Der 19-jährige Eslam Radif fühlt sich seit seiner Ankunft sehr wohl in der Gemeinde. Dazu beigetragen haben unter anderem auch Stefanie Kopf (Mitte) und Karin Geiser. Foto: Goltz Foto: Lahrer Zeitung

Integration: Stefanie Kopf lobt Mithilfe der Vereine und Verwaltung / Flüchtlinge fühlen sich in Neuried wohl

Die Gemeinde Neuried gilt als ein Vorbild in Sachen Flüchtlingshilfe. Mit dem Netzwerk Gastfreundschaft, der Mithilfe von Vereinen und der hauptamtlichen Koordinatorin, Stefanie Kopf, gelingt der Gemeinde das Ziel: Die Menschen zu integrieren.

Neuried. Der 19-jährige Eslam Radif kommt aus Syrien. Von 2015 bis 2017 wohnte er im Riedhof in Meißenheim, nun ist er mit seiner Mutter und seiner Schwester nach Ichenheim umgezogen. "Ich fühle mich hier sehr wohl", sagt er im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. Ab und an vermisse er seinen Vater, der noch immer in Syrien ist. Doch Eslams Blick richtet sich nach vorne: Innerhalb eines halben Jahres hat er Deutsch gelernt. und vor kurzem den Realschulabschluss gemacht. Ab September wird er ein Gymnasium in Lahr besuchen. "Mein Ziel ist es, Medizin zu studieren", sagt Eslam.

Zwei Faktoren spielen der Flüchtlingshilfe in die Karten

Dass der 19-Jährige "extrem zielstrebig" ist, weiß auch die hauptamtliche Koordinatorin der Arbeit im Netzwerk Integration Meißenheim und im Netzwerk Gastfreundschaft Neuried (siehe Info), Stefanie Kopf. Sie hat Eslam, wie viele weitere Flüchtlinge, von Anfang an begleitet und unterstützt. Seit 2016 hat sich die medizinische Fachangestellte für den Posten bei den beiden Gemeinde entschieden. Derzeit hilft sie 183 Menschen in Neuried bei bürokratischen Angelegenheiten und ist Ansprechpartner beispielsweise bei Schulen und Kindergärten. "Seit ich die Arbeit übernommen habe, ist mir vor allem eines aufgefallen: Deutschland ist ein unglaublich kompliziertes Land", sagt Kopf. Nur selten würde ein Plan aufgehen – immer wieder sei es ein Kampf mit der Bürokratie.

Dass die Flüchtlingshilfe so gut funktioniert, habe zwei Gründe: Zum einen würde die gesamte Gemeinde hinter der Arbeit stehen: "Die Unterstützung der Vereine, der Kirchengemeinde und der Verwaltung ist phänomenal." Zum anderen spiele die "optimale" Größe der Gemeinde eine Rolle. "Wir kennen jeden Flüchtling persönlich, das ist in anderen größeren Gemeinden nicht mehr möglich."

Auf den Lorbeeren ausruhen, könne sich Kopf und das Netzwerk Gastfreundschaft (siehe Info) jedoch nicht: Noch immer suche man nach einer Möglichkeit, den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren ein Angebot zu bieten. "Während Kinder in einem Verein Anschluss finden, ist es bei den Heranwachsenden etwas schwieriger." Darüber hinaus gelte es Wohnungen zu finden.

Diskriminierung habe weder Eslam erfahren, noch seien Vorkommnisse in dieser Richtung gegenüber anderen Flüchtlingen an Kopf herangetragen worden. "Die ›Hab-acht-Stellung‹ habe ich dennoch nicht verloren", sagt die Gemeindemitarbeiterin und verweist auf die 10,5 Prozent AfD-Wähler in Neuried. Die Vorurteile, die manche Einwohnern hätten, würde sie bei den Flüchtlingen kommunizieren. "In der Öffentlichkeit laut geworden, ist bislang noch keiner."

Rundum sei Kopf zufrieden, die gesteckten Ziele würden erreicht: "Nach drei Jahren haben die Flüchtlinge die Möglichkeit, an einen Ort ihrer Wahl zu ziehen – die Menschen hier, wollen in Neuried bleiben."

Karin Geiser hat im Jahr 2014 das Netzwerk Gastfreundschaft in Neuried ins Leben gerufen. Zahlreiche Ehrenamtliche hatten das Ziel, den Flüchtlingen den Anfang und das Einleben in der fremden Umgebung zu erleichtern. Angeboten werden seither unter anderem Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung, ein Café, eine Fahrradwerkstatt und ein Angebot nur für Frauen, bei der Aktivitäten gestartet werden. "Jeder ist bei uns willkommen", sagt Geiser.