Klaus Gebhard (rechts) schilderte auf Einladung der Kreis-Grünen – hier im Bild Charlotte Michel-Biegel und der Kreisvorsitzende Philipp Jourdan – seinen Standpunkt zu S 21. Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

Einer der führenden Stuttgart-21-Gegner legt in Nagold auf Einladung der Grünen seine Standpunkte dar

Von Tim Geideck

Nagold. Das Bahnprojekt Stuttgart 21 dominiert seit Wochen die Landespolitik und damit auch den Wahlkampf. Jetzt besuchte mit Klaus Gebhard einer profiliertesten Gegner des Projekts den Kreis Calw und sparte nicht mit KritikDer Kreisverband der Grünen hatte mit Klaus Gebhard, Mitbegründer der Parkschützer- Initiative, nun einen Frontkämpfer zu seiner Klausurtagung ins Naturfreundehaus eingeladen. Seit drei Jahren engagiert sich der Stuttgarter Ingenieur gegen das Milliardenprojekt, das derzeit das ganze Ländle spaltet.

Während seine Mitstreiter an den Schlichtungsgesprächen im Rathaus der Landeshauptstadt teilnehmen, tingelt er mit seinen Vorträgen und Präsentationen durch ganz Baden-Württemberg und macht mobil gegen Bahn und Landesregierung.

Was Gebhard knapp drei Stunden lang im Nagolder Naturfreundehaus erzählte, las sich wie ein spannender Wirtschaftskrimi. Seine Kapitel handelten von Politikern und Konzernen, die sich ihr Stück vom Kuchen schnappen wollen, von unvorhersehbaren Risiken für die Umwelt und einem unterirdischen "Science-Fiction-Bahnhof", den niemand brauche. Der Bahn sei es schließlich bis heute nicht gelungen, den Nachweis zu erbringen, dass der neue Stuttgarter Hauptbahnhof signifikant mehr leisten könne als der bestehende Kopfbahnhof. "Damit müsste das Projekt eigentlich schon beerdigt sein", so das Fazit des Parkschützers.

Besonders kritisch ging Gebhard auf das Verhalten der Bahn ein, die sich mit entscheidenden Informationen zurückhalte: "Die rücken nichts raus, weil sie sich entweder strafbar oder lächerlich machen."

Philipp Jourdan: "Der ÖPNV bei uns wird zurückgehen"

Dass Stuttgart 21 auch den Kreis Calw tangiert, betonte noch einmal der Grünen- Kreisverbandsvorsitzende Philipp Jourdan: "Der ÖPNV bei uns wird zurück gehen", warnt er. Dabei nimmt er mit Thomas Blenke (CDU), Rainer Prewo (SPD) und Beate Fauser (FDP) die drei Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Calw in die Pflicht: "Wer so für S 21 eintritt, der muss auch dafür gerade stehen, dass die S-Bahn-Strecke Calw-Weil der Stadt in den nächsten zehn Jahren kommt. Sonst macht er sich unglaubwürdig."

Die Kreis-Grünen wollen an dem Thema dran bleiben und weitere Veranstaltungen auf die Beine stellen, sobald die Schlichtungsgespräche in Stuttgart zum Ende gekommen sind. "Das Gros da draußen hat noch immer nicht den Hintergrund", sagt Jourdan und will vor allem aufklären. Dabei wirbt er auch für die Veranstaltungen der Befürworter von Stuttgart 21, etwa heute in Calw. Dort laden CDU und FDP zu einer Diskussion. Jourdan: "Gehen Sie hin. Und passen Sie auf, wie auf Fragen reagiert wird."