Eine Reisegruppe machte sich mit Willi Gohl auf nach Polen, um seine alte Heimat Ostpreußen zu erkunden. Foto: Hauser Foto: Schwarzwälder Bote

Busreise: Gruppe erkundet Geschichte

Nagold. Seit einigen Jahren organisiert Willi Gohl aus Nagold eine Reise in seine alte ostpreußische Heimat zu den Masurischen Seen im heutigen Polen.

Die Reise war keine im touristischen Sinn, sondern vielmehr eine Reise in die deutsche Vergangenheit, aber auch in die polnische Gegenwart, in die romantisch-verträumte Natur, aber auch in pulsierende, moderne Städte.

Auf den Spuren von Nikolaus Kopernikus

Nach einer ersten Übernachtung in Posen fuhr man nach Thorn an der Weichsel, der befestigten Stadt, die heute zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Beim geführten Durchwandern der historischen Altstadt, vorbei am Geburtshaus und der Taufkirche von Nikolaus Kopernikus, erinnerten viele Gebäude an den ehemaligen Hansebund und den Deutschen Orden.

Nikolaiken, dem touristischen Zentrum der Masurischen Seen war der Ausgangspunkt für die Ausflüge der kommenden Tage, bei denen die Teilnehmer durch die kompetente Reiseführerin "Mariellchen" viel von der wechselvollen Geschichte des Landes erfuhren.

Ein romantisches Orgelkonzert in der barocken Wallfahrtskirche "Heilige Linde" stand im krassen Gegensatz zum Besuch des ehemaligen "Führerhauptquartiers Wolfsschanze" bei Rastenburg, dem Ort des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944. Unselige deutsche Vergangenheit mit bis zu neun Meter dicken Betondecken über den Bunkern ließen in der weitläufigen Anlage beklemmend-nachdenkliche Gefühle aufkommen, zumal ein ausgezeichneter Kenner der Geschichte der Gruppe diesen Abschnitt der nationalsozialistischen Geschichte anschaulich und eindringlich vor Augen führte.

Natur und Entschleunigung bei einer Bootsfahrt auf den masurischen Seen wurde am Nachmittag ergänzt durch eine Stocherkahnfahrt auf dem Krutynafluss.

Zur Ostsee nach Frauenburg, der Wirkungsstätte von Kopernikus am Frischen Haff fuhr die Gruppe am folgenden Tag.

Gegensätze können kaum größer sein

Bedrückend waren die Gedanken der Teilnehmer, als Willi Gohl seine persönliche Geschichte der Flucht Richtung zugefrorener Ostsee im Januar 1945 emotional schilderte. Betroffen hörten die Mitreisenden von Männern, Frauen und Kindern, die tot in den Straßengräben lagen, auf denen der Bus gerade fuhr. Menschen, die bei ihrer Flucht über das Eis im Haff von russischen Flugzeugen in den Tod gebombt wurden.

Wie groß war danach der Gegensatz: Bei herrlichem Sonnenschein genoss man am Strand den Tag.

Weiter führte die Reise der Nagolder am nächsten Tag Richtung Danzig. Der mondäne Badeort Zoppot mit dem längsten Seesteg an der Ostsee wurde besucht. Ein geführter Stadtrundgang in Danzig durch die im Krieg vollständig zerstörte und historisch wiederaufgebaute Altstadt waren ein weiterer Höhepunkt der Reise. Eine Schifffahrt zum Oberländer Kanal führten zu den Schiffshebewerken, bei denen die Schiffe nur mit Wasserkraft über die Hügel auf Schienen gezogen werden.

Landestypisches Essen mit Musik

Beim landestypischen Abendessen tanzten und sangen eine kaschubische Gruppe, musikalisch unterstützt durch eine originale kaschubische Kapelle. Der Besuch mit Führung der Marienburg bildete den historischen Höhepunkt der Reise in die Masuren.