Wer darf mit zur EM? Die Entscheidung fällt nicht leicht. Klicken Sie sich durch die 32 Kandidaten im Check. Foto: dpa

Kampf um die Plätze im Nationalteam ist entbrannt – Bundestrainer spricht von Härtefällen.  

Düsseldorf - Manuel Neuer steht im deutschen Tor, Philipp Lahm verteidigt hinten links, Bastian Schweinsteiger spielt zentral vor der Abwehr - aber sonst? In der Nationalelf kann sich kaum jemand sicher sein, ob er nächstes Jahr bei der EM spielt.

Nein, es ist nicht so, dass Bundestrainer Joachim Löw zurzeit keine Probleme hat. Vor der EM im nächsten Jahr regt er sich nach zehn Siegen aus zehn Qualifikationsspielen darüber auf, dass neben den Spaniern nur sein Team als Topfavorit auf den Titel genannt wird. "Holland, Frankreich, England, Portugal - an solch starken Teams musst du auch erst mal vorbei, die werden ein gewichtiges Wort um den Titel mitreden", sagt Löw.

"Wir haben Alternativen geschaffen"

Dass der Bundestrainer potenzielle Gegner schon jetzt größer macht, als sie gerade sind, ist ein klares Zeichen für die deutsche Dominanz. Löw kann sich schon jetzt den Luxus leisten, den Fokus auf die angeblichen Stärken anderer Teams zu legen - bei der Spielweise seiner eigenen Mannschaft gibt es kaum noch Baustellen. "Die Kader-nominierung im nächsten Jahr wird relativ einfach", sagt er, "vor den letzten Turnieren habe ich mich schwerergetan, weil ich mir über manche Qualitäten nicht so sicher war." Dass Löw jetzt weiß, was er an seinen Spielern hat, birgt aber ein anderes Problem: Wen nimmt Löw aus dem Gros von 32 Spielern mit zur EM? Es werde einige Härtefälle geben, sagt er. Und: "Wir haben Alternativen geschaffen." Ein Überblick.

Tor: Manuel Neuer wird bei der EM im Kasten stehen, wenn er unverletzt bleibt. Dahinter tobt der Konkurrenzkampf. Die Nummer zwei, Tim Wiese, muss die Angriffe der jungen Torhütergarde abwehren. Der Hannoveraner Ron-Robert Zieler (22) durfte schon im letzten Qualifikationsspiel gegen Belgien (3:1) auf der Bank sitzen. Der Mönchengladbacher Marc Andre ter Stegen (19) scharrt mit den Hufen. Der Vorteil der Jungen gegenüber Wiese: Löw schätzt ihren Stil des mitspielenden Torwarts - den kann Wiese nur bedingt anbieten.

Abwehr: Wenn es eine Problemzone im deutschen Spiel gibt, ist es die Defensive. In den vergangenen neun Spielen gab es immer mindestens ein Gegentor. Sicher ist nur, dass Kapitän Philipp Lahm links verteidigt - ansonsten ist der Kampf um die Plätze in vollem Gange. In der Abwehrzentrale genießt Per Mertesacker (FC Arsenal) trotz zuletzt durchwachsener Leistungen einen Vertrauensbonus - bei den vergangenen drei Großturnieren war auf den Schlaks Verlass. Der Münchner Holger Badstuber spielt unaufgeregt und solide und hat gegenüber dem Dortmunder Mats Hummels zurzeit die Nase vorn. Dass der gelernte Innenverteidiger Jérîme Boateng rechts erste Wahl ist, zeigt den Notstand auf dieser Position. Der ehemalige VfB-Profi Christian Träsch wackelt und konnte sich nicht für höhere Aufgaben empfehlen. Ähnlich verhält es sich beim Schalker Benedikt Höwedes. Er spielte gegen Belgien schwach. Sie müssen um ihre EM-Teilnahme zittern. Das könnte Hoffenheims Andreas Beck ins Spiel bringen - wenn er seine zuletzt starken Bundesliga-Auftritte konservieren kann.

Mittelfeld: Bastian Schweinsteiger ist der Chef im deutschen Spiel. Neben dem Taktgeber kommt es zum Duell zwischen Sami Khedira und Toni Kroos, der die zentrale Mittelfeldposition offensiver interpretiert. Der Leverkusener Simon Rolfes muss sich hinten anstellen - wenn er denn überhaupt dabei sein wird bei der EM. BVB-Profi Sven Bender hat im defensiven Mittelfeld nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht. Sein Vereinskollege Ilkay Gündogan drängt auch in den Kader - er machte gegen Belgien sein erstes Länderspiel. Schon viel länger dabei sind Thomas Müller, Mesut Özil und Lukas Podolski. Die offensive Dreierreihe ist seit der WM 2010 international gefürchtet - intern erwächst zumindest für den zuletzt unkonstanten Podolski Konkurrenz. Tempodribbler André Schürrle (Leverkusen) droht ihm den Rang abzulaufen. Auch das Dortmunder Juwel Mario Götze drängt ins Team - er ist als Ersatz für Özil oder Müller die erste Option. Dahinter kämpfen Lewis Holtby, Marco Reus und Kevin Großkreutz um die Plätze. Großkreutz ist von seiner Form aus dem Dortmunder Meisterjahr derzeit so weit entfernt wie die Nationalelf vom Rumpelfußball, Holtby spielt noch zu unkonstant - der Gladbacher Reus dagegen besticht mit seiner Dynamik. Er hat die Nase gegenüber Holtby und Großkreutz vorn.

Angriff: Mario Gomez oder Miroslav Klose, das ist die Frage. Beide sind in Topform, und beide kämpfen um den Platz im Sturm. Dahinter lauert VfB-Angreifer Cacau auf seine Chance. Nach Cacau kommt lange nichts - einzig Stefan Kießling (Bayer Leverkusen) kann sich zurzeit Hoffnungen auf die EM-Teilnahme machen.

Klicken Sie sich durch die 32 Kandidaten im Check.