In dieser Szene war Luzia Storz alias Corinna Kussack zwischen den Kapps (Gaby Großhans und Helmut Wurster) noch das gehemmte Mauerblümchen. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Volksstück: Fünf ausverkaufte Vorstellungen / Weit mehr geboten als laienhaftes Theater

Neuweiler/Altensteig-Berneck. Corinna Kussack ist im richtigen Leben eine pfiffige, selbstsichere Frau. Wer sie jetzt beim Biesmugga-Theater der Spielvereinigung Berneck/Zwerenberg in der Rolle des gehemmten Mauerblümchens Luzia Storz in dem Stück "...und morgen kommt der Papst" erlebt hat, konnte einen ganz falschen Eindruck von ihr bekommen. Sie spielte die Rolle, als wäre sie ihr auf den Leib geschrieben.

Eine Besucherin, die sie kennt, meinte: "Es war eine super schauspielerische Leistung, die Luzia so perfekt rüber zu bringen". Aber wen wunderts: Die Schauspielerei liegt ihr im Blut. Seit 43 Jahren ununterbrochen steht Vater Helmut Wurster auf der Bühne der Volksschauspieler aus den Ortschaften Gaugenwald, Zwerenberg sowie den Altensteiger Stadtteilen Wart und Berneck. Die Gaugenwalderin selber wirkte jetzt beim 24. Stück der Biesmugga mit.

Bei der Komödie in drei Akten liefen alle Laienspieler bei den die Serie 2019 abschließenden Aufführungen vier und fünf im Bernecker Sportheim zu einer solchen Form auf, dass keiner etwas Laienhaftes an ihrer Darstellungskunst fand. Dies hob auch Vorstandsmitglied Friedrich Blaich hervor. In seine Dankesworte bezog er alle Beteiligten vor oder hinter dem Tresen und den Kulissen ein. Er freute sich, dass alle Vorstellungen ausverkauft waren.

Geschichte in drei Akten

Bei der Geschichte in drei Akten von Heidi Mager handelt es sich um ein schwäbisches Stück im Hause Kapp. Die weihnachtlichen Vorbereitungen zum Heiligen Abend sind fast abgeschlossen. Im Prinzip – so denken wenigstens zunächst die Frauen – kann nichts mehr schiefgehen. Doch Familienvorstand Hans Kapp (Helmut Wurster) hat vergessen, einen Christbaum zu besorgen. Deshalb schickt er noch morgens heimlich seinen Schwager Werner Engler (Gerhard Anton), den Bruder seiner Frau Andrea (Gaby Großhans) los. Der kommt aber ohne Baum zurück.

Nun wollen den Heiligabend auch noch unerwartet die unbeholfen auf Männerfang programmierte und den zunächst gar nicht zugeneigten Werner Engler "angesetzte" Arbeitskollegin von Mutter Andrea, Luzia Storz, außerdem die bislang heimliche, auch noch ältere Freundin Anna Mente (Daniela Hoser) des Sohnes Tobias Kapp (Thorsten Herr) mit der Familie verbringen.

Der Einfall: Im Nachbargarten wächst eine geeignete Tanne. Die wird von Hans und Werner heimlich abgesägt. Das bringt Sohn Tobias als pflichtbewussten Polizisten dazu, seinem Vater zeitweilig gar Handschellen anzulegen. Diese löst schließlich ein teurer Vergleich mit dem Nachbarn.

Vielschichtige Handlungen

In dem Spektakel überschlagen sich die Turbulenzen. Missverständnisse, Verwechslungen und sich entwickelnde Liebesbande begleiten die vielschichtige Handlung. Dazu kommt immer wieder die nervige Oma Berta Kapp (Susanne Haag). Sie sitzt wegen der erwarteten Kontrolle der Pflegeversicherung im eigentlich gar nicht benötigten Rollstuhl. Lautstark nervt sie aus diesem heraus – lebensecht! – mit "Ihr Kinderlein kommet" oder will wissen, wann nun endlich der Papst kommt.

Beim zunächst gehemmten Paar sprießt nach "Gebrauchsanweisung" die Liebe. Im letzten Akt lässt sich Werner doch noch von der mittlerweile gründlich attraktiv umgestylten und mit Ratschlägen instruierten Luzia "einnehmen". Nahezu pausenlos sorgte das Stück bei allen Aufführungen für herzhafte Lachsalven.