Galloway-Kühe legen ihre Kälber am ersten Lebenstag oft in hohem Gras ab. Foto: Schmider

Neugeborene Galloway-Kuh im Hauserbach tot auf Weide aufgefunden. FVA untersucht Überreste.

Vier Schafe und nun ein Kalb? In Hausach wurden die Überreste eines neugebornen Kalbs auf der Weide gefunden. Mitarbeiter der FVA überprüfen nun, ob ein Wolf das Tier gerissen hat.

Hausach - Eigentlich hatte Franz Schmider vom Limbergerhof im Hauserbach am vergangenen Samstagmorgen nur nachsehen wollen, ob eine seiner trächtigen Galloway-Kuh mittlerweile gekalbt hatte. Die Rinder bringen ihre Jungen normalerweise auf der Weide im Herdenverband auf die Welt und brauchen dazu keine Hilfe. Dass an diesem Morgen aber etwas nicht stimmte, hatte Schmider schon im Haus bemerkt. Die Weide ist von diesem nur etwa 100 Meter davon entfernt, aber nicht einsehbar. Doch er konnte er die Kühe hören. Es herrschte große Unruhe in der Herde und sie muhten laut.

FVA sichert Spuren

"Normalerweise hört man sie nie", so Schmider. Also machte er sich gleich auf den täglichen Rundgang. Schnell stellte er fest, dass die Kuh ihr Kalb bekommen hatte, aber er konnte es zuerst nicht finden. Das machte ihm zunächst keine Sorgen, denn Galloway-Rinder legen ihre Kälber gerade in den ersten Lebenstagen, wenn die Kleinen noch nicht so mobil sind, oft geschützt im hohen Gras ab, um selbst zu fressen. Erst nach mehr als zweistündiger Suche fand Schmider das, was von dem Kalb noch übrig war: ein paar Knochen, die Läufe und der Kopf. Das Neugeborene war von einem Raubtier gerissen worden, da ist sich Schmider sicher. "Die Schutzschicht an den Hufen war nicht mehr komplett", begründet er. Auch ist er sich sicher, dass das Kalb bei seiner Geburt noch lebte.

Da sein Hof nicht weit entfernt von Mühlenbach liegt, wo vor ein paar Wochen ein Wolf vier Schafe gerissen hat, sei sein erster Gedanke "es war der Wolf" gewesen. Doch sicher beweisen könnte das nur die Forstliche Versuchsanstalt Freiburg, die er sogleich verständigte. Mitarbeiter der FVA waren innerhalb von anderthalb Stunden zur Stelle und sicherten die Spuren.

Den Kadaver nahmen sie zur weiteren Untersuchung mit. Neben den Überresten des Kalb wurden Spuren von Füchsen auf der Weide gefunden so wie ein Abdruck einer Pfote, der nicht zuzuordnen ist. "Für einen Fuchs zu groß, für einen Wolf zu klein", meint Schmider und auch die FVA bestätigt auf Anfrage des Schwabo: "Das Trittsiegel ist für einen Wolf eindeutig zu klein."

Spur ist weder Wolf noch Fuchs zuzuordnen

Die Überreste des Kalb werden nun von der CVUA (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt) in Freiburg auf alle Hinweise hin untersucht, die auf die Todesursache und die Nutzung des Tierkörpers hindeuten, erklärt die FVA weiter. "Eine abschließende Bewertung wird anschließend erst unter Einbezug aller vorliegenden Informationen von uns gemacht."

Genetisch untersucht werden Überreste des Kalbs nur dann, wenn es Hinweise auf einen Wolf gibt. Die Chancen, anhand von DNA-Spuren feststellen zu können, welches Tier das Kalb getötet hat, sind allerdings gering. "Grund ist hierfür die intensive und eindeutige Nutzung durch Füchse", erklärt die FVA. Das heißt, dass nicht mehr nachgewiesen werden kann, woran das Kalb gestorben ist und ob ein anderes Tier es getötet hat, weil Füchse die Überreste zu sehr angefressen haben. Zusammenfassend ist also sicher, dass Füchse auf der Weide waren und an dem toten Kalb gefressen haben. Ob sie es allerdings auch töteten, ist nicht sicher. "Grundsätzlich kann ein Fuchs ein Kalb töten", erklärt die FVA, während das Schmiders Erfahrung nach selten passiert. "Füchse reißen ein lebendes Kalb eher nicht. Sie sind eigentlich zu groß." Gleichwohl weiß er auch, dass Kälber gerade an dem ersten Lebenstag noch nicht sehr mobil sind und viel schlafen.

Bliebe also noch die Möglichkeit, dass ein Luchs das Kalb riss. Dafür spricht die Spur, die weder zu einem Wolf noch zu einem Fuchs passt. Außerdem war im Jahr 2015 bereits nachgewiesenermaßen ein Luchs in Hausach unterwegs. Doch das sind die einzigen Hinweise auf ein Pinselohr, die es bisher gibt.

20 Galloway-Rinder

Ersetzt wird Schmider der finanzielle Verlust nur, wenn die Untersuchungen belegen, dass ein Wolf oder ein Luchs das Kalb getötet hat. Neben dem Verlust bleibt die Angst um die noch vorhandenen Tiere und die Kälber, die noch nicht geboren sind. Insgesamt 20 Galloway-Rinder besitzt die Familie, davon neun Mutterkühe und sieben Kälber sowie einen Bullen. Die Tiere werden für die Fleischproduktion verwendet. Schmider besitzt zwar einen Stall am Hof, in dem die Tiere sicherer als auf der Weide wären, aber der ist bereits mit kranken Tieren sowie einer Kuh mit Zwillingen voll belegt. "Wir können also nicht wirklich Vorkehrungen treffen, um unsere Tiere zu schützen", so Schmider.

Mit einem Untersuchungsergebnis ist laut FVA in ein bis drei Wochen zu rechnen. Dass der gleiche Wolf, der in Mühlenbach vier Schafe riss, das Kalb getötet hat, darüber könne man nur spekulieren. "Grundsätzlich können Wölfe in Baden-Württemberg überall auftauchen und auch Nutztiere reißen, wenn kein Grundschutz vorhanden ist. Ob es sich bei bestätigten Nutztierrissen um dieselben verursachenden Individuen handelt, kann nur durch genetische Untersuchungen erkannt werden. Da Wölfe große Strecken von bis zu 60 Kilometer pro Nacht zurücklegen können, wären Aussagen zu Wahrscheinlichkeiten hier rein spekulativ", so die FVA.