Noch nicht ganz fertig ist die Terrasse, doch der Anbau einer barrierefreien Toilette fügt sich harmonisch am Gebäude ein. Fotos: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Gaugenwalder soziokulturelle Begegnungsstätte eingeweiht

Von Steffi Stocker

Neuweiler-Gaugenwald.Viele Mitwirkende trugen dazu bei, dass aus dem alten Rathaus in Gaugenwald ein Schmuckstück geworden ist. Nicht zuletzt das große ehrenamtliche Engagement des Gaugenwald Vereins kann sich dabei sehen lassen. Immerhin wurden von dessen Mitgliedern mehr als 900 Stunden Arbeitsleistung eingebracht, wie Vorsitzender Jörg Schöttle bei der Einweihung der "Soziokulturellen Begegnungsstätte" berichtete. "Ohne Kapital vonseiten der Gemeinde sowie der Förderung durch Leader wäre das Projekt nicht zu stemmen gewesen", unterstrich Schöttle. Doch auch das Geschick und das Improvisationstalent der Handwerker habe eine Rolle gespielt.

Vor sechs Jahren wäre das historische Gebäude beinahe verloren gegangen. Denn damals spielte der Gemeinderat mit dem Gedanken, das in die Jahre gekommene Haus gar zu verkaufen. Doch man besann sich eines Besseren. Zumal das Rathaus zum "Dreiklang" eines Gebäudeensembles in der Ortsmitte zählt, wie sowohl Architekt Fritz Kempf, als auch Bürgermeister Martin Buchwald anmerkten. "Die Kirche, das ehemalige Schulhaus und das Rathaus sind der Mittelpunkt, um den sich die Gehöfte des Waldhufendorfes gruppieren, deren Wohnstuben auf die Ortsmitte hin ausgerichtet sind", verwies Buchwald auf die Besonderheit Gaugenwalds.

Mit einem Rückblick in die Geschichte erinnerte er einerseits an die allgemeinen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten sowie an den Bau des Rathauses 1902 in Gaugenwald. Dazu hatte sich die Gemeinde unter der Leitung von Bürgermeister Johann Michael Dürr entschlossen, nachdem das 1825 erbaute, rund 20 Jahre später erneuerte Schul- und Rathaus zu klein geworden war.

Während das einstige Schulhaus in privaten Besitz wechselte, ist die Gemeinde bis heute Eigentümer von Kirche und Rathaus. "Es konnte als soziokulturelle Begegnungsstätte einer neuen Nutzung zugeführt werden und ist ein großer Gewinn für Gaugenwald", sprach Buchwald vor allem dem im November 2010 gegründeten Verein seine Anerkennung aus.

Schon bei der Antragstellung für eine Förderung durch Leader brachte er sich maßgeblich ein. "Der Erhalt der regionalen Baukultur und Identität sowie die kulturellen Angebote machten das Vorhaben zu einem herausragenden und vielschichtigen Projekt", betonte Dajana Grzesik, Geschäftsführerin der Leader-Aktionsgruppe Nordschwarzwald. Diese hatte bei dem Projekt 75 Prozent der Kosten übernommen.

Grzesik würdigte in diesem Zusammenhang das vorbildliche bürgerschaftliche Engagement. Denn die zunächst angesetzten Gesamtkosten von 190 000 Euro wurden aufgrund der maroden Bausubstanz, die erst im Zuge der Sanierung zutage trat (wir berichteten), deutlich um rund 70 000 Euro überschritten. "Das ist gut angelegtes Geld und ich bin von der Leistung sehr beeindruckt", hob Bundestagsabgeordnete Saskia Esken hervor.

Ein gelungenes Werk mit dem Potenzial, das Gemeinschaftsleben im Ort zu fördern, erkannte zudem Pfarrer Karlheinz Joos. "Ich war vom Engagement und Durchhaltevermögen der Mitglieder immer wieder überrascht", unterstrich Architekt Kempf den Beitrag des Vereins zur Wahrung des Ortscharakters. Der Kirchenchor Zwerenberg umrahmte die Einweihung, die der Verein Gaugenwald schließlich in den neu gestalteten Räumen bewirtete.