Wenn Axel Wohlbold mit seiner Sucherkamera auf Entdeckungsreise geht, nehmen ihn manche Situationen derart gefangen, dass er eine tiefe Bindung zu ihnen eingeht Foto: Ließmann/Wohlbold Foto: Schwarzwälder-Bote

Axel Wohlbold stellt seine Fotografien im Steinhaus aus / Ausstellungseröffnung am Sonntag

Von Kirsten Ließmann

Nagold. Einst war er Schüler am hiesigen OHG und besuchte den Leistungskurs Kunst bei Joachim Ploghöfft. Die Rede ist von Axel Wohlbold. Am Sonntag startet seine erste Ausstellung als Fotograf im Museum im Steinhaus. "Von hier aus" heißt sie und wird durch seinen ehemaligen Kunstlehrer eröffnet.

Mit 15 verschrieb sich der Fotokünstler erst einmal der Malerei und kannte die Fotografie nur analog und in Schwarz-Weiß. "Ich habe damals viel von Joachim gelernt, beispielsweise die Linienführung; die lässt sich durchaus von der Malerei auf die Fotografie übertragen", denkt er gerne an seinen Kunstunterricht zurück.

Um die Zeit des Abiturs herum hatte er bereits seine erste Ausstellung als Maler, gemeinsam mit einem Schulkameraden, im Sparkassengebäude der Stadt Nagold. Es folgte eine weitere in Altensteigs Altstadtgalerie. Dennoch erlernte er den grundsoliden Beruf eines Bankkaufmanns bei der hiesigen Sparkasse. Später wechselte der leidenschaftliche Hobby-Fotograf in deren IT-Organisation und ist auch heute noch in jener Branche tätig.

Fotografie als Basis für spätere Bilder

"Deshalb ist mir die Fotografie so wichtig. Ich war schon immer kreativ und brauche das, um mich auszudrücken", erklärt er seine Begeisterung für die Fotokunst. Doch wie kommt er von der Malerei zur Schwarz-Weiß-Fotografie? "Beim Malen hatte ich oft ein Bild im Kopf und wollte das auf Leinwand bringen. Ich konnte das aber technisch nicht in der Weise umsetzen, wie es mir vorschwebte. Also nutze ich die Fotografie als Basis für spätere Bilder", verrät er.

Der Cut kam im Jahr 2007, als digitale Kameras zunehmend Einzug hielten. Außerdem begeisterten ihn die experimentellen Möglichkeiten am Computer. Denn mit seinem Bildbearbeitungsprogramm nahm Wohlbold Einfluss auf Kontrast, Kontur und Bildschärfe. Zu Beginn waren seine Fotografien farbig, wurden aber am Computer oft zu Schwarz-Weiß-Werken.

Da ihn das Urbane, Formen und Linienführung fesselten, war es von der Farbigen- zur Schwarz-Weiß-Digitalkamera nur noch ein kleiner Schritt. Seine Frau gab ihm den entscheidenden Tipp auf der Suche nach ihr. Überhaupt zeigt sie viel Verständnis für seine Leidenschaft. "Wenn wir irgendwo spazieren gehen, bin ich stets mit meiner Kamera unterwegs. Meist läuft meine Frau dann schon mal vor", schmunzelt Wohlbold.

Geht er mit seiner Sucherkamera auf Entdeckungsreise, nehmen ihn manche Situationen derart gefangen, dass er eine tiefe Bindung zu ihnen eingeht, sich regelrecht darin verliert. "Zu 99 Prozent ist da nichts gestellt", beschreibt er sein Wirken. Zuweilen erlebt der 49-Jährige, der in Herrenberg geboren und in Nagold aufgewachsen ist, dadurch heitere Situationen. Zum Beispiel, wenn er das Licht- und Schattenspiel einer Treppe einfangen will und plötzlich jemand um die Ecke kommt und Überaschenderweise zum Fotomodell wird. "Meine Kamera hat keinen Autofokus, also muss ich vorher fokussieren. Zudem gucke ich durch kein Objektiv und kann nicht einfach etwas heranzoomen. Außerdem muss ich im Vorfeld über Tiefenschärfe nachdenken, arbeite mit Farbfiltern, benutze kein Stativ und in meinem Bildschirm sehe ich lediglich, ob der Bildausschnitt passt", gibt er Kenntnis.

Und dennoch liebt er die Fotografie genau auf diese einzigartige, für den einen oder anderen sicherlich kompliziert anmutende Weise. Der IT-Fachmann achtet besonders auf ein schönes Schattenspiel und geht bei wolkenlosem Himmel erst gar nicht mit seiner Kamera auf Tour. Wenn er hernach heimkommt, werden die Bilder auf den Computer übertragen, radikal dezimiert und nur die wirklich gelungenen Fotografien bearbeitet. Am Ende stellt Wohlbold sie in Fotoaustauschforen wie Flickr und Tumblr rein. Dort trifft man auf Gleichgesinnte, tauscht sich aus, bewertet gegenseitig seine Kunstwerke und gibt sich Tipps.

Überdies lädt Wohlbold seine Kunstwerke im Leica-Forum hoch. Das Besondere daran ist, dass dort eine Jury vorsitzt, die die einzelnen Bilder beurteilt. Bereits mehrfach wurden die Fotografien des Wahl-Nagolders mit deren höchster Wertung, dem Master-Shot, ausgezeichnet. Wenn man bedenkt, wie viele Bilder allein stündlich hochgeladen werden, ist dies eine ganz besondere Ehre.

Ausstellung geht bis zum 8. November

Wer nun neugierig geworden ist, der sollte sich am Sonntag, 4. Oktober, um 11.15 Uhr im Museum im Steinhaus zur Ausstellungseröffnung einfinden. Die Ausstellung bis einschließlich 8. November ist jeweils dienstags, donnerstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.