Karl-Heinz Villinger an seinem Schreibtisch im Lauterbacher Rathaus. Hinten rechts eine Erinnerung an den Pilgerweg von Mailand nach Rom. Foto: Dold

Der Posten des Kämmerers von Lauterbach war zuletzt ein „Bürgermeistermacher“: Sowohl Rainer Betschner (Fluorn-Winzeln) als auch Alexander Hofer (Obernheim) stiegen zu Gemeindeoberhäuptern auf. Deren Nachfolger Karl-Heinz Villinger hat aber andere Ambitionen.

„Das ist genau das, was ich wollte. Ich fühle mich einfach wohl und habe noch keine Sekunde bereut“, sagt Villinger (55), der seine Stelle zum 1. August angetreten hat.

Viel gesehen hat er von Lauterbach bisher allerdings noch nicht – außer seinem Schreibtisch und den Kollegen im Rathaus. „Sie haben mich super aufgenommen und sind sehr kollegial“, lobt Villinger.

Nur einmal war er dann doch unter den Leuten – und zwar in der Metzgerei Hils. „Die Leute haben mich schon erkannt“, freut er sich.

Erfolgreiche Bewerbung

Vor seiner Tätigkeit kannte er von Lauterbach lediglich den Schellenmarkt und die beiden Musikvereine. Schließlich ist Villinger stellvertretender Vorsitzender des Blasmusikkreisverbands Rottweil-Tuttlingen.

Über den früheren Bürgermeister Norbert Swoboda habe er das eine oder andere über Lauterbach mitbekommen und auch dessen Nachfolger Jürgen Leichtle kennt er von der Baumwartvereinigung.

Als dieser auf der Suche nach einem neuen Kämmerer war, habe er sich gemeldet, so Villinger. Seine Bewerbung war erfolgreich und so kämpft er sich nun durch die Zahlenwerke in Lauterbach. Schließlich war die Stelle drei Monate vakant und es gibt einiges aufzuarbeiten. Für den Zahlenmensch Villinger sollte das aber kein Problem sein. „Ich kann mir Telefonnummern besser merken als Namen“, bekennt er. „Eine grundsolide Gemeinde, die aber nicht im Geld schwimmt“, lautet seine Einschätzung von Lauterbach. „Aus wenig viel machen“ schon immer sein Steckenpferd gewesen.

Anruf um sieben Uhr morgens

Villinger ist ein Allrounder, der schon viele Bereiche bei Kommunalfinanzen beackert hat. Schon in der Kindheit wollte er zum Finanzamt. Nach dem Zivildienst nahm er ein Medizinstudium auf. Allerdings kamen in dieser Zeit die neuen Bundesländer hinzu und so hätte er eine zweijährige Pause einlegen müssen.

Daraufhin studierte er Verwaltungswirt in Kehl. Dann folgte allerdings ein Einstellungsstopp des Landes und so war Villinger froh, dass er einen Anruf von der Autobahnmeisterei Rottweil erhielt („Um sieben Uhr morgens“). Dort erhielt er eine Stelle als Verwaltungsangestellter. „So habe ich viele Einblicke in das Bauhofwesen erhalten“, sagt er.

Weiter ging seine berufliche Reise nach Wangen im Allgäu, wo er in der Kämmerei tätig war, und als stellvertretender Kassenleiter in Friedrichshafen. Aufgrund von Zeppelinstiftung, ZF, Messe und Universität wurde dort mit imposanten Beträgen hantiert.

Verwaltungsprüfer in Villingen

Villinger wollte aber zurück in die heimische Gegend, bewarb sich auf die Stelle des Bürgermeisters von Epfendorf und wurde 2003 gewählt. Die Gemeinde sei aber mit vier sehr unterschiedlichen Ortsteilen nicht homogen – und so wurde nach acht Jahren ein anderer Kandidat als Bürgermeister gewählt.

„Da stand ich erstmal vor dem Nichts“, sagt er. Er ging daraufhin auf einen Pilgerweg von Mailand nach Rom, um besser zu sich selbst zu finden. Ein Foto in seinem Büro zeugt von den tiefen Eindrücken dieser Reise.

Diese hielten aber nicht lange an: „Meine Frau rief mir an, dass ich morgen ein Bewerbungsgespräch in Villingen hätte“, sagt er. Diesen Termin konnte er nicht einhalten, die Stelle in der Innenrevision erhielt er trotzdem – da er Erfahrung in vielen Bereichen hatte. In Villingen-Schwenningen erhielt er dann weitere Einblicke: Forstamt, Feuerwehr, Bausachen, Erschließungsbeiträge und Kultur, um nur einige zu nennen. Allerdings sei man als Prüfer nicht überall beliebt, sagt Villinger aus Erfahrung.

Dem Rugbyclub verbunden

In Lauterbach ist er nun wieder „auf der anderen Seite“. „Hier kann man etwas bewegen“, ist er sich sicher. Der Zahlenmensch möchte die nächsten zehn bis zwölf Jahre Kämmerer von Lauterbach bleiben.

Früher spielte er in Rottweil Rugby und ist dem Club immer noch als Kassierer verbunden. Außerdem spielt er im Musikverein Hausen Tuba und ist in der Baumwartvereinigung und im Kirchengemeinderat der Auferstehungs-Christi-Kirche in Rottweil tätig. Auch bei der Rottweiler Fasnet war er lange Jahre in einer Gruppe im Einsatz. Zudem wurde er in den Chorverbandsbeirat gewählt – und zwar in Lauterbach.