Die Leitungen sind in keinem guten Zustand. (Symbolbild) Foto: the_lightwriter - stock.adobe.com

Drei Maßnahmen sollen in Zwerenberg parallel umgesetzt werden. Zuschuss ist fraglich.

Neuweiler - In Neuweilers Ortsteil Zwerenberg wird eine große Maßnahme ins Auge gefasst. Breitbandausbau, Sanierung der Wasserleitung und ein Trennsystem im Kanal sollen kommen. Viele Anwohner machen sich jetzt Sorgen um die auftretenden Kosten.

Wasser ist lebenswichtig - auch in Neuweilers Ortsteil Zwerenberg. Doch das kommt nicht immer dort an, wo es hin soll. Denn die Frischwasserleitung durch den Gartenweg ist, wie es Karl-Heinz Buchholz vom Ingenieurbüro RBSwave, noch diplomatisch formulierte "extrem erneuerungsbedürftig." Die Leitung stammt noch aus den 1970er-Jahren, ist also auch dementsprechend marode. Allein 2016 traten vier Rohrbrüche kurz nacheinander auf. "Da wurde an einer Stelle repariert und nebendran brach das Rohr wieder auf", blickte Buchholz mit Schrecken auf die Ereignisse zurück.

Vor allem im Bereich des Gartenwegs und der Parkstraße sei das Bauwerk stark korrodiert und ähnlich löchrig wie ein Schweizer Käse. "Damals hat man eben schlechtere Materialien benutzt als heute", hob Buchholz nochmals auf das Alter der Leitung ab. Die Wasserleitung wird zu je 50 Prozent vom Zweckverband Schwarzwaldwasserversorgung und der Gemeinde Neuweiler betrieben - und jetzt eben auch repariert.

Die Maßnahme ist auch nötig, denn wie Gemeinderat Anton Höschle berichtete, hätten Bürger aus dem Ortsteil bereits im zweiten Obergeschoss keinen ordentlichen Wasserdruck mehr. "Das liegt aber an der Höhe des Wasserbehälters", verdeutlichte Buchholz und empfahl, im Einzelfall eine Druckerhöhungsanlage einzubauen.

Druckerhöhung nötig

"Dann verkaufen wir eines Tages im neuen Baugebiet Bauplätze direkt mit Druckerhöhungsanlage oder wie?", fragte Höschle sarkastisch nach. Freilich müsse man dann in der Planung des Gebietes mit der Schwarzwaldwasserversorgung über eine Druckerhöhung reden, beschwichtigte Bürgermeister Martin Buchwald. Das Problem an der Sache sind die Kosten: 390.000 Euro kostet die Sanierung, 100.000 Euro trägt anteilig die Schwarzwaldwasserversorgung. Für den Rest wurde ein Zuschuss im Zuge der Härtefallregelung benatragt. Ungutes Detail: In diesem Topf ist wenig Geld. Denn im Vorjahr seien laut Buchwald 16 Anträge landesweit gestellt und nur ein einziger genehmigt worden. "Eigentlich brauchen wir den Zuschuss, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass er genehmigt wird. Immerhin noch warscheinlicher als ein Lotto-Gewinn", flüchtete sich der Bürgermeister fast schon in Galgenhumor.

Neben der Sanierung der löchrigen Leitung wird noch ein Trennsystem in der Straße eingebaut, damit Schmutz- und Oberflächenwasser getrennt eingeleitet werden können. Man könne nicht mehr alles in den Mischwasserkanal leiten, der halte nicht mehr viel aus, verdeutlichte Buchholz. Das Problem sei, dass im Zweifel bei starkem Regen zu viel Schmutz ins Grundwasser gelangen könnte.

Nah an Anschlüsse ran

Gemeinderätin Doris Hammann wollte wissen, ob die Hauseigentümer im Gartenweg ihr Abwassersystem direkt an den neuen Trennkanal anschließen müssen. "Die Anschlüsse am Mischwasserkanal lassen geht nicht", entgegnete Buchholz. Der Fachmann beschwichtigte aber und erklärte, man werde schon so nah wie möglich an die bestehenden Anschlüsse heranfahren.

Gemeinderat Reinhard Kussack merkte an, dass bei vielen alten Häusern das wohl gar nicht so einfach sei, kurzerhand auf ein Trennsystem umzustellen. Rat Jonathan Stockinger sah das ähnlich und fügte hinzu: "Was soll das überhaupt Kosten. Was kommt da auf die Anwohner zu und wann werden die informiert?"

Bürgermeister Buchwald ließ sich aber nicht zu einer konkreten Preissaussage hinreißen: "Das ist schwierig zu sagen, weil man nicht weiß, wie viel das kosten wird. Jeder Betrag, den ich jetzt sage, ist nachher falsch." Dennoch regte sich Unmut im Saal, denn viele Bürger waren gekommen, um der Sitzung beizuwohnen. "Nichts wissen wir", "die Bürger tappen im Dunkeln" waren nur einige Zwischenrufe.

Ist Kombination möglich?

Buchwald überlegte, ob man die Maßnahmen mit der des Breitbandausbaus kombinieren könne, also nur ein Mal in Richtung Haus graben muss. Das stieß bei Höschle auf reichlich Unverständnis: "Wie soll das gehen? Mein Breitband liegt in höchstens 60 Zentimeter Tiefe, das Rohr in zwei Metern." Kurzum: Das sei quasi ein Ding der Unmöglichkeit.

Ein Problem der ganzen Sache ist aber auch, dass der mit der Maßnahme kombinierte Breitbandausbau etwas stockt. Für den liegt nämlich noch keine vorzeitige Baufreigabe vor. Für die Kanalmaßnahme liegt der Zuschussbescheid über 272 400 Euro schon vor - man muss allerdings bis zum 1. Mai anfangen zu bauen.

Das wiederum darf man nicht, solange die Baufreigabe für den Breitbandausbau nicht ins Rathaus geflattert ist. "Morgen treffe ich zufällig Thomas Strobl (Anm. d. Red.: Innenminister Baden-Württembergs, CDU). Dem werde ich das Problem auch schildern", sagte Buchwald.

Stockinger wollte dann noch wissen, ob die Pläne für das neue Baugebiet in Zwerenberg denn in diese Maßnahme einkalkuliert sei. "Das sollte reichen, das haben wir schon 2018 bei der Aufstellung des allgemeinen Kanalisationsplans mit einbezogen", verdeutlichte Buchwald.

Furcht vor hohen Kosten

Das alles minderte die Angst, die in der Bevölkerung umgeht nur teilweise. Als die Sitzung dann am späten Abend zu Ende ging, diskutierten einige Bürger noch vor dem Rathaus, fürchteten horrende Kosten auf sich zurollen. "Da müssen wir einen Kanal rund ums Haus graben", fürchtete eine Betroffene.

Soweit soll es laut Buchwald aber nicht kommen, der schon in der Sitzung betonte, dass man die komplizierten Einzelfälle anschauen und nach Lösungen suchen werde. "Dann hoffen wir mal, dass es im Zweifel Ausnahmen gibt", forderte die Betroffene in der kühlen Neuweiler Nacht vor dem Rathaus. Der Gemeinderat beschloss im Übrigen alle drei Maßnahmen einstimmig.