Jörg Pfrommer packt beim DRK nach wie vor selbst mit an. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder Bote

Auszeichnung: Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Neubulach bekommt Bundesverdienstkreuz / Ministerpräsident erster Gratulant

Als Jörg Pfrommer im Juni durch ein Glückwunschschreiben von Ministerpräsident Winfried Kretschmann von der Auszeichnung erfuhr, konnte er es zunächst nicht glauben: Am Montag erhält der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Neubulach das Bundesverdienstkreuz.

Neubulach. "Ich war sehr überrascht, und es war schwierig für mich, diese Information zu glauben, geschweige denn, sie verdient zu haben", erinnert sich Pfrommer im Gespräch mit unserer Zeitung an seine erste Reaktion.

Schon im Frühjahr des vergangenen Jahres war sein Wirken mit etlichen Superlativen hervorgehoben worden. Im Rahmen der Hauptversammlung des Ortsvereins mit Ehrung für seine mehr als 45-jährige Mitgliedschaft wurde nicht nur an seine Neubulacher Pionierarbeit erinnert.

Sanitäterausbildung an den Dienstabenden

Begonnen hatte es allerdings in Calw. "Bernhard Mann hatte mich 1971 animiert, zum DRK zu gehen", erzählt Pfrommer vom ursprünglichen Antrieb durch seinen Jugendfreund, mit dem er in Kohlerstal aufwuchs. Damals war die Bereitschaft noch beim alten E-Werk in Calw angesiedelt. Eigentlich war er mit 14 Jahren zu jung für diese Aktivität, wurde jedoch im Kreis der Rotkreuzler aufgenommen. Schnell war er von dem Engagement angesteckt, anderen Menschen helfen zu können.

"Das Café Hammer in der Nachbarschaft war nach Dienstschluss immer unser Ziel, bevor uns jemand nach Hause oder wenigstens bis zur Station Teinach fuhr", berichtet er.

Pfrommer verschrieb sich dem Deutschen Roten Kreuz, absolvierte bei Helmut Eisele einen Erste-Hilfe-Kurs und begleitete Dienste bei Veranstaltungen. Parallel dazu durchlief er die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann.

"Während der Dienstabende erfolgte die Ausbildung zum Sanitäter, und ich habe mich dann auch beim DRK verpflichtet", stellt er schmunzelnd fest. Denn eigentlich hätte er aufgrund zweier Brüder, die bereits bei der Bundeswehr waren, keinen Wehrdienst machen müssen – also sich auch nicht alternativ in einer Hilfsorganisation verpflichten müssen. "Für mich war es nie ein Muss-Dienst", unterstreicht er. Vielmehr engagierte er sich in der technischen Gruppe des DRK, die für Zeltbau, Beleuchtung und Funk zuständig war, übernahm in deren Reihen auch Verantwortung als stellvertretender Gruppenführer, im Katastrophenschutz-Zug als Zugführer.

"Im Dezember 1980 löste ich Helmut Blaich als Bereitschaftsleiter ab", sagt Pfrommer, der für dieses Amt von seinen beruflichen Erfahrungen in Personalführung profitierte, wenngleich er längst in den Logistikbereich eines Fahrzeugherstellers gewechselt war. "Irgendwann menschelte es dann in der Organisation, die für eins ehr großes Gebiet zuständig war", erzählt er vom Auslöser für die selbstständige DRK-Bereitschaft in Neubulach, mit der er auch beim damaligen Bürgermeister Siegfried Luz offene Türen einrannte.

Nach der Gründung 1992 in Altbulach fanden die 14 Mitglieder zunächst ihr Domizil in einem Raum bei der Feuerwehr Oberhaugstett. Da jede Bereitschaft im Kreisverband Aufgaben übernahm und die Neubulacher für den Verletztentransport zuständig waren, erhielten sie im Folgejahr ein Fahrzeug. "Per Los erhielten wir damals das ältere, was nachträglich ein Glück war, da es bereits zwei Jahre später durch ein neues ersetzt wurde", blickt Pfrommer zurück.

Und das quasi gleichzeitig mit der Gründung des ersten Ortsvereins im Kreisverband. Mit Überarbeitung der Satzung, Aufstellung von Richtlinien – beispielsweise für Kostenübernahme und Materialausstattung sowie dem Verteilschlüssel von Fördermit-gliedern – hatten die Neubulacher Pionierarbeit geleistet. In den Ortsverein wurde außerdem die ein Jahr zuvor gestartete Jugendarbeit integriert, während die Bereitschaft auf 20 Aktive angewachsen war und 400 Fördermitglieder den Rückhalt bildeten.

Ein Meilenstein: Bau des eigenen Vereinsheims

Mit dem neuen Jahrtausend gelang dem Ortsverein zudem ein Meilenstein. "Wir erhielten von der Stadt einen Platz und parallel die Gemeinnützigkeit", verwies Pfrommer auf die Steilvorlage zum Bau eines eigenen DRK-Hauses: In zweijähriger Eigenleistung zahlreicher Helfer entstand das heutige Domizil an der Straße "Auf der Strazel". Mit seinem großen Hobby, dem Bauen, war der Vorsitzende selbst in seinem Element. "Mit Festen und Veranstaltungen haben wir in den Jahren davor Eigenkapital angespart, und ein zusätzliches Darlehen ist längst abgegolten", stellte er nicht ohne Stolz fest – zumal immer auch die Balance für Ausstattung und Material des regulären Betriebs sowie für Einsätze zu wahren war.

"Der Bau war die Meisterleistung in unserer Vereinsgeschichte und ist geprägt von der Unterstützung zahlreicher Firmen, Hersteller und vor allem der handwerklichen Helfer aus Reihen unserer Mitglieder und dem Umfeld", zog Pfrommer sein Fazit. Inzwischen ist das DRK-Haus, das eine zusätzliche Garage erhielt, nicht nur Dreh- und Angelpunkt des DRK Neubulach, das mit 30 Aktiven und 600 Fördermitgliedern eine stabile Grundlage hat. Vernetzt ist es mit den anderen Vereinen in der Stadt und war außerdem Partner der Verwaltung für das Schulmittagessen oder die Flüchtlingsbetreuung. Nicht zu vergessen: die eigenen Aktivitäten mit Blutspende-Aktionen, Altkleidersammlung, Seniorengymnastik und -nachmittag.

"Bautechnisch liegt im Moment nichts an, wenngleich wir dieses Jahr die Heizung auswechselten, aber mittlerweile gibt es viel Verwaltungsarbeit und Koordination, um alles sauber zu halten oder unseren fünf Helfern vor Ort Material vorzuhalten", so Pfrommer, der als Bereitschaftsleiter natürlich auch im Einsatzfall gefragt ist. Jährlich sind es durchschnittlich fünf Notfälle, zu denen die Rettungssanitäter gerufen werden. "Die müssen, wie beispielsweise die Brände in Neubulach und Oberkollwangen, auch verarbeitet werden", sagt er: Ihm ist das Wohl seiner Mitstreiter wichtig.

"Alles ist mir ans Herz gewachsen, vor allem die Menschen, die mitwirken", beschreibt der Vorsitzende eine regelrechte Passion für das DRK allgemein und "seinen" Ortsverein speziell. Vor die Wahl gestellt, würde er alles wieder so bewerkstelligen, sagt er.