Noch ist in Rötenbach viel grüne Wiese – zumindest im Gebiet "Erweiterung Eichwald" ändert sich das bald. Foto: Archiv/Dörr

Einige Anregungen gehen zum Bebauungsplan "Erweiterung Eichwald" in Rötenbach ein. Die meisten sind unbedenklich, doch ein Hinweis des Landratsamtes lässt die Emotionen im Bad Teinach-Zavelsteiner Gemeinderat hochkochen.

Bad Teinach-Zavelstein - Das Baugebiet "Erweiterung Eichwald" in Bad Teinach-Zavelsteins Teilort Rötenbach ist beschlossene Sache. Im Gemeinderat wurden nun sämtliche Stellungnahmen zum Bebauungsplan abgearbeitet – zumindest die wichtigsten.

Von der Bevölkerung oder auch den Naturschutzverbänden seien keine Einwendungen gekommen, erklärte Bürgermeister Markus Wendel. Hingegen umso mehr vom Calwer Landratsamt und dessen verschiedenen Abteilungen. Doch bevor sich Wendel an die Vorlesestunde – die dieses Mal nicht gar so lange andauerte wie beim vergangenen Bebauungsplan – machte, erläuterte er nochmals die Grundzüge der Planung.

Den Bebauungsplan habe man im beschleunigten Verfahren nach Paragraf 13b entwickelt, im Gebiet in Rötenbach soll es Platz geben für zehn Einfamilienhäuser und ein Mehrfamilienhaus.

Mulde gegen Starkregen

Das Landratsamt verwies nun auf die Notwendigkeit, dass das Baugebiet vor Starkregenereignissen geschützt werden müsse. Das tue man ja, so die Entgegnung der Stadtverwaltung. Man errichte am "nördlichen Rand eine kombinierte Retentions- und Auffangmulde", um den möglichen Wassermassen Herr zu werden. "Das Wasser läuft dann in den Kanal für Oberflächenwasser oder versickert im Erdreich", erklärte Wendel dazu. Ein weiterer Dorn im Auge des Landratsamtes sind die Grundstücksgrößen zwischen 600 und 700 Quadratmetern. Zu groß sei das, tadelt die Behörde und sagt mit Blick auf den angespannten Wohnungsmarkt: "Grundstücke zwischen 600 und 760 m2 sind nicht mehr zeitgemäß."

Die Topografie im Baugebiet gebe eine andere Planung schlicht nicht her, sagte Wendel dazu. "Man kann da keine Briefmarkengrundstücke in den Hang planen", stellte der Rathauschef klar. Welche Größe denn die Bauinteressenten haben wollten, erkundigte sich Gemeinderätin Andrea Mast. "Bis zum 24. Februar hätte ich gesagt, genau diese Größe", entgegnete Wendel.

Ukraine-Krieg als Unbekannte

Was der Ukraine-Krieg nun auf diesem Feld mache, wisse er auch nicht und spielte damit auf mögliche Baupreissteigerungen an. Eine größere Diskussion entfachte sich dann an der Anmerkung, dass Geothermie wegen des Schutzes der Heilquellen von Bad Teinach-Zavelstein schwer möglich sei – zumindest genehmigt die Behörde keine allzu tiefen Sondierungsbohrungen.

Das ließ die Emotionen im Gemeinderat überkochen. Manuel Knoll regte sich darüber auf: "Mit was sollen die Leute überhaupt noch heizen?", fragte er und forderte hier ein Gespräch mit dem Landratsamt. Mast sah das genauso, sowas sei "aus der Zeit gefallen", zumal in Rötenbach ja auch keine Gastleitung liege. Auch Jochen Krauss sprang auf den Zug auf: "Man kann nicht sagen, man will erneuerbare Energien und dann hier gleichzeitig Schranken setzen." Doch bei aller Emotion erkannte Krauss, dass hier Stadt und Gemeinderat keinen wirklichen Entscheidungsspielraum haben. Er wolle nur erreichen, dass es nicht kategorisch untersagt werde, zumal die heutige Technik ja vieles möglich mache.

Gundolf Greule beschwor seine Ratskollegen dahingehend, dass man nicht überreagieren solle. Der Gewässerschutz sei wichtig, so sein Appell. "Der Wasserschutz wird mal wichtiger als die Frage, wie wir unser Haus heizen", zeigte sich Greule überzeugt. Denn wenn Grund- oder Trinkwasser verseucht seien, dann habe man ganz andere Probleme.

Holzheizung als Alternative?

Zur Frage, mit was die Bauherren denn überhaupt heizen sollen, hatte Greule eine Antwort: Holz. "Wir leben im Holz, damit kann man auch heizen." Krauss konnte sich die Spitze in Richtung des Grünen nicht verkneifen, dass es doch die Ökopartei sei, die aktuell an der Förderung von Pellets-Heizungen säge.

Wendel hatte irgendwann genug gehört: "Es wird ja nicht verboten, sonden ist nur ein Hinweis. Es ist dann sowieso eine Einzelentscheidung des Landratsamtes."

Eine frohe Kunde hatte der Rathauschef dann noch dabei mit Blick auf die Strom-Freileitung, die aktuell das Baugebiet überspannt. Klar sei: Über dem Baugebiet selbst kommt die Leitung auf alle Fälle in den Boden: "Da Häuser drunter bauen, geht natürlich nicht." Das wäre die kleine Lösung.

Die große Lösung, über die man derzeit mit der NetzeBW in Verhandlungen steht, sieht so aus, dass im Zuge des Breitbandausbaus in Rötenbach die gesamte Freileitung demontiert wird und in den Boden verschwindet. Ob das wirklich so kommt, konnte Wendel noch nicht versprechen, verwies auf die laufenden Gespräche mit der Betreiberfirma NetzeBW.

Taugt die Leitung für Elektro-Mobilität?

Mit Blick auf den Strom wollte Greule noch wissen, ob denn die Leitungsinfrastruktur im neuen Baugebiet das Laden von mehreren Elektro-Autos hergebe. "Die Leitung im Baugebiet ja", so Wendel. Was allerdings mit den Zuleitungen sei, das wisse er nicht, die Stadt sei ja schließlich kein Netzbetreiber – er denke aber schon, dass das Netz leistungsfähig genug sei, wisse es aber eben nicht mit Sicherheit.

Schlussendlich stimmte der Gemeinderat den Abwägungen einhellig zu und fasste damit den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan "Erweiterung Eichwald". Jetzt gehe es an die Erschließungsplanung – man habe da auch Zeit mit dem Abverkauf der Grundstücke. "Wir müssen nicht schnell Kasse machen, können auch mal die geopolitische Entwicklung etwas abwarten", so Wendel zum Schluss.