Das erste in Oberkollwangen erbaute Schulhaus und spätere Rathaus entstand 1839. Heute ist es in Privatbesitz. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Oberkollwangen bei Bildungsfragen lange abhängig von Breitenberg / Früherer "Adler" heute in Privatbesitz

Für den Malerbetrieb von Markus Stoll sowie als Wohnhaus für seine Familie ist das ehemalige Oberkollwanger Schulhaus ideal. Der einstige Schulsaal und andere Teile des Hauses dienen seinem Gewerbe, und in der Wohnung lässt sich gut leben.

Neuweiler-Oberkollwangen. Der privaten Vorratshaltung dient dabei der große, aus Sandstein gefertigte Gewölbekeller. Bewegt hat Stoll nun die Frage: Wie alt ist das Gebäude, und wie hat sich das Schulwesen überhaupt im Dorf entwickelt? Das hat einige Nachforschungen in Gang gesetzt, wobei herauskam: Das von seiner Familie erworbene Haus wurde vermutlich 1851 erbaut. Dies hat um 1940 der damalige Oberkollwanger Lehrer und spätere Schulrat Karl Gohl in seinen heimatkundlichen Schriften hinterlassen.

Er hält auch fest: "Da Oberkollwangen und Breitenberg einstens zusammen nur einen Schulmeister hatten, mußten die Oberkollwanger Kinder viele Jahre, wie jetzt in der Kriegszeit 1939/40, nach Breitenberg zur Schule." Als "neues Schulhaus" wurde 1882 das heutige Haus Stoll eingeweiht. In der Festrede ging der damalige Pfarrer Vöhr auf die Entwicklung ein. Bis 1730 zurück habe er sichere Nachrichten, stellte er voran. Weder Schule noch einen Lehrer gab es damals. Der Ort "war vielmehr vollständig abhängig von Breitenberg".

Ins Nachbardorf mussten die Kinder sommers wie winters. Die Oberkollwanger hatten die Hälfte der Kosten für den Lehrer zu übernehmen, außerdem das dortige Schulhaus mit zu unterhalten. Klagen kamen damals im für die Schule verantwortlichen Kirchenkonvent auf, weil die Eltern ihre Kinder nur unregelmäßig in den Unterricht schickten. Dabei werde sommers nur an vier, winters nur an zwei Tagen unterrichtet. Traurige Folge sei, dass viele nicht einmal ihren Namen ins Protokoll hätten schreiben können, wenn sie aus irgendeinem Grund vor den Kirchenkonvent zitiert wurden.

Bauernstuben als Klassenzimmer genutzt

Im Breitenberger Schulhaus war es den alten Beschreibungen nach so eng, dass nicht alle Kinder in den Unterrichtsraum passten und sich teils um den Ofen im Gang sammelten. Die Oberkollwanger wollten aus diesen Gründen aus dem Abhängigkeitsverhältnis mit Breitenberg heraus.

1747 schloss man einen Schulvertrag, der nach langem Gezerre dem Ort Oberkollwangen einen eigenen "Winterprovisor", einen Lehrer für den Winter, zubilligte. Er unterrichtete – wie auch andernorts üblich – in wechselnden Bauernstuben.

Im wöchentlichen Wechsel wurde der Lehrer auch von den Bauern im Ort verpflegt. Außerdem erhielt er einen von der Gemeinde finanzierten Jahreslohn von 30 Gulden, was damals etwa 60 bis 80 Taglöhnen entsprach. 1822 starb 79-jährig der damalige Oberkollwanger Winterschulmeister Friedrich Reinhardt, der nach vorherigem häufigen Wechsel seit 1770 stabile Verhältnisse geschaffen hatte.

Der Oberkollwanger Schultheiß Lörcher, dem vier weitere gleichen Namens aus einer Familie folgten, hielt damals die Zeit für gekommen, die schulische Verbindung mit Breitenberg zu lösen. Dies gefiel dort weniger, und so musste die Entscheidung höheren Orts fallen.

Bis zu den 1970er-Jahren Wohnung für den Lehrer

Es wurde festgelegt, dass Oberkollwangen ein Schulhaus zu bauen, einen vom Konsistorium (kirchliches Gremium) anerkannten Lehrer anzustellen und ihn nach dem inzwischen vorhandenen Gesetz zu besolden habe. Wegen des Schulmeisters von Breitenberg solle man sich gütlich einigen. Nach einer schwierigen Übergangsphase wurde Oberkollwangen 1829 endgültig schulisch selbstständig. Die friedliche Trennung musste allerdings mit einer Beteiligung am gleichzeitig geplanten Bau eines neuen Breitenberger Schulhauses bezahlt werden. Ein eigener Lehrer wurde im Dorf erst 1840 angestellt.

Im Jahr 1839 wurde Oberkollwangens erstes Schulhaus erbaut: das spätere Rathaus. Es diente bis vor wenigen Jahren der Gemeinde Neuweiler als Verwaltungsstelle und zentrales Gemeindearchiv. Als es zu klein wurde, kaufte die Kommune 1860 ein Bauernhaus und richtete es entsprechend ein. Auch dieses reichte bald nicht mehr. Deshalb wurde der "Adler" erworben, der nach seiner Einweihung 1882 bis in die frühen 1970er-Jahre als Schule und Wohnung für den Lehrer genutzt wurde. Als letzte "Schulmeisterwohnung" diente sie Gotthilf Blaich, der auch als Rektor der Waldschule in Neuweiler mit seiner Familie noch lange darin wohnte.