Auch als Quartett bestanden die Interpreten (von links) Harald Ungemach, Jana Fuchs, Norbert Kübler und Thomas Kretzschmar den Konzertabend bestens, wie zu hören war und der Beifall zeigte. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Schwäbische Geschichten zu gängigen Melodien / Besucher aus der ganzen Umgebung

Neuweiler. Nach 26 Liedern hatten die 120 Zuhörer aller Altersgruppen zwischen neun und 90 Jahren im proppenvollen Johannes-Seitz-Gemeindehaus beim Konzert des Kiaroatrios zusammen mit Jana Fuchs noch nicht genug: Sie verlangten den Interpreten mit minutenlangem Applaus noch drei Zugaben ab.

Sechsmal – die Zugaben nicht mitgerechnet – gestaltete die Sängerin Jana Fuchs mit ihrer von Alt bis Sopran beweglichen Stimme den Sound im zweiten Abschnitt beim Konzert des Kiaroatrios mit. Nach einem Beatles-Block hatten sich die vier Interpreten "warmgesungen". Dann wurde es – wie im gesamten ersten Abschnitt – wieder rein Schwäbisch, ehe zu viert der "Schlussspurt" mit Originaltexten folgte. Das ursprünglich als Abschluss geplante "Hallelujah" von Leonard Cohen war ein Höhepunkt. Ganz besonders harmonierten dabei die Stimmen von Harald Ungemach und Fuchs, während dazu Norbert Kübler und Thomas Kretzschmar als Background-Sänger den Titel perfekt abrundeten. Das Lied gefiel den Zuhörern so gut, dass sie es später nochmals lautstark als Zugabe forderten, die das Interpreten-Quartett gewährte.

Den endgültigen Schlusspunkt setzte aber fast schon traditionell "Mir wellet jetzt hoam", bei dem das Kiaroatrio seinen Zuhörern eine "gute Hoamfahrt" nach Sidney, Abach, Gauwald, Rio "oder bloß de Flecka na" wünscht. Australier oder Südamerikaner wurden unter den Besuchern zwar nicht gesichtet, aber wohl ein Drittel der Zuhörer kam von außerhalb der Gemeinde aus der ganzen Umgebung. Gäste aus Straubenhardt, Pfalzgrafenweiler, Grömbach, Calw, Bad Wildbad und Neubulach gehörten dazu. So richtig mitgelebt wurde vom Publikum so mancher der in gängige Melodien eingepasste, aus dem Leben gegriffene schwäbische Text.

Lieder bringen Publikum zum Lachen

Sie sei das erste Mal beim Kiaroatrio, erzählte dem Schwarzwälder Boten die Wahl-Neubulacherin Anne Lau-Scheck, die mit Hanne Bauer aus Martinsmoos zusammen den Konzertabend besuchte. "So etwas kenne ich von meiner alten Heimat nicht, das war einfach toll", fasste sie ihre Eindrücke über den teils auch kräftig nicht nur ihr Zwerchfell fordernden Text- und Melodienreigen zusammen.

Gelegentlich wird ja behauptet, die Ortszeit in Neuweiler sei eine Viertelstunde danach. Dies widerlegte das Kiaroatrio: Die Handvoll Besucher, die "erst" pünktlich kamen, verpassten den Anfang des ersten Stücks und die Begrüßung durch Kretzschmar. Er stellte schon einige Minuten vor der Zeit die Mitinterpreten vor: Kübler sei "unser Dichter" – pardon: "auser Dichder". Ungemach könne nicht nur singen, sondern auch mehrere Instrumente spielen, "nicht gleichzeitig, aber hintereinander". Bei einigen Stücken sei erstmals die Wahl-Neuweilerin, Sängerin Jana Fuchs, dabei.

"Mach me nedd ah", "Kipp nedd aus de Schuah", "Halt dei Gosch jetzt", "Be I mol 85" oder im zweiten Teil der Kauf potthässlicher Schuhe unter dem Titel, "I brauch die Schuah zum Laufa", beschrieben in gängige Melodien gebettet, treffend Begebenheiten, wie sie das tägliche Leben schreibt.

Nur eine Enttäuschung gab es für einzelne Zuhörer wie Antje Lehneis aus Neuweiler und ihren zu den Jüngsten zählenden Nachwuchs: Sie hätten als weitere Zugabe gerne noch das Lied über Neuweiler, seine – natürlich hervorgehobene – Stellung im Kreis und seine Menschen gehört. "Wir haben den Text nicht parat", erklärte Kübler. Dieser müsse außerdem aktualisiert werden, aber beim nächsten Auftritt denke man daran, versicherte er. Noch lange saßen und standen die Besucher nach Programmende plaudernd in Gruppen beisammen.