Svenja Ferl vor der Eingangstüre ihrer Tanzschule in Nagold-Iselshausen. Foto: OHG Foto: Schwarzwälder Bote

Schülerin interviewt Svenja Ferl über die Motivation als Tanzlehrerin und auch über Vor- und Nachteile dieses Metiers

(VK). Sie ist schlank, hübsch, durchtrainiert, hat kurze blonde Haare, eine tolle Ausstrahlung und wenn man sie sieht, hat man sofort gute Laune. Die Rede ist von Svenja Ferl. Sie ist die Leiterin der Tanzfabrik Nagold – "All U Can Dance".

Svenja Ferl hat viel Erfahrung mit Tanzen, die sie durch Aus-, Fort- und Weiterbildungen an zahlreichen namhaften Institutionen und durch Unterricht bei renommierten Tänzern und Pädagogen aus dem In- und Ausland gesammelt hat. Ich entschied mich, ein Interview mit Svenja zu machen, weil ich mehr über sie erfahren und wissen wollte, was sie all die Jahre motiviert hat. Ich selber bin eine Schülerin von Svenja, und diese Fragen haben mich schon sehr lange interessiert.

Warum haben Sie sich diesen Beruf ausgewählt? Was hat Sie motiviert?

Mir war schon von Kind an klar, dass ich Lehrerin werden möchte. Ich habe dann angefangen, Deutsch und Englisch auf Lehramt zu studieren, das war mir aber viel zu trocken. Deshalb habe ich neben dem Lehramts-Studium noch eine Ausbildung gemacht, zur Lehrerin für orientalischen Tanz. Ich habe mir gedacht, dass nur orientalischen Tanz zu unterrichten viel zu wenig wäre. Deshalb habe ich mich an der Ballettfachschule in Stuttgart beworben und wurde dann auch aufgenommen. Das war dann letztendlich der Grund, warum ich mein Studium abgebrochen habe. Was mich motiviert hat, war der Gedanke, dass ich in einem normalen Job keine Zeit mehr für meine Hobbys wie das Tanzen oder das Reiten hätte. Da dachte ich mir, warum nicht einfach eines meiner beiden Hobbys zum Beruf machen? Natürlich gibt es auch ein paar Schattenseiten, denn man darf nicht vergessen, dass dazu noch die ganze Bürokratie gehört. Und man wird jetzt in diesem Beruf auch nicht reich. Aber dafür macht es mir riesigen Spaß.

Wie kam es zur eigenen Tanzschule in Nagold? Gibt es noch andere Standorte?

Also, es hat sich damals so ergeben, dass ich schon während meiner Ausbildung im letzten Ausbildungsjahr eine Stellenausschreibung von der städtischen Musikschule Altensteig bekommen habe, die jemanden für die Ballettabteilung gesucht hat. Auf diese habe ich mich beworben und habe die Stelle schlussendlich bekommen. Dort bin ich auch immer noch, ich habe in Altensteig keine eigene Schule, bin aber für die Ballett- und Tanzabteilung zuständig. Die Vorgängerin, die in Altensteig unterrichtet hat, hatte auch drei bis fünf Klassen in einem Fitnessstudio in Nagold, die ich dann gleich mit übernommen habe. Doch mit der Zeit habe ich mich entschieden, eine eigene Räumlichkeit zu suchen, weil der Raum im Fitnessstudio zeitlich sehr begrenzt war.

Welche verschiedenen Kurse gibt es?

Es gibt natürlich Ballett. Als Vorbereitung fängt man mit dem kreativen Kindertanz an. Danach kommt die Ballett-Vorschule als Vorbereitung für das klassische Ballett. Mittlerweile gibt es auch Modern-Gruppen wie Jazz, Contemporary, Hip-Hop, Dancehall, Zumba sowie Kids Dance. Im Prinzip viele Sachen außer Paartanz.

Was sind die beliebtesten Kurse und welche Altersgruppe ist am meisten vertreten?

