Das Bürgertheater ist in Nagold als Stationentheater angelegt. Die Schauspieltruppe spielte auch in der jüngsten Produktion an verschiedenen Plätzen in der Stadt wie hier zwischen OHG und Youz. Foto: Hofmann

Regisseurin Isolde Alber geht. In den nächsten Monaten wollen sich Akteure beraten. Mit Kommentar und Video

Nagold - Nach dem Bürgertheater ist vor dem Bürgertheater. Doch diesmal kündigt sich ein Bruch an: Regisseurin Isolde Alber macht nicht mehr weiter. Wie wird es ohne sie weitergehen?

Das Bürgertheater 2018 ist Geschichte. Etwa 1400 Besucher kamen zu den zwölf Vorführungen. Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann spricht von einem großem Erfolg. "Ohne Isolde Alber wäre das nicht möglich gewesen", meint der OB. Für ihn ist klar: "Das Bürgertheater ist eine feste kulturelle Größe in Nagold." Daher werde es auf jeden Fall ein fünftes Bürgertheater geben. Nur eben ohne Alber. "Das war schon vorher klar, dass Isolde aufhören wird", so Ralf Fuhrländer, Nagolds Stadtplanungsamtsleiter und Mitglied des Bürgertheater-Ensembles. "Das haben wir aber während der gemeinsamen Arbeit hinten angestellt." Er habe das Mitwirken am Bürgertheater immer genossen und freue sich, wenn es "im Kern so weiter" ginge. "Jetzt muss eben ein neuer Verantwortlicher gefunden werden. Jemanden wie Isolde Alber zu finden, wird aber sicher schwer", meint Fuhrländer. "Bei Isolde Alber kam einfach alles zusammen, da hat alles gepasst", weiß auch der OB. "Sie hat das Bürgertheater natürlich geprägt, aber ich bin offen und würde prinzipiell wieder mitmachen", so Fuhrländer. Doch diese Frage stelle sich für ihn dann erst in knapp zwei Jahren.

Anders ist das bei Thomas Baitinger, CDU-Stadtrat und seit dem ersten Bürgertheater mit dabei: "Ich verspüre den Auftrag, mich für die Zukunft des Bürgertheaters einzusetzen." In der bisherigen Form ohne Isolde Alber weiterzumachen werde schwierig, meint Baitinger. Aber er hat schon einige Ideen im Kopf, die man weiter verfolgen könnte: "Man könnte vielleicht dazu übergehen, fertige Stücke auf die Nagolder Stadtgeschichte anzupassen." Schließlich war es bisher Alber, die die Stücke gemeinsam mit den Schauspielern entwickelte und die Texte schrieb. Ein fertiges Stück könnte da Abhilfe schaffen.

Wir haben das Nagolder Bürgertheater mit der Videokamera begleitet:

Aber es gebe schon noch Nagolder Themen, die man auf die Bühne bringen könnte. Ihm schwebt beispielsweise ein Stück über die Hochkultur der Kelten in Nagold vor. "Man könnte auch überlegen, den ›Sommer am Bach‹ wieder zu beleben," überlegt Baitinger. "Dann als ›Kultur am Bach‹". Am und auf der Nagold zu spielen, habe bereits 2012 viel Spaß gemacht. "Man könnte dort etwas installieren, was Nagold unverwechselbar macht."

Dazu spukt außerdem eine weitere Idee in Baitingers Hinterkopf herum: "Warum nicht einen Verein gründen, der das Bürgertheater künftig trägt?" Mitglieder des Vereins könnten beispielsweise der City-Verein und die Urschel-Stiftung sein. "Die Leitung des Stücks könnte dann zur Abwechslung mal ein Mann übernehmen, nach Jahren in denen das Bürgertheater von Damen geprägt war", so Baitinger.

Auf einen Mann legt sich OB Großmann nicht fest. Aber, man wolle sich in entsprechenden Kreisen umhören und mit einer jungen Person einen neuen persönlichen Impuls setzen. "Wir möchten nicht bevormunden, aber Gedanken haben wir uns natürlich schon gemacht", sagt Großmann. Im Sommer wolle er sich mit den Akteuren treffen und sich erst mal im Ensemble umhören, was da gewünscht werde. "Dann heißt es querdenken." Inhaltlich kann sich Großmann vorstellen, anstelle von Stadtgeschichte, auch mal Geschehnisse aus der Region auf die Bühne zu bringen.

In einem scheint man sich einig zu sein: Gegen ein Profi-Theater soll das Bürgertheater nicht ausgetauscht werden. "Es ist wichtig, die Region auf die Bühne zu holen", so Baitinger. Und Großmann: "Das Bürgertheater soll weiterhin aus der Mitte der Bürgerschaft kommen. Das ist der Kern des Bürgertheaters, dass sich Menschen aus Nagold und Umgebung, verschiedener Generationen und mit verschiedenen Talenten einbringen und Kultur aus eigener Kraft schaffen."

Kommentar: Große Lücke

Von Lena Wind

Spricht man mit den Schauspielern des Bürgertheaters wird schnell klar: Viele hat besonders die Zusammenarbeit mit der professionellen Regisseurin Isolde Alber gereizt. Sie habe eine besondere Art, aus jedem das Beste herauszukitzeln. Nun will Alber aufhören – verständlich, beim nächsten Bürgertheater wäre sie bereits über 70. Aber im Ensemble des Bürgertheaters wird sie eine große Lücke hinterlassen. Auf menschlicher Ebene, aber auch auf fachlicher. Nicht nur ihr Können als Theaterpädagogin, auch ihre Ausdauer und ihre Erfahrung bei der Recherche und dem Schreiben der Stücke werden fehlen. Man darf gespannt sein, wer diese Nachfolge antreten wird. Es wird schwer, jemanden zu finden, der mit so großem Engagement dabei ist. Und vielleicht noch schwerer, jemanden zu finden, der die Schauspieler so in seinen Bann ziehen kann wie Isolde Alber.