Marco Killguß reist für ein Jahr als Jugendbotschafter in die Vereinigten Staaten – sofern Corona mitspielt.Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Auslandsvertretung: Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel wählt Neuweiler Jugendlichen aus / Videotelefonie gegen das Heimweh

Neuweiler. Als ihn der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel persönlich anrief, da konnte es Marco Killguß zunächst kaum glauben. Der 15-Jährige aus Zwerenberg ist, wenn ihm das Coronavirus nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht, der nächste Jugendbotschafter, der diesen Sommer für ein Jahr in die USA reist.

Für den Bundestagsabgeordneten selbst wiederum ist es das letzte Mal, dass er einem jungen Menschen die Chance geben kann, am begehrten Parlamentarischen Patenschafts-Programm (PPP) teilzunehmen. Denn zum Ende dieses Jahres wird Fuchtel nach dann nahezu 35 Jahren seine Politikerkarriere auf Bundesebene beenden. "Ausgerechnet zum Abschluss", sagt der CDU-Politiker, "habe ich mich für den jüngsten Bewerber entschieden und damit vielleicht auch ein Signal gesetzt, dass wir ganz junge Menschen stärker berücksichtigen sollten."

Killguß habe die beste Beurteilung aller Bewerber aus der gesamten Region gehabt und sei mit seiner persönlichen Vorstellung bei den vorbereitenden Auswahlgesprächen sehr überzeugend gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung Fuchtels.

Seit 1983 gibt das PPP jedes Jahr Schülern sowie jungen Berufstätigen die Möglichkeit, mit einem Stipendium des Bundestags ein Austauschjahr in den USA zu erleben. Zeitgleich sind junge US-Amerikaner, unterstützt vom US-Kongress, zu Gast in Deutschland.

Hans-Joachim Fuchtel ist seit seinem Einzug in den Bundestag 1987 stets als Pate dabei gewesen, hat eine beachtlich lange Reihe junger Leute als Jugendbotschafter auserwählt und auch eine Stipendiatin aus den USA in seinem Wahlkreis als Pate begleitet.

Doch die Jugendlichen müssen aktiv werden und sich dafür bewerben. So auch der junge Killguß, der durch eine Presseinformation des Abgeordneten von dem Angebot erfahren hat. "Da habe ich noch geflachst, dass ich’s mache", sagt der junge Mann, der in seiner Freizeit gerne Sport treibt. "Meine beiden Schwestern fanden’s mutig, meine Eltern mussten noch ein bisschen überlegen, ob sie’s erlauben sollen." Doch schließlich stimmten Yvonne und Werner Killguß zu. Als sehr guter Schüler, Klassen- und Schülersprecher war es auch kein Problem, das entsprechende Gutachten der Friedrich-Boysen-Realschule in Altensteig zu erhalten.

Von der weiten Welt hat der 15-Jährige schon viel gesehen. Denn die Reiselust scheint in seinen Genen zu liegen. So hat er auch schon seine Verwandten in Argentinien besucht. "Ebenso war der Besuch eines Gastschülers aus Ecuador in unserer Familie eine coole Erfahrung", berichtet Killguß. Er interessiere sich sehr für die USA, wo er für ein ganzes Jahr die Schulbank drücken und in einer Gastfamilie wohnen möchte. "Den Wahlkampf um die Präsidentschaft habe ich intensiv in den Medien verfolgt", sagt der Realschüler.

Der junge Tennisspieler engagiert sich obendrein als Mannschaftsführer in seinem Verein. "Sport ist lebensnotwendig für mich", betont der Neuweiler, zu dessen Hobbys auch Turnen und Radfahren zählen.

Und wenn ihn doch mal das Heimweh auf der anderen Seite der Welt packen sollte? "Mit der Videotelefonie ist das kein Problem", gibt sich Killguß selbstbewusst. Ihm sei vor allem wichtig, während der Zeit auf diese Weise nicht nur den Kontakt zur Familie, sondern auch zu seinen Freunden in Deutschland zu pflegen.

Die ersten Tipps für das Stipendium hat er sich übrigens bei einem geholt, der vor ihm an der Reihe war. Denn der Haiterbacher Schüler Felix Gaiser besucht die gleiche Schule in Altensteig. "Mit ihm habe ich mich schon ein bisschen über das, was mich dort erwartet, ausgetauscht", verrät Killguß, der sich von dem USA-Aufenthalt vor allem verspricht, viel für sein späteres Leben zu lernen.