Besuch: Namasté-Tour an der Gemeinschaftsschule Neubulach
Neubulach. Es ist heiß an diesem Nachmittag, als die ersten Töne erklingen und sich zwei indische Frauen in landestypischer Kleidung anmutig und schwungvoll zugleich über die Bühne bewegen. Gespannt sitzen die Schüler der Klassen fünf und sechs sowie einige Dritt- und Viertklässler in der Festhalle.
Zum wiederholten Male besucht das Indien-Team von Nethanja Narsapur die Gemeinschaftsschule (GMS) Neubulach, um von ihrer Arbeit zu erzählen und den Kindern die indische Kultur näherzubringen. Nicht nur die prächtigen Farben der Gewänder, die musikalische Untermalung oder die außergewöhnlichen Tänze bannen die Aufmerksamkeit des Publikums.
Schlimme Verhältnisse
Besonders still wird es, wenn die Schüler realisieren, in welch unsagbaren Verhältnissen so viele Kinder in Indien leben müssen. Stolz erzählt der Pfarrer und Kinderheimvater von "seinen 80 Kindern", die er bei sich aufgenommen und ihnen damit eine Chance auf Gesundheit, Perspektive, Bildung und Liebe gegeben hat. Auch die zwei Tänzerinnen, inzwischen schon beide über 20, hätten ohne Narsapur und dessen Großherzigkeit sicherlich ein ganz anderes Leben gehabt. Inzwischen studieren sie und können mit ihm das andere Ende der Welt bereisen. Als Neugeborene waren sie in dieser Welt nicht erwünscht. Den Schülern der GMS wurden durch den Besuch vor Augen geführt, was alles nicht selbstverständlich ist – nicht einmal die Liebe der eigenen Eltern.
Anhand eines Schauspiels zeigt das Indien-Team außerdem sehr anschaulich, wie unterschiedliche Religionen um ihr Indien streiten und kämpfen und mit welcher Botschaft Mahatma Gandhi wieder Harmonie und Frieden ins Land bringen wollte: "Du und ich, wir sind eins." Ganz im Sinne von Gandhi erklärt Narsapur den Kindern, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und einander wertzuschätzen, verschweigt aber auch nicht, dass noch immer nicht überall nach dieser Botschaft gelebt wird.
Neugierde bei Fragerunde
In einer abschließenden Fragerunde kommen die große Wissbegierde und Neugierde der Kinder zutage. Sie wollen noch mehr über den Alltag, Feste und die Essgewohnheiten erfahren und über das Leben im Dschungel. Die großen Augen bei so manchen Antworten sind wirklich nicht verwunderlich, denn wann passiert es in Deutschland schon, dass auf einmal eine Schlange mit im Bett liegt oder ein Tiger im Garten steht?
Die Schüler wollen aber auch über die traurigen Seiten mehr lernen, wie zum Beispiel, was mit den Kindern passiert, die das Kinderheim nicht mehr aufnehmen kann, oder woran das liegt, dass so viele Kinder schon mit sieben Jahren arbeiten müssen oder von ihren Eltern nicht gewollt sind. Dann wieder schwenken sie in die ganz andere Richtung und wollen wissen, was Menschen in Indien glücklich macht. Bei dieser Frage muss Narsapur eine Weile nachdenken und sagt dann: "Zusammensein."