Der Königsfelder Bildhauer Zeljko Rusic empfindet Empathie für das Material Holz.  (Archivbild) Foto: Rusic

Ein Kalender, der sowohl Handwerksartisten als auch deren Heimat vereint – so gestaltet Leonie Cammerer ihren ersten Kalender. Er zeigt Porträts außergewöhnlicher, handwerklich und künstlerisch tätiger Menschen aus Rottweil und Umgebung.

Niedereschach-Fischbach/Königsfeld/Rottweil. Die junge Fischbacherin Leonie Cammerer hat ihre Heimat neu entdeckt. Das bringt die 20-Jährige in ihrem ersten Kunstkalender zum Ausdruck. Der Kalender nennt sich "Heima[r]t – Das gibt es nur hier". Heimat heißt in diesem Fall: Rottweil, Eschachtal und Königsfeld. Der Kalender "Heima[r]t" für das Jahr 2022 porträtiert elf handwerkliche Artisten in Form von Erzählungen und besonderen Fotografien. Es handelt sich um außergewöhnliche Menschen aus der näheren Region rund um das Eschachtal, aus Rottweil und Königsfeld.

Feinfühlige Momentaufnahmen von Ralf Graner

"Ihre Art, ihre Lebenswege und ihr Können haben mich fasziniert. Ich habe Handwerke kennengelernt, von denen ich vorher überhaupt nichts wusste. Ich war überrascht, dass es die hier gibt", erinnert sich Leonie Cammerer an die intensiven Interview- und Fototermine. Sie zogen sich fast ein Jahr hin. Leonie Cammerer hat den Kunstkalender im Rahmen ihres Seminarprojekts in der zwölften Klasse gestaltet. Maik Seidel, Auszubildender bei Ralf Graner Photodesign in Rottweil, prägt den "Heima[r]t"-Kalender mit feinfühligen Momentaufnahmen. Leonie Cammerer berichtet: "Wir mussten oft mehrmals hinfahren, um den richtigen Moment oder das passende Licht zu erwischen."

Das Leitmotiv der Seminarbeit war: "Das gibt es nur hier"

Handwerksartisten bei ihrer Arbeit zu fotografieren ist etwa so schwierig wie Reportagen über sie zu schreiben. Das Team der Druckerei celebrate digital printing GmbH in Schramberg-Sulgen vollendete das DIN A2 große Werk. Reliefdruck hebt einzelne Schriftzüge in Silber und Gold hervor. Durch den hochwertigen Druck wirken auch die Fotos der Akteure und Szenen dreidimensional. Die Druckerei bestätigte, so ein außergewöhnliches und hochkarätiges Projekt einer Schülerin habe sie noch nie betreut.

"Ich habe mich gefragt: Was gibt es hier, was es nicht woanders gibt? Was ist ursprünglich und heimisch? Was kennt kaum jemand?", beschreibt Leonie Cammerer ihr Konzept. Symbolisch für den Schritt in die Heimat steht der Fischbacher Kirchweg, der über Stock und Stein das Glasbachtal hinaufführt. Der Steig gibt das Motiv für das März-Kalenderblatt. In einem Hintergrundartikel klärt Leonie Cammerer über die spezielle christliche Vergangenheit dieses Kirchwegs auf. Süße Überraschungen erlebte Leonie Cammerer bei ihrem Besuch der Rottweiler Patisseurin Tina Graf. Die jahrhundertealte Kunst des Klöppelns vermittelte ihr Jutta Grodhaus in Erdmannsweiler.

Klaus Mager in Horgen ließ die 20-Jährige von den Eiern seines höchst alternativen Hofladens "Drei stolze Hähne" kosten. Bei Hubert King auf dem Sulgen lernte sie das Weidenflechten.

Süße Überraschungen, und altes Handwerk erforschte die Schülerin

Steffi Niemann, Gründerin des Gänseblümchens in Dunningen, offenbarte ihre Leidenschaft für das Dekorieren mit zarten Blumen. Der Frittlinger Schuhmachermeister Thomas Geiger zeigte ihr, wie unverwüstliche Sohlen entstehen.

Der Liedermacher Pius Jauch in Bösingen brachte ihr schwäbische Töne bei. Den Holzkünstler Zeljko Rusic besuchte sie in seiner Open-Air-Werkstatt tief im Wald bei Königsfeld. Er schwang für die Schülerin und den Fotografen seine Motorsäge. Bei Weltenbummler und Bierbrauermeister Philipp Schumpp in Zimmern genossen beide frischen Hopfentee.

Der Fischbacher Alfred Schwer bewahrt die Kunst des Schindelmachens. Auch von seiner Arbeit waren Leonie Cammerer und Maik Seidel ziemlich angetan. Und schließlich durften sie den Goldschmiedemeistern Ute Schneider und Stephan Meub in ihrem 450 Jahre alten Bauernhaus in Fischbach über die Schultern schauen.

Alle Kontakte knüpfte sie über persönliche Empfehlungen und Netzwerke. Leonie Cammerer erklärt ihr Vorgehen bei der Aktion wie folgt: "Ich musste oft telefonieren und hinfahren, um weiterzukommen. Die Zeit darf man nicht rechnen, die in dem Projekt steckt."

Ein Projektplan über dem Bett im Homeoffice half ihr, die Übersicht zu bewahren. Die Seiten gestaltete sie auf ihrem Laptop. Inspirationen für die Gestaltung sammelte Leonie Cammerer in Bibliotheken. Wenn sie mit Texten nicht vorankam, half die Familie mit kreativen und pragmatischen Ideen. Wie könnte es anders sein: Mutter und Vater sind selbst kreative Köpfe. Sie betreiben in Fischbach ein Malergeschäft.

Wer sich für den Kalender "Heima[r]t" interessiert, bestellt ihn direkt bei Leonie Cammerer, Telefon 0160/93 09 34 24. Auch im Bürgerbüro Niedereschach ist der Kalender erhältlich.