Niedersachsen fordert eine Beteiligung der süddeutschen Bundesländer am Rotationsprinzip. Die Pfingstferien würden entfallen. Foto: StN-Grafik: Ettischer, Quelle: Kultusministerkonferenz

Die südlichen Bundesländern starten traditionell vier bis sechs Wochen nach den nördlichen Bundesländern in den Urlaub – eine Sonderreglung, die nun für Unmut sorgt.

Hannover - Sommerferien im August – ob das ein Privileg oder ein Fluch ist, empfinden Schüler und Eltern in Baden-Württemberg unterschiedlich. Tatsache ist jedoch, dass seit Jahrzehnten die Sommerferien in Baden-Württemberg und Bayern vier bis sechs Wochen nach den nördlicheren Bundesländern beginnen. Sie starten traditionell als letzte der 16 Bundesländer in die Sommerferien.

Damit soll in Zukunft Schluss sein, wenn es nach Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) geht. Sie fordert, dass sich die beiden Bundesländer am Rotationsprinzip der Sommerferienregelung beteiligen. „Das Argument, bayrische Kinder müssten zwingend im August Feierabend haben, weil sie dann bei der Ernte gebraucht würden, dürfte längst überholt sein“, sagt Heiligenstadt. Es sei kaum nachvollziehbar, warum Bayern und Baden-Württemberg seit Jahren ausscherten. Das rollierende System, an dem sich alle Bundesländer außer Baden-Württemberg und Bayern beteiligen, wurde eingeführt, um einen Ausgleich zwischen günstigeren und ungünstigeren Sommerferienterminen zu schaffen und das Verkehrsaufkommen während der freien Tage zu staffeln.

Der baden-württembergische Kultusminister Andreas Stoch (SPD) sieht jedoch keinen Anlass, die bewährte Regelung zu ändern. Bei einer Rückkehr zum rollierenden System müsste Baden-Württemberg die zweiwöchigen Pfingstferien streichen, da sonst der Abstand zu den Sommerferien zu gering ist. Gerade diese Pfingstferien seien aber beliebt bei den Eltern, so Stoch. Er zeigt sich überrascht von der Forderung Niedersachsens, da bei einer Sitzung der Kultusministerkonferenz im Januar noch kein Bundesland Änderungsbedarf gesehen hatte.

Keine Forderungen von anderen Bundesländern

Vorschläge dieser Art gab es in der Vergangenheit immer wieder, heißt es von Seiten der Kultusministerkonferenz, die über die Ferienregelungen in Deutschland entscheidet. „Uns liegen aber momentan keine weiteren Forderungen von anderen Bundesländern vor“, sagt Andreas Schmitz, Sprecher der Kultusministerkonferenz.

Auch der Landeselternbeirat sieht keinen Änderungsbedarf an der bestehenden Regelung. „Wenn Baden-Württemberg von dem festen Termin abweicht, hat das auch Auswirkungen auf die Unterrichtszeit“, sagt Theo Keck, Vorsitzender des Landeselternbeirats. Der feste Ferientermin würde den Lehrern die Einteilung des Unterrichtsstoffs vereinfachen. Zwar gebe es auch von Seiten mancher Eltern den Wunsch, im Juli Sommerferien zu haben. Doch die Mehrzahl sei mit der festen Regelung zufrieden.

Kritisch sieht dagegen der Deutsche Reise Verband (DRV) die Sommerferienregelung. „Uns wäre es wichtig, dass die Sommerferienzeiten entzerrt werden und es nicht mehr so viele Überschneidungen gibt“, so eine Sprecherin des DRV. Wenn Bayern und Baden-Württemberg auf ihrer Sonderregelung bestünden, werde eine Ausdehnung des Ferienkorridors verhindert. Dies führe zu Staus und teuren Übernachtungspreisen in den Ferienorten.

Bis 2018 gilt die bestehende Sommerferienregelung. Im Moment bereitet sich das Kultusministerium auf die Gespräche zur Sommerferienregelung für 2018 bis 2024 vor. Anfang 2014 entscheidet dann die Kultusministerkonferenz.