Applaus für den Admiral zur See: Kim Jong-un (Mitte) liebt cremefarbene Anzüge und extravagante Kopfbedeckungen – wie diese Parademütze eines U-Boot-Kapitäns zur See der nordkoreanischen Marine. Foto: Uncredited/KCNA/KNS/dpa

Auch Nordkoreas Marine soll an der Abschreckung mit Atomwaffen mitwirken – so will es Machthaber Kim Jong-un. Einen Tag vor dem 75. Jahrestag der Staatsgründung zeigt das Land Bilder von einem U-Boot, das laut Regierung mit Kernwaffen bestückt werden kann.

Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge sein erstes einsatzfähiges U-Boot für den Angriff mit taktischen Atomwaffen vom Stapel gelassen. Das U-Boot werde seinen „Kampfauftrag als eines der Kernstücke der offensiven Unter-Wasser-Trägermittel“ erfüllen, wird Machthaber Kim Jong-un am Freitag (8. September) von den staatlich kontrollierten Medien zitiert. Die Ausrüstung der Marine mit Atomwaffen müsse in Zukunft vorangetrieben werden.

 

Kann „Hero Kim Kun Ok“ überhaupt tauchen?

Nach seiner Teilnahme am feierlichen Stapellauf am Mittwoch (6. September) hat Kim das U-Boot Nummer 841 „Hero (Held) Kim Kun Ok“ einen Tag später vor der ersten Testfahrt inspiziert. Südkoreas Militär äußerte Zweifel an der Einsatzfähigkeit des U-Boots.

Der Bau eines solchen U-Boots wird im Zusammenhang mit Kims Ziel gesehen, die nukleare Schlagkraft seines Landes auszubauen. Nordkorea, das die USA als feindseligen Staat sieht, will demnach über das ganze Spektrum von Atomwaffen und Raketen verfügen. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen unterworfen.

Propaganda-Bilder vom Stapellauf

Dieses von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA am 8. September 2023 zur Verfügung gestellte Foto zeigt Kim Jong-un (vorne, 2-v-l) während der Feierlichkeiten zum Stapellauf des U-Boots Nummer 841 „Hero Kim Kun Ok“. Foto: KCNA/KNS/Uncredited/dpa
Die selbst ernannte Atommacht Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge das neuartige U-Boot für den Angriff mit taktischen Nuklearwaffen vom Stapel gelassen. Foto: KCNA/KNS/Uncredited/dpa
Unabhängigen Journalisten wurde kein Zugang gewährt, um über das Ereignis zu berichten, das in diesem von der nordkoreanischen Regierung verbreiteten Bild dargestellt ist. Foto: KCNA/KNS/Uncredited/dpa
Der Inhalt der Bilder ist wie bereitgestellt und kann nicht unabhängig überprüft werden. Das Wasserzeichen in koreanischer Sprache auf dem von der Quelle bereitgestellten Bild lautet: „KCNA“, was die Abkürzung für Korean Central News Agency ist. Foto: YNA/KCNA/dpa
Für den Stapellauf hat Nordkorea alle Register einer perfekten Propagandashow gezogen. Foto: KCNA/KNS/Uncredited/dpa
Experten bezweifel, ob das von Kim Jong-un (2-v-r.) hochgelobte U-Boot überhaupt schwimm-, geschweige denn tauchfähig ist. Foto: KCNA/KNS/Uncredited/dpa
Roter Teppich für Kim Jong-un und sein neues militärisches Vorzeigeprojekt. Foto: KCNA/KNS/Uncredited/dpa
Spitzenmilitärs umringen auf diesem Foto den Machthaber und applaudieren ihm und der neuen militärischen Errungenschaft Nordkoreas. Foto: KCNA/KNS/Uncredited/dpa
Kim Jong-un übergibt dem U-Boot-Kapitän feierlich die Ernennungsurkunde. Foto: KCNA/KNS/Uncredited/dpa
Wie immer freut sich Nordkoreas starker Mann über die militärischen Fortschritte seines bettelarmen Landes. Foto: KCNA/KNS/Uncredited/dpa
Stolzer U-Boot-Fahrer: 2016 fuhr Kim Jong-un auf einem U-Boot mit, das an Unterwasserfahrzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Foto: d/pa

Wie viele Atomraketen kann das U-Boot tragen?

