Erläuterten die Biotop-Verbundplanung (von links): Bürgermeister Dietmar Benz, Jan Philipp Hesemann vom LEV und Susanne Miethaner von „Faktorgrün“. Foto: Decoux

In Mahlberg steht die Biotop-Verbundplanung kurz vor dem Abschluss. Auf einer dritten und letzten Beteiligungsveranstaltung wurden interessierte Bürger über den neuesten Planungsstand informiert. Am Montag soll der Rat darüber beschließen.

Susanne Miethaner von der beauftragten Freiburger Fachfirma „Faktorgrün“ erläuterte in Mahlberg die zugrundeliegende Zielsetzung der Biotop-Verbundplanung: In Baden-Württemberg soll ein Netz räumlich und funktional verbundener Biotope geschaffen werden, das bis zum Jahr 2027 mindestens 13 Prozent Offenland der gesamten Landesfläche umfassen soll.

Dass Mahlberg mitmacht, hatte der Gemeinderat schon vor zwei Jahren grundsätzlich beschlossen – auch wenn die staatlich angestrebten 13 Prozent Biotop-Offenland dabei nicht das Maß aller Dinge sein sollen. Es geht stattdessen vor Ort um zusätzliche gezielte Verbesserungen der bisherigen Mahlberger Biotop-Struktur einschließlich Orschweier. Und zwar dort, wo es Sinn macht, wie Bürgermeister Dietmar Benz betonte.

Zuvor hatte „Faktorgrün“ nach der Datenauswertung und Geländebegehungen begonnen, Schwerpunkte zu konkretisieren. Diese stellte jetzt Geoökologin Miethaner vor. Es geht einerseits um die Feldfluren westlich Mahlbergs. Die sollen etwa zum Schutz von Vogel-Lebensräumen mit mehr artenreichem Grünland oder entsprechenden Inseln bereichert werden. Dazu kommen die Bestandserhaltung und die Pflege von Streuobstwiesen, und von den wenigen vorhandenen Feuchtbiotopen, aber auch von Fließgewässer. Bei Letzterem geht es vor allem um den Kapuzinergraben samt seiner strukturreichen Uferränder.

Konzept beruht auf Freiwilligkeit

Als zweiter Bereich steht die Mahlberger Vorbergzone mit ihren bisherigen Weinbergstrukturen im Fokus. Dazu gibt es nun etwa neue Vorschläge zu sensiblerem Böschungsmähen oder tiergerechterer Streuobst-Baumpflege. Der vom „Faktorgrün“ vorgeschlagene recht lange Maßnahmenkatalog nimmt etwa auch Feldvögel in den Blick und empfiehlt den bau von Sommergetreide und schlägt wildkrautreiche Lichtäcker, Grassäume entlang von Gehölzen und den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel vor.

Auch Heuwiesen werden gewünscht– etwa für den Schmetterling Wiesenknopf-Ameisenbläuling, der auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten steht. Aber auch um Kiebitze oder Feldhasen geht es in den nun zahlreich erarbeiteten einzelnen „Maßnahmesteckbriefen“ ebenso wie um Wildbienen, Feldlerchen oder Gottesanbeterinnen. 17 Rathaus-Besucher, darunter viele Pächter etwa als Jäger oder Landwirte, registrierten sehr aufmerksam, dass alle vorgeschlagenen Verbesserungsmaßnahmen nur mit ihrem freiwilligen Einverständnis umgesetzt werden sollen. Da werde es keinen Druck geben.

Fördergelder für Biotop-Umwandlung

Es soll auch stattliche Zuschüsse geben. Diese sollen vom an der Umsetzung des Biotop-Konzeptes beteiligten Landschaftserhaltungverbands (LEV) des Ortenaukreises vermittelt werden, für den Jan Philipp Hesemann zahlreiche finanzielle Fördermaßnahmen detailliert erläuterte. So gibt es etwa für fünfjährig angelegte Wiesen-Blühflächen auf „Ackerbuntbrachen“ 1050 Euro. Für engagierte Vereine und Verbände belaufen sich die angekündigten Zuschüsse von 30 bis zu 70 Prozent der Kosten respektive Aufwände pro Hektar oder Arbeitsstunden. Landwirten sollen sogar 100 Prozent ihrer künftigen Biotop-Ausgaben erstattet bekommen – auch mit Hilfe weiterer Mittel aus dem Landesförderprogramm FAKT (Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl).

So geht es weiter

Erfahrungen aus anderen Gemeinden mit der neuen Biotop-Verbundplanung gibt es noch kaum. Mahlberg war eine der allerersten Gemeinden, die, vom LEV auch künftig fachlich unterstützt, in das Konzept-Programm auf eigene Kosten eingestiegen ist. Nun werden noch weitere aktuelle Anregungen, etwa vom Jagdpächter Michael Höfler eingearbeitet, und auch der städtische Bauhof bekommt genauere Tipps zur zeitgerechteren Mahd gemeindeeigener Flächen. Für Bürgermeister Benz ist die Richtung klar: „Wir beginnen nicht bei Null, sondern stärken unsere Biotop-Qualitäten, wo immer wir können!“ Natürlich nach und nach mit noch zu ermittelnden Kosten, einschließlich des Erhalt des Vorbergzonen-Charakters trotz der dort zum Leidwesen des Bürgermeisters immer mehr aufgegebener Rebflächen.Am Montag, 10. Juli, ab 19.30 Uhr im historischen Rathaus wird der Gemeinderat nun über die aktualisierte Endfassung des Biotop-Verbundplanes beschließen. Spätere Fortschreibungen sind möglich.