Aussichtspunkt Eugensplatz: Nach der Silvesterparty ist der Platz mit Müll übersät Foto: Jan Reich

Sektflaschen, Bierkisten, Überreste von Raketen: 78 Kubikmeter Abfall haben die Müllmänner an Neujahr entsorgt. Die Kosten liegen bei rund 11.000 Euro.

Stuttgart - Die Nacht war sternenklar, das Feuerwerk über Stuttgart brillant. Doch so prächtig das Schauspiel war, so frustrierend ist das Bild am nächsten Tag: Auf Straßen und Plätzen liegen zerfetzte Raketen und zersplittertes Glas, stehen Sektflaschen und Bierkästen rum. „Als hätte eine Müllbombe eingeschlagen“, stellt eine Passantin am frühen Morgen auf dem Schlossplatz fest.

Neben dem Schlossplatz sind der Markt- und der Schillerplatz in der Innenstadt, der Vaihinger Markt in Vaihingen sowie das Cannstatter Carré in Bad Cannstatt und der Karl-Benz-Platz in Untertürkheim die Müllbrennpunkte nach den Silvesterpartys. Bereits um 6 Uhr an Neujahr sind 21 Mann von der Straßenreinigung der Abfallwirtschaft ausgerückt und haben 6,5 Stunden lang in der Innenstadt 48 Kubikmeter Müll eingesammelt. Im Neckarbereich haben von 4 Uhr an sieben Mann in 7,5 Stunden 13 Kubikmeter Müll und im Filderbereich zehn Mann in acht Stunden 17 Kubikmeter Müll eingesammelt. „Allein die Personalkosten für die Gesamtarbeitszeit von 270 Stunden liegen bei rund 11 000 Euro“, sagt Wolfgang Rieche, stellvertretender Abteilungsleiter Straßenreinigung bei der AWS. Er rechnet damit, dass seine Trupps in drei bis vier Tagen sämtliche Überreste der Silvesternacht beseitigt haben. Da es in der Nacht genieselt hat und es auch jetzt noch feucht ist, kleben Pappe und Papier auf dem Asphalt. „Vieles muss mit Besen und Rechen gemacht werden. Kehrmaschinen haben wir nur in der Innenstadt eingesetzt“, sagt Rieche. Ein weiteres Problem für die Müllmänner: die stehen gelassenen Behälter für Systemfeuerwerke. Weil die sperrigen Kisten die Saugrohre der Maschinen vertopfen, müssen sie ebenfalls von Hand entsorgt werden.

Mit rund 78 Kubikmetern Silvestermüll an den Brennpunkten hat sich das Müllaufkommen gegenüber den Vorjahren nicht wesentlich erhöht, liegt aber im oberen Bereich. „Wir rechnen jedes Jahr mit 70 bis 80 Kubikmetern. Wie viel es tatsächlich wird, hängt vom Wetter ab“, sagt Rieche. Zusätzliche Container auf den zentralen Plätzen werden an Silvester aus Sicherheitsgründen nicht aufgestellt. Denn in den Containern könnten Böller explodieren und sie in Brand stecken.

Für die Beseitigung des Silvestermülls auf den Gehwegen sind genau wie beim Laub oder Schnee die Anlieger zuständig. „Oft wird der Abfall aber auf die Straße und damit in unseren Verantwortungsbereich gekickt“, stellt Rieche fest. Das Amt für öffentliche Ordnung bestätigt: Eigentlich muss der den Müll mitnehmen, der ihn verursacht hat. Doch das zu kontrollieren sei unmöglich. Bleiben Flaschen und Kartonagen auf den Gehwegen liegen, sind die Anwohner in der Pflicht. Für Anlieger, die den Müll liegen lassen, können 50 bis 500 Euro Bußgeld fällig werden. „Allerdings haben wir so gut wie keine Anzeigen“ stellt Thomas Benner, Leiter der Abteilung für Anzeigenbearbeitung beim Amt für öffentliche Ordnung, fest. Pro Silvester verzeichnet er lediglich ein bis zwei Dutzend Anzeigen, weil auch vor und nach dem 31. Dezember und 1. Januar geböllert wird.

Bei der Feuerwehr sind in der Silvesternacht rund 1800 Anrufe eingegangen. 59 meist kleinere Brände mussten gelöscht werden, weil durch fehlgeleitete Raketen Feuer in Müllcontainern oder auf Balkonen entstanden. Außerdem gab es einige Fehlalarme, ausgelöst durch die Rauchentwicklung durch die Silvesterknallerei. So ist zum Beispiel Rauch in den Hengstäckertunnel in Möhringen gezogen und hat Alarm ausgelöst. Notärzte waren unter anderem wegen Hand- und Augenverletzungen in der Silvesternacht rund 400-mal im Einsatz.

Für Schäden, die durch Böller und Raketen entstehen, haften mitunter die Versicherungen, falls sich der Verursacher nicht ausfindig machen lässt. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in Berlin greift bei Schäden am Gebäude wie zum Beispiel kaputte Fensterscheiben die Gebäudeversicherung. Geht bei der ausgelassenen Party Inventar kaputt oder gibt es Rotweinflecken auf dem Teppich, ist die Haftpflichtversicherung zuständig. Für die Delle, die ein Böller ins Autoblech schlägt, tritt die Vollkaskoversicherung ein. Bei dauerhaften körperlichen Schäden durchs Hantieren mit Feuerwerkskörpern ist die private Unfallversicherung zuständig.