Die Heugabel von Ernst Schamburek ist golden (von links): Matthias Sigrist, Matthias Kraus, Christina Kraus, Raymund Holzer, Carmen Merz, Jutta Steffens, Ernst Schamburek, Ulrike von Kutzleben-Hausen, Fritz Rapp und Angela Gessler. Foto: Schaber

Ernst Schamburek wurde beim Helferfest der Gallisried-Pflegegruppe in Horgen mit einer speziellen Auszeichnung geehrt.

„Heute möchte ich die Gelegenheit nutzen und Ihnen allen gratulieren. Die jährliche Pflege des Gallisriedes ist eine bemerkenswerte Arbeit mit viel ideellem und körperlichem Einsatz, die seit 40 Jahren ehrenamtlich geleistet wird“, so eröffnete Bürgermeisterin Carmen Merz die kleine Feier anlässlich des Jubiläums.

Vor den Toren Horgens

Sie und der Horgener Ortsvorsteher Matthias Sigrist luden das Helferteam nach getaner Arbeit zur Einkehr in die Minigolfgaststätte Horgen ein. Sigrist dankte ebenfalls allen ehrenamtlichen Helfern. Er freue sich sehr, dass ein seltenes und wertvolles Biotop quasi vor den Toren Horgens durch Engagement erhalten bliebe.

Das im Eschachtal nordwestlich von Horgen versteckt liegende Waldbiotop und flächenhafte Naturdenkmal „Gallisried“ habe eine besondere Bedeutung für den Natur- und Artenschutz. Auf den ersten Blick nicht mehr als eine nasse Wiese, handele es sich tatsächlich um ein Hangquellmoor oder Kalkflachquellmoor.

Hangquellmoore entstehen dort, wo an flachen Unterhängen wasserstauende Schichten austreten und so an der Oberfläche Torfbildung möglich machen. Sie seien zwar meist kleinräumige, aber stark unterschätzte Lebensräume, denn einige Tier- und Pflanzenarten kommen ausschließlich in diesem Biotoptyp vor.

Gefährdete Arten

„Auch im Gallisried sind gefährdete Arten der ,Roten Liste’ wie das schmalblättrige und das breitblättrige Wollgras, das Sumpf-Herzblatt oder auch Enzian- und Orchideenarten zu finden“, erläuterte Christina Kraus von der Bund-Ortsgruppe Raum Rottweil. „Auch viele Kleininsekten wie Schmetterlinge und Glühwürmchen finden hier einen hervorragenden Lebensraum.“

Gefahr der Verbuschung

Aufgrund ihrer Kleinräumigkeit und ihrer hohen hydrologischen Sensibilität seien Hangquellmoore allerdings stark gefährdet – und mit ihnen all ihre Bewohner. Um dieses Feuchtbiotop mit seinem Artenreichtum zu erhalten, müsse es einmal im Jahr gemäht und das Mähgut abgetragen werden. Dieser Entzug von Nährstoffen bremse dominante Pflanzenarten in ihrer Entwicklung und gebe vielfältigen, weniger dominanten Arten eine Chance, sich zu behaupten.

Start anno 1983

„Anfangs hatten wir damit zu kämpfen, der Öffentlichkeit zu erklären, warum da im Gallisried so viele Fichten gefällt wurden. Eben weil es damals drohte, komplett zuzuwachsen“, erinnerte sich Ernst Schamburek.

Er hatte gemeinsam mit Naturschutzwart Felix Zinke 1983 die Pflege des Gallisriedes als ökologische Bildungsmaßnahme der Volkshochschule Villingen-Schwenningen ins Leben gerufen.

Über die Jahre hinweg übernahmen dann in abwechselnder Besetzung Bund-ler aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg die Pflegearbeiten. Seit 2019 rückt die Ortsgruppe Raum Rottweil mit Rechen und Heugabeln an, so auch dieses Jahr.

Nach 40 Jahren immer noch mit dabei: Ernst Schamburek. Für sein jahrzehntelanges Engagement bekam er von seinen Bund-Kollegen feierlich „Die Goldene Heugabel“ überreicht.

Foto die bessere Erinnerung

Auch Ulrike von Kutzleben-Hausen vom Bund-Regionalverband zeigte sich zufrieden mit der Pflege und Entwicklung der Artenvielfalt im Gallisried. Sie gab den Anstoß, ob nicht wieder der Bildungsgedanke hinter der Pflegemaßnahme aufgegriffen werden könne, beispielsweise in Kooperation mit Schulen.

Um das Gallisried als Kleinod der Artenvielfalt zu erhalten, seien jedes Jahr im Herbst engagierte Bürger eingeladen, bei der Pflegearbeit zu helfen. Zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen zähle letztendlich die Rücksichtnahme aller. So sei darauf zu achten, dass keine Pflanzen gepflückt oder Tiere gefangen werden. Ein schönes Foto sei eine langlebigere Erinnerung.