Die Sternenblumen bilden im weitläufigen Gaugenwald große und kleine goldgelbe Inseln im saftigen Grün der Wiesen.Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Naturereignis: Grundbesitzer achten auf die Sternenblumen / Wilde Narzissen wie im Nationalpark Eifel zu bewundern

Aus der ganzen Umgebung kommen auch in diesem Jahr Besucher nach Gaugenwald, um die Sternenblumenblüte zu erleben. Normalerweise organisiert die Vorsitzende des Gaugenwald Vereins, Corinna Kussak, zusammen mit ihrer Helferschar das Sternenblumen-Café. Dieses fällt aber in diesem Jahr den Corona-Schutzmaßnahmen zum Opfer.

Neuweiler-Gaugenwald. Die wilden Narzissen blühen gerade dennoch herrlich auf weiten Flächen und recken ihre Blüten in Richtung Sonne. Offensichtlich können ihnen die kalten Nächte nichts anhaben. Wer es noch nicht getan hat, kann die goldgelb aus den Wiesen hervortretende Pracht in den nächsten Tagen noch bewundern. Ein Rundgang ist wie seit Jahren ausgeschildert, und auch Kästchen mit Flyern laden mit Informationen über den "Sternenweg", die Geschichte des Dorfes und seinen Heimatverein Gaugenwald ein.

Nirgendwo auf so vielen und großen Flächen

Auch in Hofstett flächenhaft und anderswo vereinzelt sind die den Frühling ankündenden Boten der Natur teils zu finden. Aber nirgendwo wachsen die wilden Blüten in der Gegend auf so vielen und großen Flächen wie in Gaugenwald. Dies liegt sicher mit daran, dass die Gaugenwalder ihren Osterglocken ganz besondere Beachtung schenken. Damit sie nach einem Jahr wieder aus der Erde sprießen, muss ihnen die Zeit bleiben, sich vor der ersten Mahd zurückzuziehen. Nur so ist die regelmäßige Wiederkehr gesichert.

Die Pflanzenart sei als Wildpflanze mit ihrer im Vergleich zur Kulturblume etwas kleineren Blüte, die es in Deutschland nur noch in der Eifel und im Hunsrück gebe, in ihren Beständen stark bedroht und daher streng geschützt. So heißt es – wohl Gaugenwald nicht kennend – beim Nationalpark Eifel. Dort schmückt sie vor allem südliche Bachtäler. Wie sie diese Landschaft verzaubere, könne sich kaum jemand vorstellen, wird auf der Homepage behauptet. Allerdings sind in diesem Jahr dort die Narzissengebiete der Pandemie wegen vollständig gesperrt.

Aber im Nördlichen Schwarzwald gilt: Dank Gaugenwald kann sich die hiesige Blüte jeder vor der Haustür anschauen. Die großen und kleinen Blumeninseln auf den weiten Wiesenflächen, an den Rainen oder unter dem und jenem Obstbaum erfreuen zur Zeit der Osterglockenblüte am Ursprung des Bruderbachs schon seit Generationen beim Gang durchs Dorf. Die Entstehung des Phänomens liegt im Dunkel der Vergangenheit.

Das einzige sternförmige Waldhufendorf

Im seit Jahrhunderten im Wort- wie übertragenen Sinn blühenden Gaugenwald vereinigen sich weitere Besonderheiten.

So steht hier die Kirche im Eigentum der bürgerlichen Gemeinde.

Der Ort kam – anders als die meisten anderen Dörfer der Gegend – erst 1806 zu Württemberg, als es Napoleon dem Königreich zuordnete. Zuvor beherrschten es – von einem Zwischenspiel in den Armen des aufstrebenden Württemberg abgesehen – andere Herren, die reichs-ritterschaftlich organisiert waren.

Gaugenwald ist das einzige bekannte sternförmig angelegte Waldhufendorf. Vor der Kreiszugehörigkeit stieß die Markung als Teil des Oberamts Nagold einst fast wie ein Keil zwischen Martinsmoos und Zwerenberg in den Nachbarbezirk Calw hinein. Die rund 150 Einwohner zählende Gemeinde war schuldenfrei, als sie zum 1. Januar 1975 per Landesgesetz mit Neuweiler vereinigt wurde. Seit 1889 hat das 1139 urkundlich belegte Dorf bis heute eine schlagkräftige Feuerwehr.