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OB kündigt auf Neujahrsempfang Erweiterungspläne des Unternehmens an. Bis zu 100 neue Arbeitsplätze.

Nagold - Die Quadratur des Kreises gilt ja gemeinhin als unmöglich. Das machte auch Nagolds OB beim Neujahrsempfang in Sachen Wohnbebauung deutlich. Doch ein anderes von ihm angesprochenes Thema kommt der Quadratur des Kreises dann doch ganz nah: der Stadtcampus Nagold.

Für viele Bürger ist der Neujahrsempfang in der Stadthalle Nagold ein Muss. Deutlich mehr als 500 Gäste begrüßte Jürgen Großmann am Sonntag in der in Ehren gealterten Halle. Es mussten noch einmal zusätzliche Stuhlreihen aufgestellt werden – ganz zur Freude des Nagolder Stadtoberhaupts und wohl sicher auch der Trachtenkapelle Emmingen, die unter der Leitung von Heidrun Watz den Empfang musikalisch umrahmte.

Das große Interesse mag auch daran liegen, dass der Neujahrsempfang mehr ist als ein Ort des Sehens und Gesehenwerdens. Es ist auch der Moment, in dem Nagolds OB in die Zukunft blickt – und mitunter Projekte öffentlich macht, die bis dato kaum bekannt waren.

Stadthalle bleibt noch mindestens zehn Jahre

Der Ort des Geschehens, die alte Stadthalle, ist räumlich ganz nah dran an solch einem Projekt, könnte gar in vielen, vielen Jahren der abschließende Teil davon werden. OB Großmann skizzierte die Zukunft des Areals, die es in mehreren Abschnitten zu realisieren gelte. Das Volumen: 30 bis 40 Millionen Euro – "das ist ein Volumen wie bei einer zweiten Landesgartenschau", verdeutlichte der OB die Tragweite des Projekts. Großmann stellte in groben Zügen den "Stadtcampus" vor, der Masterplan stehe. Darin enthalten ist nicht nur der Umbau des Otto-Hahn-Gymnasiums, sondern auch die Verwirklichung von Parkflächen für das Parkhaus Nord. Eine zusätzliche neue Zwei-Feld-Sporthalle am OHG (auf dem Gelände des jetzigen Fachtraktanbaus zur Nagold hin), neue Fachräume über der neuen Halle, im Zentrum eine neue Schul-Aula – all das sind Ideen, die verwirklicht werden könnten. Wenn’s der Gemeinderat denn beschließt.

Beginnen aber würde die Neugestaltung wohl mit der Verwirklichung des Parkhauses Nord, als unterirdischer Tiefgarage, die sich unter dem Schulgelände befinden könnte. Die Arbeiten an der Schule könnten sich in weiteren Abschnitten anschließen.

Und die alte Stadthalle? "Die brauchen wir so noch mindestens zehn Jahre", war Nagolds OB überzeugt, und machte damit auch deutlich, dass in der Priorisierung die Themen Parken und OHG-Sanierung Vorrang haben. Es ist also doch nur fast die Quadratur des Kreises, die er da präsentierte

OB Großmann wartete mit weiteren Neuerungen auf: Das städtische Archiv soll bald umziehen. Den ewigen Leerstand des ehemaligen CAP-Marktes hat die Stadt mittlerweile erworben und will in diesen Räumen ein zentrales Stadtarchiv aber auch EDV-Angebote verwirklichen.

Mega-Bauprojekt ist Industriehalle

Das Mega-Bauprojekt schlechthin steuert in diesem Jahr aber das Nagolder Unternehmen Wagon Automotive bei: In den nächsten drei Jahren werden mehr als 120 Millionen Euro in den Bau einer Halle mit rund 25.000 Quadratmetern Fläche investiert. 260 Industrieroboter sollen dort einmal zum Einsatz kommen und bis zu 100 weitere Arbeitsplätze könnten so am Standort in Nagold entstehen. Spatenstich für das Mega-Projekt sei in diesem Jahr.

Private Investoren bekamen vom Nagolder OB beim Neujahrsempfang eh ein Sonderlob. Zum Beispiel bei den Projekten Anker-Areal oder auch dem Neubau der Familie Günther am Zwingerweg. Die familiengeführten Unternehmen im Nagolder Einzelhandel würden sich immer wieder neu erfinden, um sich der stark wachsenden Konkurrenz des Online-Handels zu stellen.

