In seinem urig und mit viel Liebe eingerichteten Bauernhaus fühlt sich Erich Grüter wohl und gönnt sich sogar eine Fußbodenheizung. Fotos: Bantle Foto: Schwarzwälder Bote

Landleben: Erich Grüter lebt in seinem Bauernhaus in Schabenhausen wie früher / Museumsleiter Hans Otto Wagner schwärmt

Im Heimatmuseum der Gesamtgemeinde Niedereschach wird die Geschichte der Gesamtgemeinde wunderbar aufgearbeitet. Besucher können sich ein authentisches Bild davon verschaffen, wie unsere Vorfahren gelebt haben.

Niedereschach-Schabenhausen. Der im Ortsteil Schabenhausen lebende Erich Grüter erfreut sich nicht nur an alten und historischen Dingen und ist davon fasziniert, wie früher hier gelebt wurde, sondern er lebt selbst so und hat sein Haus quasi zu einem kleinen historischen "Privatmuseum“" umgebaut. Selbst der Leiter des Heimatmuseums, Hans Otto Wagner, wusste nichts davon und geriet regelrecht ins Schwärmen, als er Erich Grüter kennenlernte und erstmals das alte, von Grüter in jahrelanger Arbeit authentisch und mit viel Liebe zum Detail umgebaute Bauernhaus zwischen Niedereschach und Schabenhausen erstmals betrat und besichtigte.Was er dabei erlebte und zu sehen bekam, verschlug dem erfahrenen Museumsexperten angesichts der vorhandenen, teils 150 Jahre alten heimatgeschichtlichen Schätze fast die Sprache.

Viel Lehmputz verarbeitet

Zentimeter für Zentimeter hat Grüter das vor und 20 Jahren von Arnold Bartler erworbene und damals seit einigen Jahren leerstehende alte und sehr marode Bauernhaus in ein heimatgeschichtliches, einzigartiges "Schmuckstück" verwandelt. Wenn irgendwo ein altes Haus abgerissen wurde, war Grüter zur Stelle und sicherte sich alles, was alt war, aber in den Augen der ursprünglichen Besitzer als wertlos angesehen wurde und teils wohl auch der Entsorgung zugeführt worden wäre. Das fing an bei alten Brettern, Sandsteinen, handgeschnitzten Schindeln, Balken, Holznägeln und reicht bis hin zu alten Haushaltsgegenständen und handgeschmiedeten Nägeln.

Und so war es Grüter beispielsweise möglich, in seinem Haus vorhandene Asbestplatten abzutragen und in Handarbeit durch handgeschnitzte alte Schindeln zu ersetzen. Sämtliche Böden riss Grüter heraus und ersetzte sich durch teils wunderbare Sandsteinplatten, wobei er sich hier mit einer zu Omas Zeiten nicht möglichen Fußbodenheizung, einen ganz besonderen Luxus leistete, ohne zuvor zu wissen, ob eine Fußbodenheizung unter alten Sandsteinplatten überhaupt funktioniert. Bis auf die Stubendecke ist in dem Gebäude nichts mehr im Original vorhanden, alles andere hat Grüter umgestaltet und dabei unter anderem mehrere Tonnen "Lehmputz" verarbeitet und das Haus mit einem Original Schindeldach unter handgestrichenen "Biberschwänzen" versehen.

Seine Erfüllung gefunden

Es ist eine unglaubliche Arbeitsleistung, die Grüter erbracht hat und was besonders zählt: er hat dadurch seine ganz persönliche Erfüllung und innere Ruhe gefunden und lebt nun wie seine Vorfahren. Er freut sich auch immer, wenn jemand der zufällig vorbeikommt, einmal bei ihm herein schaut. Manche, speziell auch Handwerker, die irgendwo etwas gestalten sollen, bei dem historische Baumaterialien oder alten Gegenstände benötigt werden, statten Grüter gerne einen Besuch ab, und in fast allen Fällen kann Grüter helfen.

Beim Rundgang durch das Haus im Beisein von Museumsleiter Hans Otto Wagner kam dieser aus dem Staunen nicht mehr heraus und geriet regelrecht ins Schwärmen. Selbst die Schubladen der Schränke sind gefüllt mit alten Utensilien und Geschirr, das Grüter im Alltag auch nutzt. Ob in der Küche, im Schlafzimmer, dem Bad oder der guten Stube: Man fühlt sich zurückversetzt in eine Zeit vor über 100 Jahren. Sogar den Kaffee kocht Grüter wie zu Omas und Uromas Zeiten auf einem alten Herd. Die Hühner aus dem angrenzenden Hühnerstall schauen auch schon einmal kurz in der Küche vorbei und sehen dabei genau so glücklich und zufrieden aus wie Grüter, der sein Einsiedlerleben genießt und in Hans Otto Wagner nun einen "Fan" gefunden hat, der, im Gegensatz allerdings zu seiner Frau, selbst gerne in einem solchen Haus wohnen würde. Wagner will nun erreichen, dass Grüter ihn künftig bei seiner Arbeit im Heimatmuseum mit dessen Expertenwissen unterstützt.