Stefan Stoll gilt als "Digital Punk" und spricht auf dem EGON Existenzgründertag am Freitag, 13. April, in Niedereschach. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: "Digital Punk" Stefan Stoll spricht über die Digitalisierung in Wirtschaft und Handwerk

Niedereschach. Stefan Stoll gilt in Fachkreisen als "Digital Punk". Deshalb zeigt er am EGON-Existenzgründertag am Freitag, 13. April, in Niedereschach neue Sichtweisen für den Digitalen Wandel in der Wirtschaft auf. Stoll ist Leiter des Studiengangs Wirtschaftsinformatik der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen.

Herr Stoll, alle reden von Digitalisierung. Jetzt ist das auch ein Thema am Existenzgründertag. Aber kaum jemand versteht wirklich, was damit gemeint ist. Heißt Digitalisierung, dass ich demnächst mit dem Smartphone ein Loch in die Wand bohre?

Punkt eins: Digitalisierung heißt im Kern, dass wir bisher analoge Prozesse oder Produkte digitalisieren. Bestes Beispiel: Wenn Sie bisher einen Brief geschrieben haben, analog, mit Stift und Papier, so ist das eine schöne, analoge Erfahrung. Digitalisierung bedeutet, ich mache das über E-Mail. Das wäre ein digitalisierter Prozess. Punkt zwei: Die E-Mail würde nicht funktionieren, wenn wir die Computer nicht vernetzen würden. Die Vernetzung der Geräte untereinander ist ein ganz entscheidender Punkt der Digitalisierung. Ein Hinweis für die Handwerker: Digitalisierung schützt sie sehr. Denn wir wollen mit Sicherheit noch nicht auf einem digitalen Stuhl sitzen. Auf Nullen und Einsen kann man nicht sitzen. Aber wir können Hardware-Produkte mit Digitalisierung aufrüsten, beispielsweise mit Sensoren.

Für Gründer und Unternehmer stellt sich die Frage, wie sie am nächsten Morgen nach Ihrem Vortrag mit der Digitalisierung starten sollen. Was kann uns vorantreiben und motivieren? Verraten Sie uns auf dem Existenzgründertag ein Geheimrezept?

Wir werden selbstverständlich nicht mit dem Smartphone ein Loch bohren. Aber das Interessante ist, dass wir einen Bohrer – das ist die Hardware, die wir nach wie vor brauchen – mit Sensoren ausrüsten und vernetzen können. Das Geheimrezept ist das Magische, das passiert, wenn wir bisher "tote" Produkte mit Sensoren ausstatten, mit Software infizieren und vernetzen. Dann passieren ungeahnte Dinge.

Ein ziemlicher Aufwand, so einen Wandel zu akzeptieren und auf das eigene Geschäft zu übertragen.

Die Welt da draußen tickt nun mal schneller. Wir müssen erkennen, dass das Silicon Valley anders denkt. Es ist eben nicht nur ein wunderbarer Ort in Kalifornien. Es geht gar nicht um digitale, technische Aspekte. Es ist die Art, ein Geschäft neu zu durchdenken und schneller zu lernen. Genau das versuchen wir, hier an der Hochschule unseren Studierenden aufzuzeigen. Man muss Denkwerkzeuge vermitteln, die uns in die Lage versetzen, die schnellen Veränderungen da draußen zu analysieren, zu verstehen und – das ist das entscheidende – auf das eigene Geschäft herunterzubrechen. Das würde ich auch Existenzgründern zuerst mitgeben: Schaut Euch etwas davon ab.  Die Fragen stellte Albert Bantle.

Ein Mobiltelefon kann heute alles. Telefonieren, Fotos tauschen, Wetter vorhersagen, spielen, Fahrkarten buchen, Geld überweisen, Einkaufszettel speichern, Verkehrsstaus anzeigen, wecken. Smartphones haben das Privatleben rasend schnell verändert. Ähnliches passiert jetzt in der Wirtschaft. Unternehmer, Gründer und Beschäftigte werden eher früher als später von Digitalisierung betroffen sein. Sie müssen sich entscheiden, wie sie damit umgehen wollen. Die Gemeinden Niedereschach, Dauchingen und Deißlingen wollen den digitalen Wandel gemeinsam anpacken. Deshalb steht ihr EGON-Existenzgründertag am Freitag, 13. April, unter dem Motto: "Digital durchstarten". Stefan Stoll ist einer der Hauptredner.