Es gibt ganz viele kleine Kinder ab ungefähr vier Jahren, die entweder Hip-Hop oder Ballett machen wollen. Aber im Moment gibt es ganz viele Teenager, die in die Kurse "Videoclip" oder "Hip-Hop" gehen, das variiert aber auch immer. Im Moment sind ganz viele Teenager im Ballett oder Hip-Hop.

Wie lange haben Sie diese Tanzschule, wie lange tanzen Sie selber und mit was haben Sie angefangen?

Zuerst war ich im Fitnessstudio in Nagold – für ungefähr drei Jahre. Meine eigene Tanzschule habe ich schon seit sieben Jahren. Ich selber habe mit vier Jahren als erstes mit Ballett angefangen. Später habe ich zum Ballett noch Jazz gemacht und nach einiger Zeit kam orientalischer Tanz dazu. Darauffolgend kam noch Hip-Hop sowie Modern und Contemporary dazu. Vor fünf Jahren hab ich noch Zumba gemacht, damit ich noch Fitness-Aspekte mit reinbringen kann, und seit zwei Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem jamaikanischen Tanzstil und dem Dancehall, was mir ganz viel Spaß macht.

Was sind die Vor- und Nachteile an ihrem Beruf?

Ein Nachteil ist, dass ich immer Spätschicht habe. Der Unterricht fängt erst mittags an, weil die Kinder und Schüler erst mittags nach Hause kommen. Noch schwieriger ist es, eine angemessene Zeit zu finden für die Kinder, die Ganztagsschule haben. Vormittags ist natürlich die Arbeit im Büro angesagt, Unterrichtsvorbereitungen und das Putzen der Tanzschule. Im Großen und Ganzen ist der Nachteil, dass man abends nie so richtig Zeit hat, etwas zu machen, da man erst um ungefähr zehn oder elf Uhr ganz erschöpft nach Hause kommt. Der Beruf ist körperlich auch nicht ohne, man ist den ganzen Tag nur in Bewegung und Aktion. Ein weiterer Nachteil ist, dass ich selber nicht mehr so viel zum Tanzen komme. Als Lehrerin muss ich rumgehen und sehen, wie die Schüler tanzen oder sie auch korrigieren. Doch damit ich diese Zeit ausgleichen kann, gehe ich einmal im Monat auf Weiter- und Fortbildungen und Workshops. In den Ferien bin ich auf Dance Camps, um mich weiterzubilden und selber wieder eine Schülerin zu sein. Aus diesem Grund habe ich mich entscheiden, Zumba zu unterrichten, um selber wieder in Bewegung zu kommen. Der Vorteil ist natürlich, dass man theoretisch ausschlafen kann, wenn ich nur nicht direkt morgens in den Stall gehen oder mit dem Hund raus gehen müsste. Ein weiterer Vorteil ist, dass mir dieser Beruf ganz viel Spaß macht. Doch der größte Vorteil für mich als Tanzpädagogin ist, dass die Kinder freiwillig zu mir kommen. Es macht mich einfach glücklich zu wissen, dass die Kinder gerne bei mir sind.

Wie finden Sie ihren Beruf, sind Sie mit ihm zufrieden, macht er ihnen Spaß?

Spaß macht mir mein Beruf natürlich. Es gibt aber auch manchmal diese paar Gruppen von Kindern, die sehr anstrengend sein können. Wenn die Kinder den Unterricht stören, keine Lust haben oder frech sind, dann hat man nicht so viel Spaß. Ich wünschte mir, dass ich vielleicht mehr Geld verdienen würde. Nur von der Tanzschule alleine könnte ich nicht leben. Das ist schade, weil ich Tanzen hauptberuflich mache und meinen ganzen Tag dafür widme, deswegen sollte ich damit auch meinen ganzen Lebensunterhalt bestreiten können, was leider nicht der Fall ist. Doch ich arbeite dran und es könnte ja noch werden. Aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit meiner Berufswahl, es macht mir sehr viel Spaß!   Die Fragen stellte eine Schülerin der Klasse 9a des OHG Nagold