Saskia Esken (Mitte) besuchte den Vollmaringer Weiher. Foto: Nabu Vollmaringen Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Bundestagsabgeordnete Saskia Esken besucht Nabu-Projekt / Diskussion über Naturschutzthemen

Auf Einladung des Vollmaringer Nabu-Vorsitzenden Wolfgang Herrling sowie Ortsvorsteher Daniel Steinrode besuchte die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken den Vollmaringer Weiher.

Nagold-Vollmaringen. An dem Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten waren auch die Stadträte Marco Ackermann und Gert Streib, der SPD-Vorsitzende Andreas Röhm, sowie SPD-Mitglied Markus Strinz und Anu-Sprecher Dieter Laquai beteiligt. Ortsvorsteher Daniel Steinrode stellte zu Beginn der Führung klar, dass man mit dem Vollmaringer Nabu einen Verein im Dorf habe, der Unschätzbares für den Vollmaringer Natur-, Umwelt-, und Landschaftsschutz leiste.

Saskia Esken freute sich über die Einladung und merkte an, sie sei gerne gekommen, zum einen, um das einmalige Naturschutzprojekt in Vollmaringen zu sehen, aber vor allem, um zu hören, was aktive Naturschützer aus ihrer Arbeit zu berichten haben und was aus deren Sicht von der Politik noch getan werden müsse. 

Freistellungsarbeiten in Eigenleistung absolviert

Stolz zeigte Herrling der Gruppe den Vollmaringer Weiher. Kaum in der Nähe des Weihers stießen die Interessierten bereits auf einen Bergmolch.

Im Frühjahr 2017 begann die Sanierung des Weihers mit Freistellungsarbeiten. Im Sommer  wurde dann in einer einwöchigen Aktion mit Schreitbagger und Kettenbagger rund 400 Kubikmeter Schlamm aus dem Weiher entfernt, auf dem südlichen Acker zwischengelagert und im Herbst auf der Fläche verteilt. 

Die aufwändige  Maßnahme wurde vom NABU-Vollmaringen mit Mitteln aus der Landschaftspflege gefördert. Erschwert wurde die Arbeit aber durch die schlechte Zugänglichkeit des Geländes, die Lage in einem Dolinengebiet und den Grundwasserschutz. Die NABU-Gruppe ist stolz darauf, dass sie durch eine gute Arbeitsorganisation und umfangreiche Eigenleistungen der Kostenvoranschlag deutlich unterschreiten konnte. Erfreulich ist, dass bereits im ersten Jahr nach der Sanierung, der Weiher wieder als Laichbiotop angenommen werde.

Verlandung seit den 1980er-Jahren

Herrling gab einen kurzen Überblick über die Entstehung des Vollmaringer Weihers: Im 16. Jahrhundert befand sich in den Mühlwiesen zwischen Vollmaringen und Mötzingen eine Mühle, die mit Wasser aus zwei Vorteichen angetrieben wurde. 

Eines Nachts soll das Gebäude in der Doline versunken sein. Der Name des Gewanns Mühlwiesen östlich des Vollmaringer Weihers dürfte auf die Mühle hinweisen.

Der Vollmaringer Weiher liegt in einem Karstgebiet, das von trichterförmigen Absenkungen – Dolinen – übersät ist, erklärt der Vollmaringer Nabu-Vorsitzende.

Im Jahr 1894 sei laut Ortschronik der Vollmaringer Weiher in Handarbeit als Fischweiher ausgebaut worden. Bedeutender dürfte der Vollmaringer Weiher aber als Eisweiher gewesen sein.

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wurde der Bereich des Weihers als Freizeitgrundstück genutzt. Seit den 1980er-Jahren verlandete der Weiher zusehends, da der Umlaufgraben nicht mehr funktionierte und die feinsten Lössteilchen, die über die Drainagen eingeschwemmt wurden, sich im Weiher absetzten. Als Laichgewässer für Grasfrösche und Erdkröten verlor der Weiher etwa ab 2005 seine Funktion.

Nach mehreren Jahren Vorbereitung wurde der Vollmaringer Weiher vom Naturschutzbund Anfang 2017 unter Naturschutzgesichtspunkten gekauft, da  der Weiher und das umgebende Gelände als Lebensraum für Vögel, Insekten und  Amphibien noch immer von großer Bedeutung ist.

Die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken bedankte sich beim Vollmaringer Nabu für die ehrenamtliche geleistete Arbeit für den Naturschutz.

Zwar war die Führung am Vollmaringer Weiher der Anlass des Besuchs. Doch Herrling nutze die Chance, die Bundestagsabgeordnete auf mehrere Themenbereiche aus Natur und Umwelt anzusprechen. An erster Stelle stand hinsichtlich des sehr heißen und trockenen Sommers, dass deutlich mehr getan werden müssen gegen die Klimaerwärmung. Esken berichtete von dem Vorhaben, erstmalig in Deutschland ein Klimaschutzgesetz zu erarbeiten und damit die Grundlage dafür zu schaffen, dass die gesteckten Ziele auch erreicht werden.

Schutz der Menschen vor Lärm

Auch angesprochen wurde das Thema Lärm. Ungestörte größere Landschaftsbereiche sind für die Natur und für den Menschen großer Bedeutung. Aus diesem Grund sprach sich Herrling gegen eine mögliche neue Straßentrasse zwischen Haiterbach und Untertalheim aus, die sogar durch Naturschutzgebiete und FFH-Gebiete führen würde. Er sprach sich auch gegen den geplanten Standort eines Militärflugplatzes beim Dürrenhardter Hof aus. 

Beim Gang durch die Natur kam auch der Rückgang der Insekten in der Artenzusammensetzung zur Sprache. Auch die Masse der Insekten habe in den letzten Jahrzehnten um circa 70 Prozent abgenommen, so Herrling. Ortschaftsrat Marco Ackermann berichtete, dass der Vollmaringer Ortschaftsrat diese Problematik auch sehe und dass man dabei sei, im Ort geeignete Standorte für weitere Blühstreifen zu suchen.