Selbst im Gewerbegebiet von Neuweiler, das im Vordergrund in einer Luftaufnahme von 2005 teils zu sehen ist, sind die Straßen nur halb so breit, wie im nie umgesetzten Plan von vor 150 Jahren. Fotos: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Alter Plan zeigt 14 Meter breite Schneisen kreuz und quer durch Neuweiler

Archive fordern so einiges Interessante zu Tage. So auch selbiges in der Gemeinde Neuweiler. Ein alter Straßenplan offenbart, dass die Planer vor langer Zeit wohl Großes mit der Gemeinde im Oberen Wald vorhatten. Ganz so kam es aber doch nicht.

Neuweiler. "Alle Straßen sind auf 50 Fuß Breite angelegt." So steht es in alter Deutscher Schrift in dem uralten Plan, der sich im Archiv der Gemeinde Neuweiler befindet. Er zeigt ein städtisch anmutendes Straßennetz, dessen Schaffung durchweg erschreckende 14 Meter breite Schneisen durch den Ort hätte schlagen sollen.

Vier von Nord nach Süd durchgängige Hauptstraßen mit Querstraßen und zusätzlichen Parallelstraßen hatte da ein Planer aufgezeichnet. Waren es vielleicht Pläne im Königreich Württemberg nach dem gewonnenen Krieg von 1870/71? Sollte aus dem Calwer Unteramt mehr werden? War schon davor an ein Trostpflaster dafür gedacht, dass der Unteramtsbezirk um 1850 Aichhalden sowie die Bergorte und heutigen Bad Wildbader Stadtteile Aichelberg, Hünerberg und Meistern hatte abgeben müssen?

Genaueres gab das Archiv dazu bislang nicht preis. Aber die Maßangabe "Fuß" lässt einordnen, dass der Plan bis 1871 entstanden sein muss. Denn danach galt zumindest offiziell im Königreich Württemberg das metrische System. Der 28,65 Zentimeter messende Fuß, der seit 1806 den 28,649 langen abgelöst hatte, wurde offiziell durch die Zentimeter ersetzt. Die übergeordneten Längenmaße Rute und Stunde mussten den Metern und Kilometern weichen.

Die mit Ortsangaben bezeichneten Hauptwege des Dorfes führten von und nach Oberkollwangen/Calw, Agenbach, Hofstett "auf neu angelegter Straße" (wohin es wohl schon den Kirchweg gab) und Martinsmoos. Der Verlauf des Wegs Richtung Zwerenberg ist zwar eingezeichnet, aber nicht bezeichnet. Der nördliche Ortsrand lag vergleichsweise noch weit im Süden ungefähr bei der heutigen Schulstraße.

Häuser überdauerten

Vom Friedhof, der 1882 aus dem Kirchhof an das südöstliche Ortsende verlegt wurde, ist noch nichts in der Flurkarte vermerkt. Aber einige Häuser überdauerten die Zeiten.

Neuweiler war zur Zeit der Entstehung des Oberamtes Calw im Königreich Württemberg 1806 dessen größtes Unteramt. Aus dem schon im Lagerbuch der Vogtei Calw 1523 belegten "Ämtlein" wurde nach 1806 zunächst lediglich die Exklave Wenden herausgenommen. Verwaltet wurden ähnlich einer heutigen Gemeinde mit Ortsteilen und eigener Ortsverwaltung neben dem seit Jahrhunderten zugehörigen Teilort Hofstett auch Aichhalden, die drei Bergorte Aichelberg, Hünerberg und Meistern mit der Rehmühle sowie der Fautsburg.

1843 verselbständigte sich Aichhalden, das sich durch das vorher zu Hornberg gehörige Oberweiler vergrößerte. Dann löste sich 1850 die Gemeinde Bergorte, deren drei Teilorte seit 1974 zu Bad Wildbad gehören, aus dem alten Ämtlein.

Mit Beginn des Jahres 1975 wurde durch das Gemeindereformgesetz des Landes das heutige Neuweiler mit seinen sechs weiteren Ortsteilen Agenbach, Breitenberg, Gaugenwald, Hofstett, Oberkollwangen und Zwerenberg neu als Einheitsgemeinde gebildet.