Auch wenn aktuell keine Radfahrausbildung stattfindet: Der Fahrradübungsplatz ist gerichtet. Fotos: Schwind Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Bauhof-Mitarbeiter bringen neue Markierungen an / Radfahren in realistischen Bedingungen lernen

Mit dem Fahrrad sicher im Straßenverkehr unterwegs sein: Das können die Kinder auf dem Fahrradübungsplatz in Sulz üben. Kürzlich haben zwei Bauhofmitarbeiter die entsprechenden Markierungen auf dem Wöhrdparkplatz beim Sulzer Stadtpark neu angebracht.

Sulz. Um diese Jahreszeit haben die Bauhof-Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. Ihre Arbeit sei recht vielseitig, berichten die beiden Maler, während sie mit Abklebeband die Position der Striche auf dem Boden des Wöhrdparkplatzes markieren. Die geraden, langen Linien markieren sie mit der Schlagschnur, damit sie sehen, wo das Abklebeband angebracht werden muss.

Recht routiniert und schnell hantieren sie mit der Farbrolle. "Das Abkleben benötigt oft mehr Zeit als des Streichen", so die Erfahrung von Bauhof-Mitarbeiter Martin Prochatscheck. Da der Fahrradübungsplatz auch als Autoparkplatz und Service-Station für Wohnmobile verwendet wird, werden die angebrachten Markierungen durch den Reifenabrieb schneller verschlissen, wissen die beiden. Hier wird eine thermoplastische Fahrbahnmarkierung verwendet, die bereits nach einer halben Stunde wieder befahrbar ist.

Ein wichtiger Baustein

Mittels Fahrbahnmarkierungsband wird die Fahrbahn abgeklebt. Darüber hinaus gibt es fertige Verkehrszeichen-Symbole und ergänzende Schablonen, mit denen schnell und effizient Markierungen am Boden vorgenommen werden können.

Die beiden Bauhof-Mitarbeiter sind auch sonst überall im Einsatz, wo es etwas zum Streichen gibt. Im Winter sind meistens die vielen Klassenzimmer der Schulen an der Reihe. Im Freien verschönern sie so ziemlich alles, was kommt – vom Stadtbrunnen über die vielen Sitzbänke der Stadt bis hin zu allen Straßenmarkierungen.

Den Fahrradübungsplatz machen die beiden sehr gerne, erklären sie, denn das sei eine Investition in die Zukunft und in die Jugend. Der Bauhofleiter Jürgen Holzer, der kurz bei seinen Mitarbeitern vorbeischaut, ist mit der Arbeit zufrieden. "Es ist ja schließlich keine Daimlerteststrecke", sagt Holzer.

Damit Kinder sicher am Straßenverkehr teilnehmen können, ist es notwendig, dass sie die richtigen Verhaltensweisen und Verkehrsregeln kennen. Dieses Wissen wird durch die Verkehrserziehung nähergebracht. Feste Jugendverkehrsschulen wie in Sulz bieten die Möglichkeit, Übungen in einigermaßen realistischer Umgebung durchzuführen. Eine wichtige Voraussetzung für gute Lernerfolge ist nämlich eine dem Straßenverkehr ähnliche Ausstattung – mit Straßenkreuzungen, Ampeln und Verkehrszeichen.

Die Verkehrswacht Rottweil unterstützt hierbei durch die Unterhaltung einer mobilen Jugendverkehrsschule JVS ("Fahrendes Klassenzimmer"). Mobile JVS sind Kleintransporter samt Anhänger mit Materialien, mit denen der Schulhof oder ein anderer Platz in einen Übungsplatz umgestaltet wird.

Den Abschluss bildet die theoretische und praktische Lernkontrolle, die so genannte "Radfahrprüfung". Zuvor bringen aber speziell ausgebildete Polizeibeamte den Jugendlichen das sichere Radfahren im Straßenverkehr bei. Die Radfahrausbildung sei der wichtigste Baustein der schulischen Verkehrserziehung, ist von der Verkehrswacht zu erfahren. In den vierten Grundschulklassen würden 95 Prozent aller Grundschüler ihre Radfahrausbildung mit der Radfahrprüfung abschließen.

Online-Inhalte für Zuhause

Stolz können die Prüflinge nach erfolgreich absolvierter Prüfung den Aufkleber "Prüfung bestanden" an ihr Fahrrad kleben. Zusätzlich kann dann die sogenannte Prüfplakette für Fahrräder, "Geprüft – mein Fahrrad ist verkehrssicher" ebenfalls einen Platz am Fahrrad finden. Er soll die Räder kennzeichnen, die erfolgreich auf ihre Verkehrssicherheit im Zusammenhang mit der Verwendung eigener Fahrräder in Jugendverkehrsschulen überprüft worden sind. Zusätzlich gibt es noch den "Kinderführerschein" und den Fahrradpass in Papierform.

Aufgrund der aktuellen Situation findet momentan keine praktische Radfahrausbildung statt. Um den Eltern und ihren Kindern trotzdem einen Einblick in die Ausbildung zu geben, stellt die Verkehrswacht einen Link mit Videos zur Verfügung, und zwar unter https://radfahrausbildung.gib-acht-im-verkehr.de/medien/. Mit dem Online-Portal sollen unkompliziert Lerninhalte für Zuhause angeboten werden.

Trotzdem kann es kein vollwertiger Ersatz der Radfahrausbildung sein, heißt es von der Verkehrswacht Rottweil. Die Radfahrausbildung ist in der vierten Klasse an Grundschulen eine verpflichtende schulische Veranstaltung. Die Umsetzung erfolgt in Kooperation zwischen den Schulen und der Polizei. Die Schulen organisieren die Theorie und führen sie eigenverantwortlich durch. Mit Hilfe eines Arbeitshefts für die Kinder und eines Handbuchs für Lehrer kann die Verkehrserziehung anschaulich und abwechslungsreich gestaltet werden. Der Theorieteil schließt mit einer Prüfung anhand eines Testbogens mit 20 Testfragen ab. Der praktische Teil der Radfahrausbildung findet durch die Ausbildung der Polizei in mobilen oder stationären Jugendverkehrsschulen statt. Der Fahrradpass ist der Lohn für das fleißige Lernen.