üppig bebilderten Seiten breiten Fröba und Wein Archivmaterial, Erkenntnisse, Bekenntnisse und Zeugnisse über einen Zeitabschnitt aus, der auch regional von besonderer Bedeutung war. Das Führerhauptquartier (FHQ) Tannnenberg lag zwisc hen Alexanderschanze und Zuflucht. Gebaut wurde es von Oktober 1939 bis Juli 1940 an der Westgrenze des Deutschen Reichs. Hintergrund war ein vorbereiteter Konflikt mit den westlichen Alliierten.

"Tannenberg" befand sich in Nachbarschaft zu einer Flugabwehrstellung der Luftverteidigungszone West. In den insgesamt 18 ortsfesten und dem mobilen Führerhauptquartier, einem Sonderzug namens Amerika, entwarfen Adolf Hitler und sein Führungsstab Strategien für die Feldzüge. Fünf der FHQ wurden allerdings nicht fertiggestellt. Vier FHQ waren an der Westgrenze angesiedelt, drei davon vorgeschoben (Felsennest, Waldwiese und als südlichstes Tannenberg).

Werner Schmachtenberg schreibt in seinem Vorwort zum Buch von Tannenberg als einem "Beispiel der Bauwut des Dritten Reiches". Exemplarisch stehe Tannenberg für "Ressourcenverschwendung": Schließlich diente es Hitler nur für einige Tage "Aufenthalt mit touristischer Zielsetzung". Hitler war mit seinem aufgeblähten Tross vom 27. Juni bis 5. Juli 1940 im FHQ Tannenberg. Dort gastierten auch Großkopfete des Reiches wie Himmler, Goebbels und von Schirach, abgeschirmt von der Öffentlichkeit.

Lediglich eine zivile Gruppe, Schwarzwälder RAD-Maiden (Reichsarbeitsdienst), war einmal auf Kaffeebesuch beim "Führer". Wie Hitler auf die jungen Frauen gewirkt hat, belegt ein Auszug aus dem Brief einer "Maid" an ihre Eltern: "Er muss die Wahrheit selbst sein, so ohne Falsch, so schlicht und klar kommt alles aus ihm, was er sagt. Die ungeheure Befriedigung liegt über ihm, das ernste Glück, dadurch, dass er das Höchste erreicht hat: die Verwirklichung seiner Idee."

D ie zahlreichen Begleitpersonen wurden während seines Aufenthalts im FHQ in den Hotels Waldeck (Freudenstadt), Kniebis Lamm, Alexanderschanze und Zuflucht sowie den Barackenlagern Alexanderschanze und Zuflucht untergebracht. Vom Tannenberg aus unternahm Hitler zwei Fahrten ins Elsass unter großem Geleit. Am Tag seiner Abreise nach Berlin über den Bahnhof Oppenau unternahm er einen Abstecher nach Freudenstadt, wo er unter dem Jubel der Bevölkerung das Reservelazarett besuchte.

Heute ist davon nicht mehr viel zu sehen

Nach Hitlers Aufenthalt blieb die Anlage bis in den April 1945 unter militärischer Überwachung. Deutsche Truppen nahmen im April 1945 unter dem Eindruck der vorrückenden Franzosen erste Zerstörungen an den Bauwerken vor. Französische Streitkräfte führten in der Nachkriegszeit Sprengungen aus, den Rest besorgte später die Bundeswehr. Dies führte dazu, dass heute die Spuren der Anlage fast vollständig beseitigt sind. Das FHQ Tannenberg sowie die Flugabwehrstellung stehen seit 2005 als Bestandteil der Wehrbefestigungen unter Denkmalschutz. Seit 2014 befindet sich Tannenberg auf der Fläche des Nationalparks Schwarzwald. Somit ist eine Begehung nur im Rahmen des Wegegebots möglich. Den Hobbyhistorikern Arno Fröba, Verleger aus Königsfeld, und Friedrich Wein, Brand- und Denkmalschutzexperte aus Horb, kommt das Verdienst zu, außerordentlich akribisch und bei aller Detailfreude anschaulich gearbeitet zu haben. Die Gliederung der Dokumentation entspricht wissenschaftlichen Maßstäben. Dies trifft auch auf den umfangreichen Apparat am Ende des Buchs zu. Er zeigt eindrucksvoll, welcher Forschungsaufwand für das Werk betrieben werden musste. Durch den Lockdown in den vergangenen Monaten wurden die Recherchen jedoch massiv behindert. Fröba und Wein sehen sich darüber hinaus zu großem Dank an zahlreiche Informanten veranlasst. Das Buch "Tannenberg" markiert den vorläufigen Abschluss der dreibändigen Dokumentation über die Befestigungsanlagen im Grindenschwarzwald.

Das Buch: Arno Fröba und Friedrich Wein: "Das Führerhauptquartier ›Tannenberg‹ im Nordschwarzwald", Explorate-Verlag Königsfeld 2020, 218 Seiten, gebunden, 30 Euro.