Besonders in der Gastronomie herrscht derzeit ein hoher Arbeitskräftebedarf. Foto: Büttner Foto: Schwarzwälder Bote

Statistik: Arbeitslosigkeit im Nordschwarzwald gegenüber Juli gestiegen / Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 3,3 Prozent

Hunderte Ausbildungsplätze werden in der Region unbesetzt bleiben. Derzeit sind noch 643 junge Menschen auf der Suche nach einem Platz. Dem stehen mehr als doppelt so viele offene Plätze gegenüber. Derweil ist die Arbeitslosigkeit im Nordschwarzwald wieder gestiegen.

Nagold/Nordschwarzwald. Wie in der Ferienzeit üblich, hat die Arbeitslosigkeit im Nordschwarzwald von Juli auf August zugenommen. 11 154 Menschen waren im August ohne Arbeit, 669 oder 6,4 Prozent mehr als im Juli. Die Arbeitslosenzahlen liegen dennoch weiter deutlich unter dem Wert des vergangenen Jahres. Im August 2017 waren noch 1391 oder 11,1 Prozent mehr Männer und Frauen arbeitslos.

Die Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – hat sich gegenüber Juli um 0,2 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent erhöht. Vor einem Jahr lag sie noch bei 3,8 Prozent. Mit 2,7 Prozent verzeichnet Calw die niedrigste Arbeitslosenquote unter den sieben Geschäftsstellenbezirken. Es folgen Freudenstadt, Horb, Mühlacker und Nagold mit jeweils 2,9 Prozent, Bad Wildbad mit 3,4 Prozent und Pforzheim mit 3,9 Prozent.

Für die Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, ist das Ende der Arbeitslosigkeit für eine große Zahl Betroffener bereits absehbar. "Viele Jugendliche haben sich nach dem Schuljahresende arbeitslos gemeldet und warten nun auf den Ausbildungs- oder Studienbeginn im September oder Oktober. Sie wissen also bereits, wann und wie es für sie weitergeht." Hinzu kommen Ausbildungsabsolventen, die nach ihrer Prüfung nicht übernommen wurden und jetzt auf der Suche nach einer passenden Beschäftigung sind. "Diese jungen Fachkräfte werden wir schnell vermitteln, zumal vieles dafür spricht, dass der Arbeitskräftebedarf im Nordschwarzwald auf stabil hohem Niveau bleiben wird", so Lehmann.

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim waren am Stichtag im August 5312 zu besetzende Stellen gemeldet, 574 oder 12,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Insbesondere in der Gastronomie (Restaurantfachleute, Köche, Kellner, Zimmermädchen) und in den Pflegeberufen besteht zurzeit ein hoher Arbeitskräftebedarf. Aber auch im verarbeitenden Gewerbe und im Handwerk werden dringend Fachkräfte gesucht.

Trotz der Ferienzeit gab es viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. Im August meldeten sich 3773 Männer und Frauen neu oder erneut arbeitslos, 498 oder 15,2 Prozent mehr als im Juli. Gleichzeitig konnten 3098 Menschen im August ihre Arbeitslosigkeit beenden, 130 oder 4,4 Prozent mehr als im Vormonat.

"Am regionalen Ausbildungsmarkt gibt es aktuell noch viele freie Ausbildungsstellen, sodass wir den jungen Leuten in der Region noch attraktive Ausbildungsstellenangebote unterbreiten können", berichtet die Agenturchefin. Im August suchten im Agenturbezirk Nagold-Pforzheim noch 643 bei der Agentur für Arbeit gemeldete Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Ihnen standen 1341 freie Ausbildungsplätze gegenüber.

Die aktuellen Zahlen belegen den Wandel des Ausbildungsmarktes zum Bewerbermarkt mit besten Chancen für junge Leute. Rein rechnerisch kann jede und jeder, der aktuell noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, aus zwei Angeboten wählen. Um einen weiteren Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage zu erreichen, ist aus Sicht der Arbeitsagentur Flexibilität auf beiden Seiten gefordert: Jugendliche, die bei der Lehrstellensuche bis jetzt erfolglos waren, sollten sich nicht auf ihren Traumberuf fixieren, sondern sich für Alternativen öffnen. Betriebe mit Besetzungsproblemen sollten vom Wunschkandidaten abrücken und auch Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance geben, die ihrem Idealbild nicht vollständig entsprechen. "Gerne beraten wir die Unternehmen über die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten, die wir in diesen Fällen anbieten können", so Lehmann.