Jürgen Budday (rechts) leitet den erfolgreichen Maulbronner Kammerchor. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Viel beschäftigter Maulbronner Kammerchor hat endlich Zeit für ein Konzert in Nagolds Stadtkirche gefunden

Von Maria Kosowska-Németh

Nagold. Mit einem fulminanten Erfolg schloss sich der Maulbronner Kammerchor der Nagolder Chorkonzertreihe in der Stadtkirche an. Erst eineinhalb Jahre nach der Einladung konnte das großartige Ensemble dem Ersuchen von Peter Ammer folgen. Mehrere CD- und Rundfunkaufnahmen, preisgekrönte Wettbewerbe und Konzerte im In- und Ausland nehmen eben sehr viel Arbeit und Zeit in Anspruch.

Die Gesangsformation entstand 1983 auf Initiative des ehemaligen Seminarmusiklehrers und künstlerischen Leiters der Klosterkonzerte Maulbronn, mittlerweile zum Professor ernannten Jürgen Budday. Von Beginn an führt er seine etwa 40 überwiegend dem Evangelischen Seminar am Kloster Maulbronn entstammenden semiprofessionellen Chormitglieder von Erfolg zu Erfolg.

Dem Nagolder Publikum präsentierten die Sänger etliche Rosinen aus ihrer enormen Repertoire-Bandbreite. Unter dem Gesamttitel "Von Gott zu Gott" erklangen die Werke – hauptsächlich mehrstimmige Motetten – von Giovanni Gabrieli, Gottfried Homilius, Ludvig Norman, Lucas de Pearsall, Lieder von Johannes Brahms und einige gegenwärtige Kompositionen.

Im Zentrum der Darbietung stand der Text, dessen religiösen Inhalt die Musik um ein Mehrfaches potenzierte. Klangvolle Bässe, tonreiche Mittelstimmen und edle Soprane fassten die Aussagekraft der Lobhymne und Gebete in einen kompakten und doch transparenten, hochemotionellen Gesangsrahmen ein. Außen vor blieben all die technischen Mittel, welche die Auswirkung der Gesänge verstärkten – tückische Modulationen, harmonische Verschiebungen, dichte Werkstruktur oder rhythmische Gefahren. Letztendlich genossen die Zuhörer in vollen Zügen nur die Schönheit an Symbiose von Wort und Musik.

Auf eine sanfte Weise, mit wenigen diskreten Gesten verlangte der Dirigent Budday dem Chor ein Maximum an Ausdruck und Präzision ab, damit erreichte er ein reiches Klangvolumen von expressiver Stärke und dynamischer Spannweite. Auch die Klangfarben variierten zwischen Gesang und instrumentaler Illusion, oftmals hüllten die Sänger das Auditorium in sphärische Nebel ein ("He carried me away" von James Whitbourn), lösten die anmutig wirkenden Dissonanzen auf ("Immortal Bach" von Knut Nystedt) oder schälten aus dem undefinierbaren Schluss-Cluster einen wohlklingenden Akkord heraus ("O lux beata trinitas" von Ko Matsushita).

Lange Zeit nach den letzten Tönen von Brahmsschen "Fest- und Gedenksprüchen" hielt die andächtige Stille im Gotteshaus – höchste Belohnung für einen Tonkünstler – erst dann platzte die Beifall-Blase. Und dem Publikum reichten die satten fünf Viertelstunden exklusiver Chormusik definitiv nicht. Für die Zugaben reihte sich der Maulbronner Kammerchor entlang der Kirchenachse auf, und die Zuhörer, direkt in der Klangmitte sitzend, genossen zwei Abschiedsgeschenke – "Gute Nacht" in Plattdeutsch und "Wiegenlied" von Brahms.