Stolz auf die neue Fasnetsfigur: Patrick Kolb (von links), Werner Baiker, Schellenmann, Dennis Drewing, Fabian Walter, Werner Eggenweiler und Timo Gfrörer Foto: Baiker

Eigentlich zum 70. Geburtstag der Narrenzunft wollte sich die Kulturgemeinschaft ein neue Fasnetsfigur schenken, den Schellenmann. Es ist eine Einzelfigur, die der Gruppe "Alte Fasnet" voraushüpfen soll, so wie einst. In einem würdigen Rahmen stellte die Narrenzunft ihre neue Narrenfigur im Zunftheim vor.

Empfingen - Dennis Drewing, Sprecher des vierköpfigen Vorstandes, sagte in seiner Begrüßung, dass es eine sehr spezielle und seltene Veranstaltung sei, in der eine "neue alte" Figur ins Leben gerufen wird. Die Existenz des Schellenmannes geht zurück bis in das Jahr 1894.

Wiedererstehung wurde zu einem echten Krimi

Es gibt noch eine alte Maske, gestiftet von Walter Brendle, die im Fasnetsmuseum ihren Platz gefunden hat. Werner Baiker, seines Zeichens ehrenamtlicher Fasnetsprofessor, stellte den Werdegang des widerstandenen Schellenmannes vor. Die Einzelfigur Schellenmann ist zu einem Highlight der Narrenzunft geworden. Die Nachforschung der Wiedererstehung wurde zu einem echten Krimi. Man könnte ein Buch darüber schreiben, sagte Werner Baiker.

Die Figur "Schellenmann" verschwand, nicht aber der Begriff

Die "neue Maske" wurde nach der alten Vorlage der Maske von Walter Brendle von Stefan Krauss geschnitzt. Sie habe mit einer Schantlemaske nichts zu tun, merkte Werner Baiker an. Die Maske ist eine Flachbettlarve, oben ist sie offen. Das Maskentuch muss vor dem Aufsetzen der Maske um den Kopf gebunden werden.

Das Häs besteht aus Drillichstoff, an dem gebrauchte kleine Glocken angebracht sind. Werner Baiker machte deutlich, dass die Nachforschungen oft sehr zeitaufwendig seien, und manchmal auch der Zufall helfe.

Es gab früher den Schellenmann in der Empfinger Fasnet. Dieser verschwand irgendwann, jedoch nicht der Begriff "Schellenmann". Er blieb im Fasnetsgedächtnis bis in die 1970er-Jahre. Denn in einer Narrenzunft-Inventurliste von 1977 wird ein Schellenmann mit Maske, Anzug und Geschell aufgeführt.

Entdeckung der Fasnetsgeschichte "Vergeltung" im Stadtarchiv Marbachs

Der Begriff Schellenmann machte den beiden Kulturbeauftragten Klaus Warnke und Werner Baiker bereits im Jahr 2000 bei ihren Arbeiten zum Fasnetsbuch "Oh Latschaboo, oh Schaluschee" Kopfzerbrechen. Die Fastnachtserzählung "Vergeltung" von Wilhelm Schenk im Stadtarchiv Marbach am Neckar brachte neues Licht in das Rätsel.

In dieser Geschichte beschrieb Schenk das Geschehen an der Fastnacht des Jahres 1894 und beschrieb den Schellenmann folgendermaßen: "Mit hüpfendem Schritt, der die zahlreichen auf dem grauen Drillichanzug aufgenähten verschiedenen großen Rollglöckchen zum melodischen klingen brachte, stolzierte der Schellenmann voraus!"

Die Erzählung Schenks bestätigte nicht nur die mündliche Überlieferung des Schellenmannes, sondern auch, dass Kneller, Fastnachtshexe und Bäuerle schon 1894 bekannte Figuren der Empfinger Fleckenfasnet waren, ebenso das Schwarzmachen der Leute mit Ruß.