In Hofstett lud 1868 Anwalt (Ortsvorsteher) Wurster zum Holzverkauf im Aufstreich (Versteigerung) ein.Archiv-Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkauf an Meistbietende im Oberen Wald ein uralter Brauch

Von Hans Schabert

Neuweiler. Fensterbauer, Sägewerksbesitzer oder Holzhändler aus dem ganzen Land ließen es sich nicht nehmen, Anfang Januar nach Neuweiler zu kommen. Sie gaben bei der Kiefernversteigerung der Gemeinde ihre Gebote ab. Neben der Calmbacher Versteigerung der Staatsforstverwaltung war die im Oberen Wald eine der Bedeutendsten.

Selbst das Holz-Zentralblatt wollte möglichst rasch darüber berichten, um Tendenzen den Lesern vom Fach weiterzugeben. Zum letzten Mal fand diese Form des Verkaufs in der fast aus allen Nähten platzenden Krone in Breitenberg vor 20 Jahren, am 13. Januar 1995, statt. Preisdruck wegen geöffneter Grenzen im Osten und Stürme machten einen Handel nötig, der auf Vorbestellung basierte.

Die Versteigerung hatte vor allem nach der Gemeindereform 1975 an Bedeutung gewonnen. Veräußerten zuvor nur die selbstständigen Gemeinden Neuweiler und Oberkollwangen Wertholz gemeinsam, waren jetzt die Dörfer des Oberen Waldes in der neuen Kommune vereint. Sogar Lose des Staates, aus Simmersfeld und einiger Privat-Waldbesitzer kamen zeitweise hinzu. Allein die Gemeinde Neuweiler machte einen Umsatz, der 500 000 D-Mark überschreiten konnte.

Die Tradition der Holzversteigerungen reicht sehr weit zurück. So lädt Hofstetts Anwalt Wurster (heute wohl Ortsvorsteher) auf 28. Oktober 1868, nachmittags 1 Uhr, ins Wirtshaus Krone nach Hofstett ein. Bei einem Floß- und Scheiterholzverkauf bietet er an: "120 Stämme tann. Floßholz und 7 Klafter Scheiterholz im Aufstreich, wozu Liebhaber eingeladen werden." Aufstreich steht für Verkauf an den Meistbietenden.