Mit großer Leidenschaft berichtete der Historiker Axel Kuhn (rechts) der Nagolder Besuchergruppe von Leben und Werk des Dichters Christian Wagner. Foto: Albiez

Wer kennt schon den schwäbischen Dichter Christian Wagner? Die Zahl derer dürfte weit unter der Einprozentmarke liegen. Dabei war er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jahrzehntelang der meistgelesene Schriftsteller und Lyriker im Königreich Württemberg.

Seit 1972 kümmert sich die Christian-Wagner- Gesellschaft darum, diesen bedeutenden Denker, Dichter und Philosophen, der zeitlebens den Unterhalt seiner Familie als armer Kleinlandwirt erwirtschaftete, wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Spürsinn für historische Kleinodien

Eine Besuchergruppe des Nagolder Vereins für Heimatgeschichte machte sich vor kurzem unter Leitung von Eckardt Kern, dem 2. Vorsitzenden des Vereins, auf den Weg nach Warmbronn zum Heimatdorf des Dichters, um dort im Geburtshaus Wagners, das heute dank der Initiative der Wagner-Gesellschaft ein Museum ist, von Wagners Werk und Leben einen Eindruck zu gewinnen. Kern hatte mit seinem Spürsinn für historische Kleinodien dieses besondere Exkursionsziel ausfindig gemacht.

Der frühere Geschichtsprofessor und heutige Vorsitzende der Wagner-Gesellschaft, Axel Kuhn, führte durch das Haus und zeigte sich dabei als großer Verehrer von Wagners Werk. Die „Schonung alles Lebendigen“ ist Wagners Appell, der aus seinen Schriften und Gedichten spricht. Seine erste Veröffentlichung gelang dem im Jahre 1835 Geborenen erst im Alter von 49 Jahren.

Große Verehrer-Schar aus Natur- und Tierschutz-Gruppierungen

Doch dann wuchs sein Bekanntheitsgrad sehr schnell und eine große Verehrer-Schar aus Natur- und Tierschutz- Gruppierungen sowie der Friedensbewegung um Berta von Suttner suchte seine Nähe. Doch Wagner war weder Fundamentalist noch Vegetarier, er forderte einen schonungsvollen Umgang mit der Natur und allen ihren Lebewesen und Pflanzen sowie ein friedliches Miteinander. Heute ist sein Denken hochaktuell, und sein dichterisches Werk passt in die heutige Zeit.

Im Wagner-Museum ist auch die Wohnung der Wagners zu besichtigen, in der schon seine Eltern und später er mit seiner Familie lebten. Sie besteht aus zwei winzigen Zimmern zum Wohnen und Schlafen. Eine noch kleinere Küche wurde von ihm und drei weiteren im Haus wohnenden Familien gemeinsam genutzt. Nach heutigen Maßstäben würde man solches Wohnen als absolut unzumutbar klassifizieren, wo die Wagners ihr ganzes Leben verbrachten. Wie Wagner unter solchen Bedingungen sein dichterisches Werk vollbrachte, ist unvorstellbar.