Immer um das Wohl der Gemeinde Niedereschach hat Bürgermeister Martin Ragg im Auge. Unser Bild zeigt ihn vor dem Christbaum im Foyer des Rathauses. Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder Bote

Jahreswechsel: Bürgermeister Martin Ragg spricht über 2020 und gibt einen Ausblick auf das Kommende

Zum Jahresende hat sich unsere Zeitung mit Niedereschachs Bürgermeister Martin Ragg unterhalten, um aus dessen Sicht eine Einschätzung über das abgelaufene Jahr 2020 zu erhalten und einen Blick auf das kommende Jahr zu werfen. Im ersten Teil des Gesprächs geht es um die Auswirkungen der Pandemie, Investitionen und die finanzielle Lage.

Niedereschach. Das Jahr 2020, so der Schultes, habe noch gut begonnen. Die Gemeinde sei beim Sturmtief "Sabine" glimpflich davongekommen und im Frühjahr durfte man in großem Rahmen die sanierte Schlossberghalle in Kappel einweihen. Doch dann schlug die Coronavirus-Pandemie zu. Neben Senioren, Familien, zahlreichen Selbstständigen und Arbeitnehmern, seien die örtlichen Vereine die großen Leidtragenden dieser Pandemie. "Wir unterstützen daher die Appelle etwa von Musik-, Sport- und Brauchtumsverbänden, wonach die Politik in Bund und Land diese Not erkennen und zumindest finanzielle Hilfe leisten muss", betont Ragg. Zugleich finde er es eindrucksvoll, wie sich zahlreiche Vereine in Niedereschach nicht unterkriegen lassen, sondern mit Ideen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.

Die Soldaten der 4. Kompanie des Jägerbataillons 292 aus Donaueschingen, zu der seit 44 Jahren eine enge Patenschaft der Gemeinde besteht, konnte man nicht wie gewohnt, an der Eschachhalle empfangen, als sie aus ihrem Einsatz im afrikanischen Mali zurückgekehrt sind.

Die Partnergemeinde

Sehr betrübt seien er und sein Amtskollege José Luis García López aus der spanischen Partnergemeinde Arzúa, dass das für den Spätsommer vorgesehene und durch den Niedereschacher Freundeskreis bereits vorbereitete Wanderprojekt – auf den finalen Jakobsweg zu pilgern – abgesagt werden musste.

Starke Gemeinde

Dennoch zeige diese Krise die eigentliche Stärke der Gesamtgemeinde Niedereschach: den Zusammenhalt der Menschen über die vier Ortsteile hinweg. Sei es innerhalb von Familien, Nachbarschaften oder in Initiativen, wie beispielsweise der Coronahilfe oder dem Angebot der beiden Kirchengemeinden.

Beeindruckt habe ihn zudem die starke Resonanz auf den Aufruf der Gemeinde zu Beginn der Pandemie, als Schutzausrüstung noch Mangelware war, zur Sammlung von Schutzmasken und -Brillen für das Pflegehaus am Eschachpark. Hierbei haben sich auch zahlreiche Bürgerinnen gemeldet, die Schutzmasken selbst nähten. "Das war ein deutliches Zeichen an unser Pflegehausteam, dass wir gerade auch in dieser schwierigen Zeit hinter ihm stehen und seinen unermüdlichen Einsatz außerordentlich wertschätzen", freut sich der Schultes.

Gute Infrastruktur

Überhaupt spüre er in diesen Krisenzeiten ganz besonders, wie wertvoll die gute Infrastruktur der Gesamtgemeinde Niedereschach mit Hausarztpraxen, Apotheke, Zahnarztpraxen, Bäckereien, Metzgerei, Nahversorgung, Physiotherapiepraxen, Optiker, Märkten, Banken, Post, Tankstelle, Gärtnereien, Handwerkern, Gastronomie, Dienstleistungen und vielem mehr sei. Dies zu erhalten sei eine Herausforderung.

Mit der Existenzgründungsoffensive EGON, die man gemeinsam mit den Nachbargemeinden Dauchingen und Deißlingen betreibe, habe man hierfür das richtige Instrument an der Hand. Man unterstütze damit Bestandsunternehmen wie auch Gründer. "In unserer Gesamtgemeinde hingegen haben wir alle etwas davon, wenn mit EGON-Unterstützung, Betriebe wie aktuell die Bäckerei Bantle weitergeführt, die Eschach-Apotheke einen Nachfolger findet oder dem Landgasthof Mohren ein Neustart ermöglicht wird", so Ragg.

Investitionen

Der Investitionsschwerpunkt in Niedereschach sei aktuell die Gemeinschaftsschule Eschach-Neckar. Der Sanierungsabschnitt II sowie der dringend erwartete Anbau, welcher drei weitere Klassenzimmer mit sich bringen werde, komme sichtlich voran.

"Für uns ein wirkliches Mammutprojekt, bei dem wir durchaus auch den einen oder anderen Rückschlag hinnehmen müssen", so der Schultes, der sich über die finanzielle Unterstützung des Landes freut.

Die Finanzen

Kopfzerbrechen bereitet dem Bürgermeister und mit ihm dem Gemeinderat die finanzielle Entwicklung der Gemeinden. "Die Kosten einer Gemeinde steigen unaufhörlich. Verursacht nicht durch Beschlüsse des Gemeinderats, sondern maßgeblich von Bund und Land, welche ständig neue Aufgaben, meist ohne hinreichende Finanzierung, auf die Gemeinden übertragen", klagt Ragg.

Nachdem dies in den vergangenen Jahren von Einnahmezuwächsen aufgefangen werden konnte, stehe nun ein jäher Absturz bevor. Zudem seien es die hohen verordneten Standards, welche nun immense Kosten bewirken, die nicht mehr gedeckt werden können. Im Jahr 2020 sei man nochmals vom Land mit einer Sonderzahlung unterstützt worden. Für 2021 und die Folgejahre sei dies eher unwahrscheinlich. Da man die Gemeindefinanzen in der Waage halten müsse, habe der Gemeinderat ein umfangreiches Sparpaket beschlossen, welches auch schmerzliche Einschnitte enthalte. Auch der Winterdienst müsse zukünftig eingeschränkt werden. Von Steuererhöhungen habe der Gemeinderat bislang bewusst abgesehen. Den Finanzen gelte in Niedereschach im kommenden Jahr ein ganz besonderes Augenmerk.

Tempo 30 und Glasfaser

Entsprechend eines Grundsatzbeschlusses des Gemeinderates aus dem Jahr 2019 habe der Gemeinderat kürzlich die erste Konzeption des Fachbüros Greiner zum Thema Tempo-30-Zonen und Bereiche auf Gemeindestraßen im Kernort gebilligt. Im Laufe des Jahres 2021 werden diese umgesetzt. Anschließend werden für die weiteren Ortsteile Konzeptionen erstellt.

"Dicke Bretter bohren wir im Bereich des Glasfaserausbaus", so Ragg das Thema auf diesen wichtigen Bereich lenkend. Man sei sehr froh, diesbezüglich den Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar "bei uns zu wissen". Dieser habe die Kompetenz im Bereich der Fördermittelgewinnung und Umsetzung von Ausbaumaßnahmen. Man komme aktuell gerade in Schabenhausen und Fischbach voran, aber nicht in der Geschwindigkeit, wie sich das alle erhofft haben.