Ein privat getragenes Projekt könnte 2018 auch mit dem Aufbau einer Event-Gastronomie in und an der einstigen Fabrikhalle auf dem Teufel-Areal verwirklicht werden. Großmann jedenfalls warb kräftig dafür. Nagold sei immer eine Stadt für neue Ideen gewesen. Gerade auch im Hinblick auf die Fußball WM und das Thema Public-Viewing machte sich Großmann dafür stark, die neue Eventgastronomie einmal auf ein Jahr zu testen. Ebenfalls eine neue Idee der Stadtverwaltung: Im nächsten Winter schon könnte Nagold mit einer Eisbahn aufwarten.

Noch ein weiteres Projekt war dem OB wichtig: das neue Druckprodukt aus dem Hause des Schwarzwälder Boten, das bald zum ersten Mal erscheinen wird – der "Nagolder Stadtbummel". Immer montags soll der Stadtbummel ein "Schaufenster oder Blickpunkt auf den Wirtschaftsstandort Nagold" bieten. Großmann: "Ein sehr schönes, innovatives Produkt" – das im Übrigen auch weit über Nagolds Stadtgrenze hinaus wirken soll.

Zahlreiche Veranstaltungen geplant

Mit neuen Veranstaltungen geizte die Stadt Nagold 2017 nicht: Großmann freute sich, dass die Burgruine mehr bespielt wurde – mit den Formaten Märchen-Zeit, Ritter-Zeit und auch Falken-Zeit. Auf dem Schlossberg mit der Hohennagold habe man den Beweis angetreten, dass Nutzung und Naturschutz zusammengehen. Apropos Burg: Großmann kündigte an, dass man prüfe, die Burg virtuell wieder aufzubauen – "zunächst mal", wie er vielsagend und mit einem Lächeln erklärte.

Zahlreiche Veranstaltungen, auch von privater Seite sowie große Jubiläen fanden ebenso Raum in der Neujahrsansprache wie Groß-Veranstaltungen 2018: Das SWR 4- Blechduell zum Beispiel (9. Juni), das Nagolder Bürgertheater (14. Juni bis 1. Juli) oder auch der Tag der Begegnung am 22. Juli.

Einen besonderen Stellenwert nahm in der Rede die Einweihung des Bürgerzentrums ein – von Großmann kurzerhand als "epochal" betitelt. Und das sei nicht übertrieben. Denn mit dem Bürgerzentrum gebe es nun eine Heimstätte für alle ehrenamtlichen Ideen und Gruppen. Für den OB war es "institutionalisierter Nagolder Bürgersinn", den man nun im Bürgerzentrum erleben könne – gerade auch, weil die Urschelstiftung die Trägerschaft inne hat. "Ein großes Geschenk für uns alle". Und Großmann lieferte weitere Beispiele dieses Bürgersinns. Eines sei besonders hervorgehoben: Die Bemühungen um den Bau eines Stationären Hospiz hatten 2017 ihren Durchbruch, 2018 werde nun mit der Realisierung gestartet.

Stadt steht hinter Gesundheitskonzept

Beim Thema Wohnbebauung ging Großmann auf Aktivitäten in den Teilorten aber natürlich auch in Nagold ein. 2018 geht das Wohngebiet Hasenbrunnen auf den Markt – in diesem Zusammenhang verdeutlichte der OB aber, dass die "Quadratur der Wohnbauentwicklung" kaum lösbar sei, die Stadt aber sich bemühe, Bauland zur Verfügung zu stellen. Auch ein weiteres Neubaugebiet auf dem Oberen Steinberg ist Thema.

Großmann nutzte den Neujahrsempfang, um Landrat Helmut Riegger zu versichern, dass Nagold hinter dem beschlossenen Gesundheitskonzept des Kreises stehe. Derzeit bestehe noch die Chance, zwei Standorte im Kreis zu realisieren. Und mit dem Beginn der Sanierungsarbeiten in Nagold noch in diesem Jahr, gelte es auch diese Chance zu ergreifen. Großmann warnte davor, das Thema zu "verbummeln durch weitere Diskussionen" und wünschte dem Landrat "durchzuhalten".

Das zweite im Kreis heiß diskutierte Thema ist das mögliche KSK-Absetzgelände zwischen Haiterbach und Gündringen. Man wolle, dass das KSK im Kreis bleibe und sei deshalb "nicht einfach dagegen". Nagold sende das Signal aus, dass man eine Kompensation erwarte. "Es sind ausgesprochen gute Gespräche, die wir seit Monaten führen", machte Großmann deutlich. Der OB: "Da muss für uns was rumkommen."