Von außen sieht die illegale Sammelunterkunft in Waldrennach frisch renoviert aus. Foto: Jänsch

Frist verstrichen: Verwaltung untersagt Betreiber einer Sammelunterkunft die Nutzung. Rechtsstreit droht.

Erneut gibt es in Neuenbürg Ärger um ein Arbeiterwohnheim. Eine Sammelunterkunft in Waldrennach ist laut Stadtverwaltung illegal. Trotzdem leben bislang rund 20 überwiegend osteuropäische Gastarbeiter dort. Weitere sollen folgen.

Neuenbürg-Waldrennach - "Viele von euch werden es schon bemerkt haben, dass es in den letzten vier Wochen sehr viel Bewegung in dem Objekt gegeben hat und gibt", beginnt ein Post des Waldrennacher Ortsvorstehers Frank Wendelstorf in einer Facebook-Gruppe. "Zu Beginn sind einzelne Personen eingezogen, inzwischen wohnen dort mindestens 20 scheinbar alles männliche Bewohner, die das Objekt als Gemeinschaftsunterkunft nutzen", ist dort weiter zu lesen.

Letzte Frist für den Betreiber

Am Montagvormittag ist es jedoch ruhig in der Eichwaldstraße 37 in Waldrennach. Der Großteil der etwa 20 osteuropäischen Gastarbeiter, die dort seit rund vier Wochen in Mehrbettzimmern leben sollen, ist ausgeflogen. Nur im hinteren Teil des Gebäudes wird gearbeitet. Zwei Männer sind dort mit dem Innenausbau der frisch renovierten Immobilie beschäftigt. Wer sich dort umschaut, erkennt: Hier sollen über kurz oder lang weitere Wohneinheiten entstehen - mutmaßlich für weitere Gastarbeiter.

Eine Tatsache, die der Stadtverwaltung so gar nicht schmeckt. Nachbarn hätten die jüngsten Aktivitäten rund um die mutmaßliche Sammelunterkunft bereits gemeldet, erklärt Clemens Knobelspies, Leiter des städtischen Hochbauamtes. "Wir haben das überprüft und waren mit dem Ordnungsamt vor Ort", erklärt Knobelspies auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Vorgefunden habe man dann tatsächlich eine Sammelunterkunft mit Stockbetten. Daraufhin habe die Verwaltung dem Eigentümer der Immobilie eine Nutzungsuntersagung ausgesprochen.

Doch eine erste Frist zur Auflösung des illegalen Arbeiterwohnheims habe der Eigentümer bereits verstreichen lassen, sagt Knobelspies. Stattdessen habe sich dessen Anwalt an die Stadtverwaltung gewandt. In einem zweiten Schritt würde dem Betreiber der Unterkunft eine letzte Frist gesetzt. Sollte das auch nicht den gewünschten Effekt erzielen, will Knobelspies Bußgelder androhen.

"Vermutlich wird es eine langwierigere Geschichte"

Nun nehme das Verfahren seinen Lauf, zeigt der Leiter des Hochbauamtes auf. Sonderlich zuversichtlich ist Knobelspies allerdings nicht, dass die Androhungen Wirkung zeigen. "Vermutlich wird es eine langwierigere Geschichte. So wie es aussieht, wird das jetzt wieder auf einer gerichtlichen Ebene abgearbeitet werden müssen", mutmaßt der Amtsleiter. Der Eigentümer des Gebäudes in der Eichwaldstraße war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Früher diente das Gebäude in der Eichwaldstraße als Aufnahmelager zur Unterbringung von Spätaussiedlern. Dann habe die Immobilie, die einst dem Land Baden-Württemberg gehörte, laut Knobelspies "Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte" leer gestanden. 2018 dann sei das frühere Aussiedlerheim im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung verkauft worden – an den jetzigen Besitzer. Dieser hat die heutige illegale Sammelunterkunft zunächst renoviert. "Vor einiger Zeit waren die Wohnungen noch zum Verkauf ausgeschrieben", schreibt Wendelstorf in seinem Facebook-Post weiter. Nachdem das "offensichtlich gescheitert" sei, werde das Gebäude als Sammelunterkunft genutzt.