Ludwig Mini zeigt auf die durch Biber abgenagte Stelle an seinem Obstbaum. Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Besitzer Ludwig Mini geschockt / Baum wird wahrscheinlich absterben

Ludwig Mini traut seinen Augen nicht, als er mal wieder nach dem Rechten auf seiner Wiese im Teufenbach schauen will. Ganz offensichtlich haben sich Biber das Holz seines Obstbaumes schmecken lassen.

Niedereschach-Fischbach. Regelrecht geschockt und entsetzt war der Fischbacher Ludwig Mini, als er auf seiner im Landschaftsschutzgebiet am Teufenbach liegenden Wiese unter anderem auch nach seinen dort stehenden Obstbäumen schauen wollte.

Dort haben ganz offensichtlich Biber einen seiner über einhundert Jahre alten wunderschönen Obstbäume derart malträtiert, dass das Prachtexemplar mit Sicherheit absterben wird. Zu allem Überfluss hänge er noch voll mit Äpfeln und seine grünen Blätter deuten auf einen kerngesunden Baum hin.

Dass sich im Bereich seines landwirtschaftlich genutzten Grundstücks wohl eine ganze Biberfamilie aufhalten muss, zeigten die verräterischen Spuren in Richtung des angrenzenden Teufenbachs. Dort haben die Biber bereits einen prächtigen Staudamm gebaut. Ganz offensichtlich fühlen sich die Biber im Bach und auf dem Grundstück von Mini pudelwohl und genießen die Idylle, um den Bach und die Umgebung nach ihren Vorstellungen umzugestalten.

Dass Naturfreunde sich über die Biberansiedlung im Teufental freuen werden, steht für Mini fest, er hat im Grunde auch nichts dagegen und weiß, dass der Biber unter Schutz steht. Nichts desto trotz blutete ihm beim Anblick des alten, kaum ersetzbaren und nun zum Sterben verurteilten Obstbaumes das Herz und er fürchtet nun auch um seine anderen dort befindlichen Obstbäume. Die habe er vorsorglich mit Drahthosen versehen, um sie gegen den eventuell drohenden Verbiss zu schützen.

Mini will nun mit der Biberbeauftragten des Regierungspräsidiums Freiburg, Bettina Sättele, Kontakt aufnehmen, um mit ihr über die Schadenssituation auf seinem Grundstück und mögliche Schutzmaßnahmen für die anderen Bäume zu sprechen. Er hofft dabei auf fachliche Unterstützung. Sättele weißt darauf hin, dass der Biber für die Natur auch sehr wertvoll ist.

Wozu brauchen die Biber das Holz?

Biber bauen Staudämme, um sich vor Feinden zu schützen. Die könnten bei sinkendem Wasserstand in ihre Baue eindringen. Und um im Winter von ihren versteckten Holzvorräten unter Wasser zehren zu können. Dazu fällen sie Stämme von bis zu 20 Zentimetern Durchmesser, wobei sie aber die Fallrichtung nicht bewusst beeinflussen, wie immer behauptet wird. Vielmehr stürzen die Bäume meist ins Wasser, weil sie auf dieser Seite, wegen der stärkeren Entwicklung der Äste, schwerer sind. Um das Wasser zu stauen, stecken sie Stämme, Äste und Zweige in den Grund eines Bachlaufs und befestigen dieses Gerüst mit Steinen, Schlamm, Schilf und Ähnlichem. Für einen zehn Meter langen Staudamm benötigt eine Biberfamilie etwa eine Woche. Diese Gebilde, die über Generationen immer wieder repariert und ausgebaut werden, können drei Meter hoch und mehrere hundert Meter lang werden und damit die Landschaft entscheidend prägen.

Während man früher vor allem Schäden sah, die durch die Überflutung von Straßen und Eisenbahnstrecken oder Land- und Forstwirtschaftsflächen entstanden, hat man inzwischen erkannt, dass die Biberarchitektur durch Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit und eine Vielzahl an Staubecken das Wasser reinigt, die Erosion reduziert, Hochwasser bindet und die Artenvielfalt fördert.

Dass der Biber auf dem Vormarsch ist und sich auch im Fischbacher Teufental angesiedelt hat, ist bekannt. Auch rund um den Teufensee war er schon in Aktion. Einen Staudamm haben die Biber schon angelegt. Ein weiterer befindet sich bereits im Bau. "Ich habe viel Verständnis für den Biber, trotzdem finde ich es schade, dass der Obstbaum sterben muss", sagt Mini.

Der Eurasische Biber war ursprünglich in Europa und Asien heimisch, wurde jedoch im 19. Jahrhundert durch Bejagung in weiten Teilen Europas und fast in ganz Deutschland ausgerottet. Durch konsequente Schutzmaßnahmen und Auswilderungen im 20. Jahrhundert haben sich die Bestände des Bibers in den letzten Jahrzehnten wieder erholt. Er lebt in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Gehölzen nahe dem Ufer. Wie kein anderes Tier gestaltet der Biber die Landschaft nach seinen Ansprüchen: Er fällt Bäume, baut Burgen und Dämme und staut Bäche auf. Dadurch schafft er nicht nur sich, sondern auch vielen Pflanzen und Tieren einen geeigneten Lebensraum.