Bei der Eröffnung der Vernissage in der Neubulacher Bergvogtei waren viele Besucher zugegen. Foto: Elsäßer Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Vernissage in der Neubulacher Bergvogtei eröffnet / Ausstellung noch bis zum 26. April für Interessierte zugänglich

Die Stadt Neubulach ehrt den Bildhauer Albert Volz mit einer Ausstellung in der Bergvogtei. Volz wäre am Donnerstag 100 Jahre alt geworden. Deshalb gibt es jetzt bis Ende April eine Sonderausstellung.

Neubulach. Die Vernissage wurde von Bürgermeisterin Petra Schupp eröffnet. Sie begrüßte die anwesenden Nachkommen Albert Volz’ sowie Ehrenbürger Kurt Roller und dankte allen, die einen Beitrag zur erfolgreichen Gestaltung der Ausstellung geleistet hatten.

Die Ausstellung in der Bergvogtei wurde von der Familie des Künstlers organisiert und zeigt überwiegend Werke aus Stein, Ton und Holz in Privatbesitz.

Da die meisten Bildnisse aufgrund ihrer Größe nicht einfach in eine Ausstellung transportiert werden können, hatte man den Fotografen Wolfgang Schlumberger engagiert, der eigens für die Ausstellung im ganzen Landkreis herumgereist ist, um professionelle Fotos anzufertigen.

So zeigt die Ausstellung Fotografien von großen Werken und dazu vergleichsweise kleinformatige, mobile Plastiken. "Die meisten Kunstwerke stehen genau da, wo sie hinpassen", sagte Schupp. Die Ausstellung ist bis 26. April zu sehen.

Schupp wies auf die von Volz geschaffenen beiden Altäre in den Neubulacher Kirchen und andere ihr wichtig erscheinende Werke hin. Volz sei nicht nur ein großer Künstler, sondern auch ein begabter Geschichtenerzähler gewesen, berichtete Schupp.

Altbürgermeister Siegfried Luz hielt eine Laudatio auf den "Mensch und Mitbürger" Albert Volz, wie er ihn zehn Jahre gekannt hatte. Er zitierte aus dem erwähnten, von Volz handschriftlich verfassten Buch "Altbulacher Geschichten 1855-1990. Das Werk des „Künstlers und Philosophen", und verdeutlichte, dass er ein großartiger Mensch gewesen sei, der seiner Gemeinde etwas bleibendes schaffen wollte. Zutiefst in Erinnerung seien ihm die Dienstfahrten mit Volz zur Kunstglaserei nach Stuttgart geblieben.

Vortrag mit Zitaten

Weiter erzählte Luz eine Anekdote aus der gemeinsamen Zeit mit Volz. Heraus- und Geldgeber des Buches "Altbulacher Geschichten" war die Stadt gewesen. Aus Kostengründen habe er, als es an den Druck des Buches ging, sich für die Druckerei in der JVA Heilbronn entschieden. Auch diese Fahrt habe man gemeinsam gemacht.

Germanist Wolfgang Fleischer führte aus künstlerischer Sicht in die Ausstellung ein. Er, der eines Tages auf einer Reise im Neubulacher Bergwerk unterwegs gewesen war, sei auf den von Volz gestalteten Brunnen aufmerksam geworden und habe dann begonnen, sich für ihn zu interessieren. Auch sei er zufällig der Enkelin des Künstlers begegnet, als er in einem Reha-Aufenthalt war.

Getrieben vom Krieg

Fleischer hielt einen rund 30-minütigen, mit vielen Zitaten gespickten Vortrag, der deutlich machte, wie sehr er sich mit Volz auseinandergesetzt hat, und welche Bedeutung dem Künstler beizumessen ist. Anhand von drei Werken erklärte er den etwa 100 Besuchern der Vernissage, dass das Werk sich anhand von vier Begriffen begreifen läßt: "Widerspruch, Gegensätzlichkeit, statisch und dynamisch". Der Altar in der evangelischen Kirche Altbulach beispielsweise sei ein Kunstwerk, das ein dynamisches Umhergehen erfordere, und eine Geschichte von sich auflösenden Widersprüchen, – nämlich Sündenfall und Schöpfung direkt nebeneinander – erzähle.

Volz sei vielen als widerborstiger Mensch erschienen, der gerne gegen den Strich dachte. Seine Darstellungen entfernen sich mitunter von der realen, erfahrbaren Welt, mit dem Ergebnis, dass "das Verständnis für diesen jungen Mann in Neu- und Altbulach nicht so besonders ausgeprägt war."

Albert Volz war – auch aufgrund seiner Kriegserfahrung, getrieben von der Frage nach dem Woher und Wohin des Menschen. Daraus resultierend verwandelte er ein metaphysisches Gedankensystem in Kunst. Als besonders bemerkenswert stellte Fleischer auch das Porträtbildnis von Volz’ Mutter heraus, das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist.

"Jeder hat Zugang zur Kunst", sagte Fleischer. "Nur nicht jedem ist es so bewusst". Auch Humor habe Volz in seinen Kunstwerken verarbeitet. So etwa, wenn er auf dem Altar neben den "üblichen" Tieren einen Tyrannosaurus Rex verewigt habe. "Kunst erklärt sich selbst." Dieser Meinung sei auch Volz gewesen. Und doch sieht man nur das, was man weiß.

So wies Fleischer beispielsweise auf die Berührung der Hände im Kriegsdenkmal von Altbulach hin, bei dem der Blick des Betrachters zunächst aufgrund der auffälligen, unmöglichen Kopfhaltung der weiblichen Figur, im oberen Bereich verhaftet bleibt, und kaum wahrnimmt, das sich unten die Hände berühren. Daher drückten sich in diesem Bild oben Trauer und unten Trost aus.