Kim hatte zuletzt als Antwort auf die stärkere Verteidigungskooperation der USA mit Südkorea und Japan eine weitere Aufrüstung mit taktischen Atomwaffen angekündigt. Die Marine müsse dabei „Teil der staatlichen Nuklearabschreckung“ werden.

Unklar blieb, wie viele Raketen das neue U-Boot tragen und abfeuern könnte. Fotos der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA ließen nach Berichten südkoreanischer Medien zehn Abschussrohre erkennen, die für sogenannte U-Boot-gestützte ballistische Raketen (SLBM) gedacht sein könnten. Nordkorea hatte in der Vergangenheit schon mehrfach solche Raketen getestet.

Warum bezweifeln Experten Nordkoreas Propagandameldung?

Starts oder Tests ballistischer Raketen sind dem Land durch UN-Beschlüsse untersagt. Solche Raketen können – je nach Bauart – mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden. SLBM gelten als Waffen von besonderem strategischen Wert. Raketen, die von einem abgetauchten Trägerschiff abgefeuert werden, sind schwerer vom Gegner zu entdecken.

Experten gingen davon aus, dass das neue nordkoreanische U-Boot die Abwandlung eines Typs der sowjetischen Romeo-Klasse sei. Es sehe so aus, als habe „Nordkorea Heck und Propeller seines neuen U-Boots verschwommen dargestellt, um die Ursprünge seines überalterten Designs aus den 1950er Jahren zu verbergen“, schreibt der Experte für Verteidigungs- und Militäranalyse, Joseph Dempsey, auf der Online-Plattform X, vormals Twitter.

Was sagt Südkorea?

Zusammen mit den USA habe Südkoreas Militär die Vorbereitungen für den Start des neuen nordkoreanischen U-Boots verfolgt, teilte der Generalstab in Seoul mit.

Eine Analyse der äußeren Merkmale ergebe, dass Teile vergrößert worden seien, um Raketen zu befördern. Das U-Boot scheine jedoch in der jetzigen Form nicht für „einen normalen Einsatz“ geeignet zu sein, hieß es.

Info: Was bedeutet der Name Kim eigentlich?

Familien-Dynastie
Seit 70 Jahren ist Nordkorea fest in der Hand des Kim-Clans. Kim Jong-un ist nach seinem Großvater Kim Il Sung und Kim Jong Il der dritte Kim in der Geschichte der kommunistischen Dynastie. Doch was bedeutet der Name Kim eigentlich?

Familiennamen
In Deutschland sind Müller, Schmidt und Fischer die häufigsten Familiennamen. Wie die meisten der 100 häufigsten Nachnamen leiten sie sich von Berufen her. Auf der koreanischen Halbinsel ist die Namensfrage fantasievoller geregelt. In Nord- und Südkorea gibt es rund 300 Familiennamen. Fast die Hälfte der knapp 81 Millionen Koreaner (Südkorea: 56 Millionen, Nordkorea 25 Millionen) heißen „Kim“ (21,6 Prozent) , „Lee“ (14,8 Prozent, übersetzt: Pflaume) oder „Park“ (8,5 Prozent, Magnolie).

Vor- und Nachname
Obwohl Kim Jong-un ein passionierter Kettenraucher ist, hat sein Name nichts mit der gleichnamigen „Frauenzigarette“ Kim aus den 70ern zu tun (Werbespruch: „Für Männerhände viel zu chic“). „Kim“ – auf koreanisch: „Choson’gul“, romanisiert: „Gim-Jeong-eun“ – ist vom chinesischen „Jin“ für Gold abgeleitet. Anders als deutsche Namen bestehen koreanische Namen nicht aus Vor- und Nachnamen, sondern aus dem einsilbigen Familiennamen und einem zweisilbigen Vornamen.

Titel
Um Verwechselungen zu vermeiden reden Koreaner ihr Gegenüber häufig mit vollem Namen und Titel an. Im Fall von Kim Jong -un ist die Anrede besonders schwierig. Neben seinem offiziellen Titel „Oberster Führer der Partei, des Staates und der Armee“ hört der 34-Jährige auf zahlreiche andere Anreden wie „Strahlender Stern vom Berg Paektue“ (Nordkoreas heiliger Berg) oder „Großer Mann der Tat“.