Im Studiengang Hebammenwissenschaft lernen die neuen Studierenden theoretischen Hintergrund genau wie praktische Skills. Foto: Volpert

"Es ist toll, zu den Ersten zu gehören", sagt Charlotte Volpert. Sie gehört zu den 34 Studentinnen, die vor vier Monaten an der Hochschule Furtwangen (HFU) den neuen Studiengang Hebammenwissenschaft angetreten haben.

Furtwangen - In dieser Zeit haben die angehenden Hebammen einen guten Eindruck gewonnen, wie vielfältig und arbeitsintensiv ihr Studium sein wird. "Es steht ja auch schon die erste Prüfungsphase vor der Tür", berichtet Charlotte Volpert. Sie gehört zu den Ersten, die in Baden-Württemberg einen Studienplatz für den neu akademisierten Gesundheitsberuf Hebamme errungen haben – und ist vom Studieren an der Hochschule Furtwangen (HFU) begeistert. "Obwohl ich mit über 30 vermutlich keine typische Studienanfängerin bin", sagt sie lachend. Dafür hat sie diesen Weg aber mit besonderer Sorgfalt gewählt. Während ihres ersten Studiums der Mathematik und Psychologie wohnte Volpert zufällig mit einer freiberuflich arbeitenden Hebamme zusammen. "Da bekam ich mit, dass der Beruf viel mehr umfasst als ›ich helfe Kindern auf die Welt‹", erzählt sie.

Das Thema ließ sie nicht mehr los – und als sie später das erste eigene Kind bekam, wurde Volpert erneut klar, wie wichtig Hebammen für Frauen- und Familienarbeit sind. Sie bildete sich zur ehrenamtlichen Stillberaterin weiter und merkte, wie viel Spaß ihr die Arbeit mit frischgebackenen Müttern machte. Nach Praktika in einem Geburtshaus und im Kreißsaal einer großen Klinik stand für Charlotte Volpert fest: Das ist es. Für den Studienplatz an der Hochschule Furtwangen nimmt sie seither nicht nur die täglichen Fahrzeiten von ihrer Heimat Pfullendorf aus in Kauf, sondern auch die Schichtdienste. Und das mit mittlerweile drei Kindern.

Doppelter Abschluss nach sieben Semestern

Der Einsatz lohnt sich beim Studium der Hebammenwissenschaften doppelt: Charlotte Volpert kann ihr Studium in dreieinhalb Jahren mit gleich zwei Abschlüssen beenden, mit dem Bachelor-Abschluss und dem Examen zur staatlich anerkannten Hebamme. Dafür absolviert sie den theoretischen Teil des Studiums an der Hochschule Furtwangen, für den Praxisteil hat sie einen Platz am Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen. "Das Besondere am Studium an der Hochschule Furtwangen ist, dass wir alle in ganz verschiedenen Kliniken untergebracht sind." Neun solcher Klinik-Verbundpartner in ganz Baden-Württemberg hat Studiendekan Peter König für seine 34 Studentinnen aufgetan.

Die Ausbildung sieht vor, dass die Studierenden einen Praxiseinsatz auch bei einer freiberuflichen Hebamme, zum Beispiel in einem Geburtshaus, absolvieren, um möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen sammeln zu können.

Studiendekan König ist zufrieden mit dem Start des neuen Studienganges. "Wir befinden uns immer noch mitten in der Aufbauphase", sagt er, doch der Anfang sei sehr vielversprechend. Königs Team besteht aus sechs Mitarbeitenden in Teilzeit, darunter vier Hebammen, dazu Lehrbeauftragte wie Fachärztinnen oder Pharmakologinnen, die den 34 Erstsemestern Fächer wie "wissenschaftliches Arbeiten", "Hebammenkunde", "Gynäkologie", "Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett" und vieles mehr vermitteln.

Professuren in der Vergabe

Für den Studiengang können drei Professuren mit den Schwerpunkten "Angewandte Hebammenwissenschaft", "Gynäkologie und Geburtshilfe" sowie "Gesundheitsförderung und Prävention" besetzt werden. Diese Stellen sind alle ausgeschrieben und die Berufungsverfahren dazu sind im Gange.

Die enge Verknüpfung mit der Praxis macht die Besonderheit des Hebammen-Studiums aus. "Für die Kliniken ist es natürlich eine Herausforderung, wenn sie zeitgleich Schülerinnen haben und Studentinnen, und dann alle auch noch von verschiedenen (Hoch)Schulen", weiß König. Deshalb entwickelte er mit seinem Team und den Klinikpartnern einen präzisen Lernzielkatalog sowie ausführliche Checklisten für alle Beteiligten.

Während Studiendekan König stolz von seinem ersten Jahrgang berichtet, dessen Studentinnen es aufgrund der doppelten Prüfungslast "echt nicht leicht" hätten, steuert Charlotte Volpert mit Riesenmotivation und einem guten Schuss Optimismus dem Lernaufwand entgegen. "In meinem Wunschberuf muss man wahrscheinlich auch oft genug die Nerven behalten", lacht sie, "da fange ich damit doch gleich an." Weitere Informationen unter https://www.hs-furtwangen.de/studiengaenge/hebammenwissenschaft-bachelor/